Claus Weselsky, der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, spricht bei einer Kundgebung der GDL
  • GDL-Vorsitzender Claus Weselsky bei einer Kundgebung der GDL in Stuttgart.
  • Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weissbrod

Bahnstreik: GDL-Chef Weselsky wähnt öffentliche Meinung aufseiten der Streikenden

Tag zwei im Lokführerstreik der Gewerkschaft GDL: Der Notfahrplan der Bahn läuft mit rund einem Fünftel des Angebots im Fernverkehr weiter stabil. Gewerkschaftschef Claus Weselsky gibt sich derweil auf einer Kundgebung in Stuttgart weiter unversöhnlich.

Der Notfahrplan der Deutschen Bahn ist auch am zweiten Streiktag der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) stabil gelaufen. „Die Züge rollen, und man kann auch während des Streiks reisen“, sagte Bahn-Vorstandsmitglied Stefanie Berk am Donnerstag in Frankfurt am Main mit Blick auf den Fernverkehr. Das Angebot funktioniere zuverlässig. Reisende sollten sich weiterhin online über ihre Zugverbindung informieren und Sitzplätze reservieren. 

Notfallplan der Bahn läuft mit etwa einem Fünftel der Fernzüge

Wie schon bei vorigen Arbeitskämpfen der GDL im laufenden Tarifstreit mit dem bundeseigenen Konzern sind rund ein Fünftel der Fernzüge im Einsatz. „Das ist auch unser Plan für die nächsten Tage“, sagte Berk. Im Regionalverkehr kommt es ebenfalls zu weitreichenden Einschränkungen, die jedoch unterschiedlich stark ausfallen.

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Die Bahn setzt eigenen Angaben zufolge vor allem auf den Hauptstrecken längere Züge mit mehr Sitzplatzkapazität ein. Dies gelte besonders für Hauptverbindungen etwa im Nord-Süd-Korridor, in dem viele Reisende unterwegs seien.

Thüringens Ministerpräsident Ramelow: DB hat Schuld an Eskalation

Die Lokführergewerkschaft GDL bestreikt bis einschließlich Montag den Fern-, Regional- und Güterverkehr der Deutschen Bahn. Trotz der erheblichen Auswirkungen des sechstägigen Bahnstreiks für Reisende und Pendler wähnt GDL-Chef Claus Weselsky die öffentliche Meinung aufseiten der Streikenden. „Nicht die veröffentlichte Meinung spiegelt wider, wie die Menschen zu diesem Streik stehen, sondern die öffentliche Meinung“, sagte er am Donnerstag bei einer Kundgebung in Stuttgart. Diese sei definitiv anders, weil „der überwiegende Teil der Menschen in diesem Lande sind Arbeitnehmer – egal mit welcher Qualifizierung, egal in welchem Industriezweig oder in welchem Unternehmen sie tätig sind.“

Verständnis für den Streik äußerte am Mittwoch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Schuld an der Eskalation habe die Deutsche Bahn. „Ich verstehe überhaupt nicht, was die Strategie der Bahn ist“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es gebe kein schlichtungsfähiges Angebot. Der Bahn-Vorstand versuche stattdessen immer wieder, juristisch gegen die GDL vorzugehen. Das Ziel sei offenbar, die Gewerkschaft kaputt zu machen. „Das macht sie aber erst recht zu einer Kampforganisation. Ich kann da nur verblüfft den Kopf schütteln“, sagte der Ex-Bahn-Schlichter.

Bahnbeauftragter der Bundesregierung fordert GDL zu Verhandlungen auf

Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Michael Theurer (FDP) forderte die Gewerkschaft hingegen erneut auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Mit ständig neuen und immer längeren Streiks büßt der klimafreundliche Verkehrsträger Schiene zunehmend an Attraktivität ein“, sagte er dem RND (Donnerstag). „Jeder, der bisher überlegt hat, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, hat nun ein weiteres Gegenargument“, fügte er hinzu. „Das ist ein Spiel mit dem Feuer.“

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Der Tarifstreit dreht sich neben Entgeltforderungen vor allem um die Arbeitszeit. Die GDL fordert eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn lehnt das ab. Sie hat im Rahmen eines Wahlmodells bisher eine einstündige Absenkung auf 37 Stunden ohne finanzielle Einbußen angeboten. Wer sich dagegen entscheidet, soll stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld erhalten. (dpa)

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