Jette Nietzard, Chefin der Grünen Jugend, fällt immer wieder mit Provokationen auf.

Jette Nietzard, Chefin der Grünen Jugend, fällt immer wieder mit Provokationen auf. Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Grünen-Nachwuchs: Wenn Provokation nur der eigenen Eitelkeit dient

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Junge Menschen neigen zur Rebellion. Das ist eine Art Naturgesetz. Und auch gut so. Beim deutschen Politiker-Nachwuchs verkommt die rebellische Haltung aber immer häufiger zur reinen Pose. Das ist ärgerlich, denn das löst keine Probleme und stößt keine konstruktiven Diskussionen an. Dabei wäre das durchaus notwendig.

In den vergangenen Tagen fiel vor allem die Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard mit einer Provokation auf. Sie postete ein Foto von sich mit einem Pulli, auf dem „ACAB“ zu lesen war. Das steht für „all cops are bastards“ – „Alle Polizisten sind Bastarde“. Eine bemerkenswert pauschale Botschaft für das Mitglied einer Partei, die sich den Kampf gegen „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ auf die Fahnen geschrieben hat. Komplettiert wurde Nietzards Outfit für das Foto mit einer Kappe, auf der „Eat the rich“ (etwa: „Verspeist die Reichen“) zu lesen war. Die Kappe wird in China hergestellt, wo Umweltstandards oder Arbeitnehmerrechte eher selten Beachtung finden. Aber Hauptsache, die Botschaft stimmt!

Dieses auf Instagram gepostet Foto von Jette Nietzard sorgte vor allem bei den Grünen für massiven Ärger. Instagram/JetteNietzard
Dieses auf Instagram gepostet Foto von Jette Nietzard sorgte vor allem bei den Grünen für massiven Ärger.
Dieses auf Instagram gepostet Foto von Jette Nietzard sorgte vor allem bei den Grünen für massiven Ärger.

Provokation ist Nietzards Geschäftsmodell

Natürlich war die Aufregung groß – vor allem bei den Grünen selbst. Von der Forderung nach einer Entschuldigung bis hin zu einer nach dem Rücktritt der 26-Jährigen war alles dabei. Nietzard entschuldigte sich schließlich halbherzig. Besonders glaubwürdig ist das aber nicht. Denn Provokation gehört offenbar zu ihrem Geschäftsmodell. Damit lässt sich vor allem in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit generieren – auch wenn es der Partei oder einer konstruktiven Diskussion über angeblichen strukturellen Rassismus bei der Polizei eher schadet.

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Nietzard hatte in der Vergangenheit schon häufiger mit Provokationen auf sich aufmerksam gemacht. Zu Silvester schrieb sie sinngemäß, sie freue sich über Männer, die sich mit Böllern die Hand abreißen – schließlich könnten sie dann keine Frauen mehr schlagen. Den Beitrag löschte sie später. Ihr Vorgehen hat also Methode. Und dieser Methode bedient sich auch die AfD: Zuerst provozieren, dann zurückrudern und wieder provozieren. So erhält man maximale Aufmerksamkeit für seine eigene Person, der Erkenntnisgewinn oder der Nutzen für den Diskurs ist aber nahe null.

Mit der Baskenmütze im Bundestag

Eine ähnlich sinnfreie Provokation wie Nietzard leistet sich kürzlich auch der junge Neu-Bundestagsabgeordnete Marcel Bauer von der Linkspartei. Er trug verbotenerweise im Plenum eine Baskenmütze und ließ sich von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) zweimal des Saales verweisen. Kann man seiner eigenen hohlen Eitelkeit noch mehr frönen? Schwierig.

Eigentlich braucht das Land gute Nachwuchspolitiker und -organisationen, die pointiert formulieren und frische Ideen einbringen. Oberflächliche und eitle Figuren wie Nietzard und Bauer sind da eher nicht zu gebrauchen. Zum Glück gibt es viele Nachwuchspolitiker, die deutlich ernster zu nehmen sind.

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