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Geophysikalische Messungen im Wattenmeer: Drei Forschende mit einem Gerät
  • Die Forscher arbeiten Hand in Hand, hier bei geophysikalischen Messungen im nordfriesischen Wattenmeer.
  • Foto: Johannes Guutenberg- Universität Mainz

„Atlantis der Nordsee“: Untergegangene Kirche im Wattenmeer gefunden

Im Jahre 1362 verschwand der mittelalterliche nordfriesische Handelsplatz Rungholt in den Wogen des Meeres: Eine verheerende Sturmflut, die „Grote Mandränke“, verschlang die gesamte Siedlung – und machte sie zum „Atlantis der Nordsee“, wie sie heute genannt wird. Einem Forscherteam verschiedener Universitäten und freiwilligen Helfern ist es nun gelungen, den genauen Standort der Kirche dieses Dorfes zu lokalisieren. Somit steht die Lösung eines 100-jährigen Rätsels kurz bevor: Wo genau befand sich das sagenumwobene Rungholt?

Knochen, Keramik und alte Mauerreste, schon seit mehr als 10 Jahren finden Forscher der Universität Kiel und der Universität Mainz Hinweise auf den Handelsplatz Rungholt im nordfriesischen Wattenmeer. Nun ist vielleicht ein Durchbruch gelungen, wie das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein mitteilte. Durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Wissenschaftler scheint nun der genaue Standort der Siedlung klar. „Wir haben vor Ort gefeiert, es ist überwältigend“, so die leitende Geoarchäologin Dr. Hanna Hadler gegenüber der MOPO.

Auf Spurensuche im Wattenmeer

Drei verschiedene Fachrichtungen arbeiteten eng zusammen, um diesen Fund überhaupt zu ermöglichen. Zuerst machen Geophysiker mit einem speziellen Magnetismusverfahren sichtbar, was unter dem Sediment verborgen liegt, die Geoarchäologen suchen sich aufgrund dieser Bilder dann einen kleinen Fleck im weiten Watt und starten ihre Bohrungen. Wenn diese erfolgreich sind, graben zu guter Letzt die Archäologen und bestimmen die Funde, welche der Sand preisgibt. Eile ist geboten, denn die Gezeiten warten auf niemanden.

Archäologin bei Ausgrabungen im nordfriesischen Wattenmeer Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Archäologin bei Ausgrabungen im Wattenmeer
Wettlauf gegen die Zeit: eineArchäologin bei Ausgrabungen im nordfriesischen Wattenmeer

Das Wasser kommt und geht – Eile ist geboten

„Es ist immer eine Hauruck-Aktion, mehr als einen Quadratmeter schaffen wir in drei Stunden nicht, dann kommt die Flut und wir müssen abbrechen“ erklärt Hadler. Eine mühsame Arbeit, die nun von Erfolg gekrönt ist. Die Forscher sind sich sicher, die Überreste ein Kirche entdeckt zu haben und damit das Zentrum des mittelalterlichen Handelsplatzes Rungholt. „Es steht zwar kein Ortsschild dran“, lacht Hadler „aber eine natürliche Formation können wir ausschließen“. Somit ist nach über 100 Jahre eine alte Streitfrage der Wissenschaft wohl geklärt: Rungholt liegt in der Nähe der Hallig Südfall.

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Ein ganzes Zeitalter, verborgen im Watt

Seit Jahrhunderten ranken sich Mythen und Sagen um den versunkenen Handelsplatz. Mit den Ausgrabungen sollen sich einige dieser Geheimnisse nun ans Tageslicht holen lassen. Mehr als zwei Kilometer lang sind die bis jetzt entdeckten Siedlungshügel rund um die Kirche. Vorerst soll die Arbeit der Wissenschaftler die nächsten zwei Jahre intensiviert werden. „Die Sturmflut hinterließ nicht nur eine Lücke in der Landschaft, sondern auch eine Lücke in unserem Wissen über das Mittelalter in diesem Gebiet“, so die Geoarchäologin Hadler.

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