Paar im Norden züchtet Strauße statt Kühe
  • Begehrte Fleischlieferanten: Rund 100 Strauße tummeln sich auf einer Weide in Weddingstedt.
  • Foto: hfr / Karsten Schröder

Riesenvögel statt Milchkühe: Warum dieses Paar jetzt Strauße züchtet

Von außen sieht der Hof von Sven Wittrock (52) und Nina Wilken (46) aus wie ein normaler landwirtschaftlicher Betrieb in Dithmarschen – doch regelmäßig bleiben vorbeifahrende Autos stehen, Fenster werden heruntergekurbelt und ungläubig blicken die Insassen auf die Koppeln: Statt schwarzbunter Kühe stehen dort rund 100 Strauße im Weddingstedter Weidegrün. Seit drei Jahren züchtet das Paar die großen afrikanischen Laufvögel und verkauft das Fleisch.

Für Sven Wittrock und Nina Wilken ist es ein gewohntes Bild, wenn ortsunkundige Autofahrer vor ihrer Weide anhalten, verdutzt dreinschauen und das Handy zücken, um Beweisfotos von den größten Vögeln der Welt zu machen, die eigentlich südlich der Sahara beheimatet sind und nicht nahe der Nordseeküste.

Rund 100 Strauße auf einer Weide im Norden

Die großzügigen Ländereien in dem Örtchen Weddingstedt lassen den Tieren genügend Auslauf und das Paar kann die Vögel artgerecht in mehreren Zuchtgruppen mit großem Abstand voneinander halten, erklärt Sven Wittrock: „So vermeidet man Revierkämpfe der Hähne untereinander.“ Vor drei Jahren begann das Ehepaar mit der für norddeutsche Gefilde eher ungewöhnlichen Tierhaltung. 

Hofbetreiber Sven Wittrock und Nina Wilken zwischen ihren Straußen. hfr / Karsten Schröder
Strauße statt Kühe – Paar aus Dithmarschen setzt neue Maßstäbe
Hofbetreiber Sven Wittrock und Nina Wilken zwischen ihren Straußen.

„Im Sommer 2020 sind die ersten Straußenküken hier eingezogen“, erinnert sich Wittrock. Der Tierbestand entwickelte sich schnell auf die mittlerweile über 100 Tiere, die auf ihren muskulösen Beinen über die Weiden schreiten, bis sie im Alter von 15 Monaten geschlachtet werden. Strauße können uralt werden: Die natürliche Lebenserwartung liegt bei bis zu 70 Jahren.

Der Schritt zur Straußenhaltung war wohl überlegt: Bereits seit acht Jahren ist das Paar mit Verkaufswagen auf Wochenmärkten unterwegs, im Angebot auch Straußenfleisch. 

Nachdem sie ihren Milchviehbetrieb im Kreis Schleswig-Flensburg verkauft hatten, kamenSven Wittrock und Nina Wilken auf die Idee, Straußenfleisch aus Dithmarschen anzubieten. Sie erbrachten die notwendigen Sachkundenachweise, erfüllten alle Vorgaben für die Haltung – und schließlich gaben die Behörden „Grünes Licht“ für das kleine Fleckchen Afrika mitten in Dithmarschen.

Straußenfleisch als Delikatesse

Sie kauften. den Hof in Weddingstedt und bauten die Ländereien zu Straußen-Gehgen um und richteten den Hofladen her. „Sowohl der Verkauf unserer Produkte als auch die Hofbesichtigungen erfreuen sich mittlerweile großer Beliebtheit“, sagt Nina Wilken sichtlich zufrieden.

Der fast 15 hektar große Hof der Straußenzüchter. hfr / Karsten Schröder
Paar aus Weddingstedt züchtet Straße statt Kühe
Der fast 15 hektar große Hof der Straußenzüchter.

Ausgewachsen werden die Straußenmännchen fast zweieinhalb Meter groß und rund 130 Kilo schwer. Die Hennen bleiben mit ungefähr zwei Metern und einem Gewicht von durchschnittlich 100 Kilogramm etwas kleiner und leichter. Die hitzegewöhnten Tiere scheint der typisch norddeutsche Sommer nicht zu stören. „Regen, auch länger anhaltend macht ihnen wirklich gar nichts aus“, sagt Wittrock. Wer den Straußenhof besucht, sollte allerdings gut auf seine mitgebrachten Utensilien aufpassen. „Die Tiere sind sehr neugierig und haben an fast allem Interesse“, warnt Nina Wilken. „Insbesondere Brillen nehmen sie in Windeseile an sich“, lacht sie. 

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Immer Freitags und Samstags von 10-17 Uhr in der Dorfstraße 37 bieten Wittrock und Wilken auf dem fast 15 Hektar großen Hof zahlreiche Straußen-Produkte ebenso wie Straußenfleisch in ihrem Hofladen an.

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