x
x
x
Regierungschef Günther (M. im Ring), Sozialdemokrat Losse-Müller (l. hinten), die Grüne Heinold (l. vorne) und FDP-Mann Buchholz (r. vorne) beim „Politboxen".
  • Regierungschef Günther (M. im Ring), Sozialdemokrat Losse-Müller (l. hinten), die Grüne Heinold (l. vorne) und FDP-Mann Buchholz (r. vorne) beim „Politboxen".
  • Foto: dpa

Wahlkampf etwas anders: Hartes Polit-Boxen im Norden

Politik-Rivalen im Ring: Vier Spitzenkandidaten zur Landtagswahl messen in einer Boxarena verbal die Kräfte. Regierungschef Günther, Sozialdemokrat Losse-Müller, die Grüne Heinold und FDP-Mann Buchholz punkten mit Argumenten – und kassieren Treffer im Meinungsstreit.

Gut zwei Wochen vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein haben sich die Spitzenkandidaten der vier stärksten Parteien einen Schlagabtausch der besonderen Art geliefert. Ministerpräsident Daniel Günther von der CDU, seine Herausforderer Thomas Losse-Müller von der SPD und Monika Heinold von den Grünen sowie Wirtschaftsminister Bernd Buchholz von der FDP traten am Freitagabend in Rendsburg lautstark beim sogenannten Politboxen gegeneinander an.

Sie warben im Boxring vor mehreren hundert Zuschauern für ihre Positionen zu diversen Themen, argumentierten temperamentvoll und angriffslustig gegen ihre Rivalen. Es ging munter her unter den Politikern – die alle einander duzen.

Finanzministerin Heinold kampfeslustig: „Öl, Gas, Kohle – das wart ihr!“

Ganz besonders kampfeslustig ging Finanzministerin Heinold (vom Moderator als „Money-Moni“ tituliert) zur Sache: „Öl, Gas, Kohle – das wart ihr!“, sagte sie an die Adresse der drei Konkurrenten. „Nord Stream 2 bis zum Schluss“, fügte sie hinzu. Bei Natur- und Artenschutz sei ebenfalls Fehlanzeige. Deutschland wäre schon lange von russischem Gas unabhängig, wenn die Energiewende stärker vorangetrieben worden wäre. Gleich im ersten Wortduell nahm sie sich Günther vor, legte sich aber mit allen drei Männern an. Trotz verbaler Härte hatten die Rivalen jedoch immer wieder ein freundliches Lächeln füreinander übrig.

Daniel Günther (v.l.), Bernd Buchholz, Monika Heinold und Thomas Losse-Müller gemeinsam im Boxring. dpa
Daniel Günther (v.l.), Bernd Buchholz, Monika Heinold und Thomas Losse-Müller gemeinsam im Boxring.
Daniel Günther (v.l.), Bernd Buchholz, Monika Heinold und Thomas Losse-Müller gemeinsam im Boxring.

Günther wirbt für Schleswig-Holstein als „geiles Land“ mit den glücklichsten Menschen

Günther, „Black Daniel des Hohen Nordens“, warb für Schleswig-Holstein als „geiles Land“ mit den glücklichsten Menschen. Losse-Müller („Roter Tommy von der Waterkant“), setzte sich leidenschaftlich für Tariflöhne überall ein und warf Jamaika vor, viel zu wenig neue Windanlagen und für bezahlbares Wohnen getan zu haben. Gegen hohe Wohnkosten helfe keine Mietpreisbremse, sondern nur: „bauen, bauen“, konterte Günther. Buchholz („Business Bernie“), propagierte vehement den Ausbau der Infrastruktur. „Alle anderen machen’s nachher nicht.“

Lesen Sie auch: Schleswig-Holstein: CDU-Wahlvideo sorgt für Empörung

Günther verneinte in einer Ja- Nein-Runde die Fragen, ob er für die Union in drei Jahren Kanzlerkandidat werden wolle und ob er lieber in einer Zweierkoalition weiterregieren wolle.

