• Foto: dpa

Neuer AfD-Skandal: Gauland betrauert Kriegsende als „Tag der absoluten Niederlage“

Das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai vor 75 Jahren: Für AfD- Fraktionschef Alexander Gauland ein „Tag der absoluten Niederlage“, wie in einem aktuellen Interview sagt. Für den Versuch, seiner Rechtspopulisten-Partei mal wieder durch kalkulierte Tabubrüche zu Publicity zu verhelfen, bezieht der Rechtsaußen Prügel von allen Seiten.

Nachdem Gauland in der Vergangenheit das NS-Terrorregime als „Vogelschiss“ verharmlost hatte, setzt er nun einen drauf. Eigentlich nicht überraschend, denn die AfD ist während der Corona-Krise in Umfragen unter die Zehn-Prozent-Marke gerutscht. Dazu hat sie mit dem neugegründeten Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker und andere politische Irrlichter namens „Widerstand2020“ einen direkten Konkurrenten bekommen. Zeit, mal wieder in den Medien stattzufinden.

AfD-Gauland sieht in Kriegsende Verlust von von „Gestaltungsmöglichkeit“

Und das ist Gauland geglückt – kein Wunder. Wenn man das Ende des Zweiten Weltkriegs als „Tag der absoluten Niederlage“ betrauert, der für Deutschland den Verlust von Landesteilen und von „Gestaltungsmöglichkeit“ bedeutet, ist der mediale Aufschrei programmiert. Mit seinen Äußerungen begründet der AfD-Fraktionschef seine Ablehnung, den 8. Mai als bundesweiten Feiertag einzuführen, wie es die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Deutschland, Esther Bejarano fordert. Bislang ist dieses Datum nur in Berlin ein gesetzlicher Feiertag. 

Das könnte Sie auch interessieren:Kontakte, Gastro, Sport: Beschlossen! Diese Lockerungen kommen jetzt

Gaulands Betrachtung des 8. Mai 1945 finde man häufig unter Neonazis, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“:. „Damit sollen die Deutschen vor allem als Opfer dargestellt werden. Ich empfinde das als geschichtsverzerrende Relativierung der NS-Verbrechen und verantwortungslos“, so Schuster.

Linke: AfD-Gauland „in der Tradition von Faschisten“  

„Wer die Kapitulation Nazideutschlands noch heute allen Ernstes als Niederlage bezeichnet, zeigt eindeutig, dass er sich in der Tradition von Faschisten versteht“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken im Bundestag, Jan Korte.

„Der 8. Mai 1945 steht für das Ende des 2. Weltkriegs, den Sieg über den Naziterror & die Befreiung der deutschen Konzentrationslager“, schrieb der Grünen-Politiker Cem Özdemir auf Twitter. Wer hierin eine „absolute Niederlage“ sehe, stehe auf der falschen Seite der Barrikade.

Gauland (AfD): „8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag“  

Von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hieß es auf Twitter: „Gauland beklagt den Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten durch das Ende der Nazi-Diktatur.“ Eine der wichtigsten Aufgaben von „uns Demokraten“ heute sei, dass Menschen wie Gauland in Deutschland nie wieder Gestaltungsmöglichkeiten bekämen.

In der Frage, ob man den 8. Mai in Deutschland zu einem Feiertag erklären solle, hatte Gauland zuvor dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gesagt: „Der 8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag, weil er ein ambivalenter Tag ist. Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit“. Man könne den 8. Mai nicht zum Glückstag für Deutschland machen.

„Tag der Niederlage“: AfD stellt sich hinter Alexander Gauland

„Dass der 8. Mai ambivalent gesehen wird, das ist auch die Position der Partei“, sagte AfD-Pressesprecher Bastian Behrens auf Nachfrage. Denn dieser Tag stehe nicht nur für das Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten, sondern auch für den Verlust eines Teil des deutschen Staatsgebiete und für „massive Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung“.

Hintergrund für die Debatte: Die Holocaust-Überlebende und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Deutschland, Esther Bejarano, hatte in einem offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus zum Feiertag zu erklären. (mp/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp