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Miesmuschel
  • Miesmuscheln dürfen in der Flensburger Förde nicht gefischt werden, was zu Diskussionen zwischen der deutschen und der dänischen Seite führt. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance / GEOMAR Helmholtz-Zentrum/dpa

Wieso Miesmuscheln für Ärger zwischen Deutschland und Dänemark sorgen

Der ökologische Zustand der Flensburger Förde in der Ostsee ist schlecht. Zum Schutz des Gewässers darf auf deutscher Seite unter anderem nicht mehr nach Miesmuscheln gefischt werden, auf dänischer schon. Das sorgt in der Region für Unmut – nun werden wieder Gespräche geführt.

„Die Flensburger Förde ist – an erster Stelle wegen der massiven Nährstofflast – kurz davor zu kippen“, warnt Dagmar Struß von der Naturschutzorganisation Nabu. Die Situation sei dramatisch für Fische, Schweinswale und die Flensburger Förde insgesamt. Muschelbänke, Steinriffe und Seegraswiesen seien die Artenhotspots der Ostsee.

„Es sind die Lungen, die das Wasser filtern und die Orte, wo das CO₂ gespeichert wird.“ In ihrem Schutz wachsen demnach Jungfische auf, Schnecken, Krebse, Blumentiere, unzählige gefährdete Arten finden hier ihre Heimat.

Miesmuscheln sorgen für Diskussionen in der Flensburger Förde

Zum Schutz dieses Lebensraums wird seit einigen Jahren auf deutscher Seite der Innenförde – in der Außenförde ist das Wildmuschelfischen sowieso verboten – nicht mehr nach wilden Muscheln gefischt. Bis Ende 2017 wurden hier pro Jahr rund 1550 Tonnen Wildmuscheln für den direkten menschlichen Konsum aus dem Wasser geholt, wie aus einem Bericht der Landesregierung von Dezember 2021 zum Zustand der Flensburger Förde hervorgeht.

„Die letzten Erlaubnisse sind Ende 2017 ausgelaufen, ein damals vorliegender Antrag auf Verlängerung wurde zurückgezogen.“ Der Entscheidung sei eine intensive Diskussion in der Region vorangegangen, ob die Wildmuschelfischerei mit dem Schutz der Flensburger Förde vereinbar sei.

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So weit so gut? Nicht ganz, denn ein Teil der Flensburger Förde gehört zu Dänemark und dort ist die Miesmuschelfischerei erlaubt. Trotz Protesten aus den dänischen Anrainerregionen Apenrade und Sonderburg würden mittlerweile mehrmals im Jahr die kompletten Muschelbänke der Innenförde entfernt werden, wie Struß sagte. Eine Regeneration finde kaum noch statt.

Die Auflagen, denen die dänischen Muschelfischer unterworfen sind, reichen nach Ansicht des Nabus nicht aus. „Die schrappen am Meeresboden mit dem Geschirr entlang und nehmen alles mit. Es bleibt eine Wüste zurück.“

Nabu: Lebensraum Flensburger Förde kann man nicht in deutschen und dänischen Teil trennen

Man kann beim Lebensraum Flensburger Förde den deutschen nicht vom dänischen Teil trennen, sagte Struß. „Jedes zerstörte Biotop ist ein Schritt mehr dahin, dass die Förde vollends kippt.“

Denn Miesmuscheln haben als leistungsfähige Filtrierer eine wichtige Funktion im Ökosystem und insbesondere auf die durch das Phytoplankton gebildete Biomassen, wie es in dem Bericht der Landesregierung weiter heißt. Nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer filtriert eine drei Zentimeter lange Miesmuschel bis zu einem Liter Wasser in der Stunde. Sie sind also so etwas wie eine natürliche Kläranlage und helfen zu hohe Nährstoffkonzentrationen zu reduzieren.

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Die dänischen Anrainer sind ebenfalls überwiegend gegen die Muschelfischerei in der Förde. Anders als auf deutscher Seite, wo der Kreis Schleswig-Flensburg beziehungsweise die Stadt Flensburg zuständig sind, wird in Dänemark zentral in Kopenhagen entschieden.

Auch den Bundestagsabgeordneten des Südschleswigschen Wählerverbands (SSW), Stefan Seidler, treibt das Thema um. Bereits im Mai hatte der Politiker der Partei der dänischen Minderheit bei einem Besuch in Kopenhagen Gespräche mit dortigen Politikern geführt, um für ein Verbot der Wildmuschelfischerei in der Förde zu werben. „Die Flensburger Förde ist unglaublich verunreinigt. Wir müssen gemeinsam über die Grenze hinweg Verantwortung übernehmen für unsere Förde“, sagte er damals. Am Montag nun kommt der dänische Fischereiminister Rasmus Prehn nach Flensburg. Geplant sind unter anderem Gespräche mit Vertretern aus Fischerei, Gewerbe und Umweltorganisationen aus der Förderegion. (mp/dpa)

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