Es kann wohl keiner mehr hören …: Das „Wort des Jahres“ ist gekürt
Wiesbaden –
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat das „Wort des Jahres“ 2020 gewählt. Es ist ein Wort, das so mancher wohl langsam nicht mehr hören kann – das dieses Jahr dennoch wie kein anderes bestimmte. Auch die Wörter auf den folgenden Plätzen wecken nicht unbedingt positive Gefühle.
„Corona-Pandemie“ ist das Wort des Jahres 2020. Auf dem zweiten Platz landete „Lockdown“, auf dem dritten „Verschwörungserzählung“, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache am Montag in Wiesbaden mitteilte.
„Corona-Pandemie“ und „Lockdown“: Gesellschaft für deutsche Sprache wählt Wort des Jahres
Bei der Aktion wählt eine Jury regelmäßig zehn Wörter und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.
GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski sagte am Montag in Wiesbaden, das Thema Corona habe das gesamte Jahr über das Leben der Menschen bestimmt.
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Es habe nicht nur beispielsweise die Wirtschaft, die Kultur und das Privatleben tief gehend beeinflusst erklärte Schlobinski. „Die Pandemie hat sprachlich für eine Vielfalt neuer Wortbildungen gesorgt.“ Als Beispiele nannte er Corona-Krise, Corona-Hilfspaket oder coronabedingt.
„Wort des Jahres“ 2020 ganz im Zeichen der Pandemie
Auf Platz vier schaffte es dennoch ein Begriff, der mit dem Virus nichts zu tun hat: „Black Lives Matter“. Die internationale Anti-Rassismus-Bewegung hatte 2020 durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Festnahme neuen Auftrieb erhalten.
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Platz fünf belegte „AHA“, ein Buchstaben-Kurzwort zu den Corona-Regeln „Abstand, Hygiene, Alltagsmaske“. Einen Platz dahinter landete „systemrelevant“, es steht für Unternehmen oder Berufsgruppen, die in der Corona-Krise als unverzichtbar eingestuft wurden.
„Geisterspiele“ auf Platz acht der „Wort des Jahres“-Liste
Mit „Triage“ auf Platz sieben habe es ein französischstämmiger Ausdruck auf die Liste geschafft, der für eine der dunkelsten Seiten der Corona-Pandemie stehe, erläuterte Schlobinski. Abgeleitet von „trier“ (sortieren) bedeutet das medizinische Fachwort so viel wie „Entscheidung, wer zuerst versorgt werden soll“.
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Mit den „Geisterspielen“ auf Platz acht sind insbesondere Fußballspiele gemeint, die zur Vermeidung von Masseninfektionen vor leeren Rängen stattfinden. Das „Gendersternchen“ auf Platz neun symbolisiert die zunehmende Diskussion um geschlechtergerechten oder -sensitiven Sprachgebrauch, wie Schlobinski erläuterte. Auf Platz zehn steht die Abschiedsgrußformel „Bleiben Sie gesund!“ – in Corona-Zeiten vielfach verwendet.
Gesellschaft für deutsche Sprache wählt seit 1977 „Wort des Jahres“
Das „Wort des Jahres“ wurde erstmals im Jahr 1971 gekürt – damals war es „aufmüpfig“. Seit 1977 findet die Wahl jährlich statt.
Die Begriffe stammen aus einer Sammlung von mehreren Tausend Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden. Im vergangenen Jahr wurde „Respektrente“ zum „WortdesJahres“ gekürt, 2018 war es „Heißzeit“. (prei/dpa)