Umfrage erbringt herausragende Zustimmungswerte für Günther

Nach der Wahl am 8. Mai wollen CDU und FDP gern weiter mit den Grünen regieren, die sich eine Koalitionsentscheidung offenhalten. Losse-Müller strebt eine Regierung mit Grünen und SSW an, aber dafür ist der jüngsten Umfrage von Infratest dimap zufolge keine Mehrheit in Sicht. Die Erhebung ließ Regierungschef Günther weiter gestärkt in das „Politboxen“ gehen: Sie sieht nicht nur die CDU mit 38 Prozent weit vor SPD (20), Grünen (16) und FDP (9), sondern erbrachte auch herausragende Zustimmungswerte für Günther persönlich – und dies über die Parteigrenzen hinweg.

Regina Halmich, ehemalige Profiboxerin und mehrfache Weltmeisterin, steht im Boxring in der Nordmarkhalle. dpa
Regina Halmich, ehemalige Profiboxerin und mehrfache Weltmeisterin, steht im Boxring in der Nordmarkhalle.
Regina Halmich, ehemalige Profiboxerin und mehrfache Weltmeisterin, steht im Boxring in der Nordmarkhalle.

Duell um Mobilität: „Meistens wird es teuer, wenn ich dir zuhöre“

Im Duell mit Losse-Müller um Mobilität sagte Günther zu, dass künftig an jedem Ort im Land ÖPNV von frühmorgens bis abends genutzt werden kann. Losse-Müller setzt für den ländlichen Raum stark auf E-Autos: 2000 Ladesäulen gebe es, 20.000 würden benötigt. Dafür müsse das Land sorgen. Günther warf Losse-Müller darauf nicht finanzierbare Versprechungen vor. So sieht das auch Buchholz: „Meistens wird es teuer, wenn ich dir zuhöre“, sagte er dem SPD-Mann im Duell.

Heinold: „Die HSH Nordbank ist echt ein Scheißkapitel“

Buchholz bescheinigte den Grünen, sie wollten alles reglementieren. CDU und FDP hätten die Landwirtschaft kaputt gemacht, meinte Heinold. Auf die Bemerkung von Buchholz, er würde gern weiter mit CDU und Grünen regieren, entgegnete Heinold dem „lieben Bernd“: „Du hast fünf Jahre laut rumgequakt.“ Sie konnte es noch drastischer: „Die HSH Nordbank ist echt ein Scheißkapitel“, sagte sie angesichts der Milliardenbelastungen für den Steuerzahler.


MOPO
Logo MOPO Blaulicht-News

Ob es um Polizei-Razzien, Großbrände, Sturmfluten oder schwere Unfälle auf den Autobahnen geht: Polizei und Feuerwehr sind in Hamburg und im Umland rund um die Uhr im Einsatz. Die MOPO-Reporter behalten für Sie den Überblick und liefern Ihnen die wichtigsten Blaulicht-Meldungen von Montag bis Samstag bequem per Mail ins Postfach.

Hier klicken und die MOPO Blaulicht-News kostenlos abonnieren.


Das „Politboxen“ wird seit zehn Jahren veranstaltet vom Institut für Bildungsdienstleistung, einem privaten Bildungsträger mit Sitz in Rendsburg. Die nächste Runde steigt in einer Woche in Düsseldorf: In Nordrhein-Westfalen wird am 15. Mai der Landtag gewählt, sieben Tage nach Schleswig-Holstein.

„Politboxen“: Seit zehn Jahren messen Spitzenkandidaten verbal die Kräfte

So funktioniert das Konzept: Die vier Kontrahenten haben dreimal zwei Minuten Zeit, zu Schlagworten und Themen jeweils allein Stellung zu beziehen. Die Zuschauer können einem Politiker Fragen stellen und dessen Konkurrenten benennen. Zum Schluss gibt es einen Schlagabtausch zu Ja- und Nein-Fragen. Der Moderator und Inhaber des Bildungsinstituts, Stefan Joachim Dohm, nennt das „Politboxen“ eine Plattform für aktiv gelebte Demokratie.

Dohm und die mit Riesenbeifall begrüßte vielfache Boxweltmeisterin Regina Halmich würdigten den Einsatz der früheren Boxweltmeister Vitali und Wladimir Klitschko für ihre Heimat Ukraine im Abwehrkrieg gegen Russland. Vitali ist Bürgermeister der Hauptstadt Kiew. Sie kenne die Klitschkos seit 1996 und habe weiter Kontakt, sagte Halmich. Wladimir habe damals sogar mal bei ihr im Vorprogramm geboxt. (dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp