Das Ewin-Gefängnis in Teheran brennt.
  • Das Ewin-Gefängnis in Teheran, wo viele Regime-Gegner sitzen, brennt.
  • Foto: Twitter/Borzou Daragahi

„Absichtlich angezündet“: Iranischer Knast mit Regime-Gegnern brennt – mehrere Tote

Am Samstag ist im Evin-Gefängnis in Teheran ein Feuer ausgebrochen. Mindestens vier Menschen sterben. Liberale Iraner und Anhänger der weltweiten Proteste gegen das iranische Regime sind überzeugt, dass die Machthaber damit ihre Kritiker töten wollten. Denn in dem Gefängnis sind politische Häftlinge eingesperrt, auch Teilnehmer der jüngsten Demonstrationen. Die Führung gibt den Gefangenen die Schuld – doch Videos legen den Beschuss der Haftanstalt nahe.

Lodernde Flammen, dichter Rauch, immer wieder fallen Schüsse: Am Samstagabend herrscht Chaos in der iranischen Hauptstadt Teheran. Das berüchtigte Folter-Gefängnis Evin brennt und auf den Straßen dorthin bildet sich langer Stau – es sind die Angehörigen der Insassen, die versuchen zu dem Gefängnis vorzudringen.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Sonntag meldete, sind mindestens vier Gefangene ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt.

Iran: Folter-Gefängnis mit politischen Häftlingen brennt

Noch nicht verifizierte Videos in den Sozialen Netzwerken zeigen jedoch nicht nur den Brand und die Staus auf den Straßen, sondern auch Flugobjekte, die auf das Gefängnis treffen, woraufhin Explosionen zu sehen sind. Liberale Iraner und ihre Anhänger sind überzeugt: Evin wurde absichtlich angezündet.

„Regime beschießt Evin-Gefängnis. Dieses Video zeigt wie Raketen/Sprengkörper oder dergleichen auf das Gefängnis geschossen werden. Man hört auch das Geräusch. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Regime sich entschieden hat, die Gefangenen in Evin zu ermorden“, twittert Niema Movassat, Linken-Politiker und Sohn eines iranischen Ingenieurs.

Das iranische Regime hingegen erklärt die Gefangenen zu den Schuldigen. Wie die staatliche Agentur am Samstagabend berichtete, handle es sich um eine Auseinandersetzung zwischen „Hooligans und Randalierern“ mit Gefängniswärtern. Das Textillager der Anstalt sei in Brand gesteckt worden, heißt es. Die Lage sei jedoch nach kurzer Zeit wieder unter Kontrolle gebracht und von der Feuerwehr gelöscht worden.

Brand im Knast: Mullah-Regime gibt Insassen die Schuld

Evin ist bekannt für die Misshandlung und Folter politischer Gefangener. Die USA haben das Gefängnis und seine Leitung bereits im Mai 2018 wegen „ernsthafter Menschenrechtsverletzungen“ mit Sanktionen belegt. In diesem Gefängnis sitzen vor allem politische Häftlinge, die das Regime kritisiert und an den jüngsten Protesten gegen die Ermordung der 25-jährigen Masha Amini und gegen die Islamische Republik teilgenommen haben.

„Die Menschen in Teheran lassen die Insassen nicht im Stich. Viele Menschen versuchen, das Gefängnis zu erreichen, um ein Massaker zu verhindern“, berichtet auch die Journalistin Duzen Tekkal unter einem Video auf Instagram.

Auch im Ausland ist die Sorge vor einer weiteren Eskalation und Hinrichtung der Gefangenen groß. „Die Inhaftierten, darunter zahllose politische Gefangene, sind in diesem Gefängnis völlig schutzlos“, sagte Hadi Ghaemi, Geschäftsführer der in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation Center for Human Rights in Iran (CHRI). „Die iranischen Behörden haben wiederholt gezeigt, dass sie das menschliche Leben völlig missachten, und wir sind äußerst besorgt darüber, dass Gefangene in diesem Moment getötet werden.“

Das könnte Sie auch interessieren: Iranerin aus Hamburg erzählt: Warum ich auch hier vor dem Mullah-Regime zittere

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte auf Twitter, das Feuer möge gelöscht sein, „unsere Aufmerksamkeit für die Menschen, die dort festgehalten werden, und ihre Menschenrechte darf und wird nicht aufhören“. Der Iran verurteilt die Reaktion als Einmischung in innere Angelegenheiten und Unterstützung der landesweiten Proteste.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp