Aus der Asche auferstanden: Pariser Wahrzeichen wird wiedereröffnet
Sie ist aus der Asche auferstanden und strahlt nun heller als je zuvor: Die Pariser Kathedrale Notre-Dame wird gut fünf Jahre nach dem verheerenden Brand am kommenden Wochenende wieder eröffnet. Nur ein kleines Stück Blei, das die Restauratoren in der Hand eines marmornen Christus gelassen haben, erinnert an den Zustand der Kirche nach dem Feuer.
„Der Schock der Wiedereröffnung wird genauso groß sein wie der des Brandes“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der bei einem Vorab-Besuch den Handwerkern gedankt hatte. „Sie haben geschafft, was viele für unmöglich hielten“, sagte er ihnen. Das Feuer von Notre-Dame sei eine „nationale Wunde“ gewesen, „Sie konnten sie heilen.“
Notre-Dame de Paris wird nach fünf Jahren wiedereröffnet
Als die Asche noch nicht erkaltet war, hatte Macron 2019 versprochen, die Kathedrale solle innerhalb von fünf Jahren wieder aufgebaut werden – und zwar „schöner als vorher“.
Viele hielten es für vermessen, so über ein Meisterwerk der Gotik zu sprechen, dessen Dachstuhl abgebrannt war und dessen herabstürzender Spitzturm ein Loch in die Kuppel über der Vierung gerissen hatte. Zudem war nach dem Brand alles von giftigem Bleistaub überzogen, der aufwändig entfernt werden musste.
Es mag eine Mischung aus Größenwahn und politischem Instinkt gewesen sein – Macron behielt recht. „Sie haben der Welt bewiesen, dass nichts der Kühnheit, dem Willen und der Entschlossenheit widersteht“, sagte Macron den am Wiederaufbau Beteiligten – sich selbst eingeschlossen.
Notre Dame Paris: Riesige Spendenbereitschaft nach Feuer
Dass Notre-Dame zu den wenigen Pariser Baustellen zählt, auf denen der Zeitplan eingehalten wird, ist aber nicht nur Macrons Willen, sondern vor allem der beispiellosen Spendenbereitschaft zu verdanken, die die dramatischen Bilder der brennenden Kirche am 15. April 2019 ausgelöst hatten.
Etwa 843 Millionen Euro an Spenden kamen zusammen – so viel, dass noch knapp 150 Millionen übrig blieben, die nun für die ohnehin anstehende Restaurierung der Apsis und der Strebepfeiler verwendet werden.
Es zählt zu den Besonderheiten Frankreichs, dass Staat und Religion dort strenger getrennt sind als anderswo – zugleich aber auch enger verbunden, weil der Staat Eigentümer aller Kirchen ist, die vor 1905 gebaut wurden. Dies erklärt auch, warum Macron als oberster Bauherr von Notre-Dame auftrat.
Debatte um mögliches Eintrittsgeld für Notre-Dame
Der Präsident hätte der Kathedrale allzu gerne seinen Stempel aufgedrückt, etwa durch einen Spitzturm eines zeitgenössischen Architekten. Dies hätte ihn in eine Reihe gestellt mit seinen Vorgängern, die in Paris eine neue Nationalbibliothek oder ein Museum für außereuropäische Kunst hinterließen.
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Die Charta von Venedig, die festlegt, dass ein historisches Bauwerk nach einem Unglück originalgetreu wieder aufgebaut werden soll, verhinderte dies. Aber Macron setzte durch, dass ein Teil der Fenster aus dem 19. Jahrhundert durch zeitgenössische Werke ersetzt wird. Im Gespräch dafür ist etwa der Konzeptkünstler Daniel Buren.
Heftig debattiert wurde auch über den Vorschlag von Kulturministerin Rachida Dati, für Notre-Dame künftig Eintritt zu erheben. Erzbischof Laurent Ulrich hielt dem entgegen, dass Notre-Dame weiterhin „alle mit offenen Armen“ empfangen wolle.
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Um den Besucherandrang zu kanalisieren, soll in Kürze eine Online-Anmeldung für ein bestimmtes Zeitfenster möglich sein. Es wird mit jährlich bis zu 15 Millionen Besuchern gerechnet.
Notre Dame de Paris wird am 7. Dezember wiedereröffnet
Wer Notre-Dame vor dem Brand besucht hat, wird das Bauwerk kaum wiedererkennen: Der helle Kalkstein ist von jahrhundertealtem Ruß und Dreck befreit. Durch die gereinigten Fenster – von denen vier in der Kölner Dombauhütte restauriert wurden – fällt mehr Licht denn je hinein und bringt die frischen Farben und das Blattgold der Wandmalereien zum Strahlen. Auch die 2300 Statuen sind frisch geputzt.
Zur Eröffnung hat Macron zahlreiche Staats- und Regierungschefs eingeladen. Am 7. Dezember will er eine Ansprache halten, dieses Mal aber nur auf dem Vorplatz der Kirche. Anschließend klopft der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich mit dem Bischofsstab an die Tür und zieht dann feierlich in die Kirche ein. Dann wird auch die Orgel wieder erklingen und die Lobgesänge „Magnificat“ und „Te Deum“ begleiten. Am folgenden Sonntag feiert der Erzbischof die erste Messe in der restaurierten Kathedrale, bei der auch der neue Bronze-Altar geweiht werden soll. (dpa/mp)