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Ein Mädchen putzt sich die Nase. Viele Eltern fragen sich, ob sie ihr Kind mit Erkältungssymptomen in Kitas geben dürfen.
  • Ein Kind putzt sich die Nase (Symbolbild).
  • Foto: imago/Westend61

Angeschlagen und erkältet: Deutschland hüstelt durch den Sommer

„Na, bist du auch angeschlagen?“ – „Ja, ich hüstel und schniefe. Aber der Corona-Test ist negativ!“ Solche Dialoge hört man momentan an jeder Ecke: Erkältungen gehen rum in Deutschland – und das mitten im Sommer. Da kommt kein sonniges Strahlen auf!

Freundinnen sagen mit belegter Stimme ab. Kollegen fallen mit Fieber und Schwächegefühl aus. Halb Deutschland scheint derzeit flach zu liegen. Ganz so dramatisch ist es zwar nicht, aber Daten und Einschätzungen von Ärzten und Apothekern zeigen: Es gibt für die Jahreszeit ungewöhnlich viele Atemwegsinfekte – das ist nicht nur ärgerlich für die persönliche Sommerbilanz, sondern hat Folgen für das Gesundheitssystem und Unternehmen. „Die Hausarztpraxen sind seit Jahren stark gefordert. Aktuell ist das Patientenaufkommen jedoch noch einmal besonders hoch“, sagt der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) berichtet von „etwas mehr Infekten als zur gleichen Zeit in den Jahren vor Corona“. Einen ähnlichen Eindruck hat man bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda): „Apotheken berichten über eine Zunahmen von Erkältungserkrankungen in der letzten Zeit“, so ein Sprecher.

RKI bestätigt: Mehr Erkältungen als vor der Pandemie

Diese Angaben lassen sich mit Daten untermauern: So ging das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt von 4,5 Millionen akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) in Deutschland binnen einer Woche aus (bezogen auf den Zeitraum 27.6. bis 3.7.). Das entspricht etwa einer Erkrankung auf 18,5 Einwohner – ganz schön viel also. In den Vorjahren – sowohl während als auch vor der Corona-Pandemie – lagen die Werte deutlich darunter. Eine ARE liegt vor, wenn ein Patient eine Atemwegserkrankung mit Fieber, Husten oder Halsschmerzen hat.

Die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen gibt das RKI mit 1,2 Millionen binnen einer Woche an. Bei den Erwachsenen gibt es bis zu drei Mal mehr solcher Arztbesuche als vor der Corona-Pandemie zu dieser Zeit! Woran das liegt? Nicht nur daran, dass mehr Leute krank sind, sondern wohl auch daran, dass Menschen schon bei einer milden Symptomatik zum Arzt gehen, weil sie durch die Pandemie sensibilisierter sind.

Bis zu drei Mal mehr Arztbesuche von Erwachsenen wegen Atemwegserkrankungen

Und klar: Viele, die hüsteln und schniefen, haben auch Corona. Anders als 2020 und 2021 gibt es durch die ansteckendere Omikron-Variante eine Corona-Sommerwelle. Bei Kindern kursierten insbesondere Rhino- und Parainfluenzaviren. Auch Influenzaviren spielten weiterhin eine Rolle.

Hausärzte-Verbandschef Weigeldt sagt zu Corona: „Glücklicherweise sind die Verläufe, insbesondere bei Geimpften, in aller Regel mild.“ Es gebe aber auch viele Patienten, die zwar klassische Erkältungssymptomen hätten, aber deren Corona-Test zunächst nicht anschlage. Bei einem Teil sei der Test dann später positiv, andere hätten grippale Infekte.

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Liegt die Erkältungswelle womöglich daran, dass wir alle so lange Masken getragen haben und unser Immunsystem jetzt schlicht überfordert ist und gar nicht mehr weiß, wie man so eine Erkältung bekämpft? Keine Sorge, das passiert nicht: „Das Immunsystem ist kein Muskel: Es bildet sich nicht zurück, wenn es nicht oder weniger gebraucht wird“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, kürzlich der dpa. (miri/dpa)

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