x
x
x
Jan Fischer und Tina Heintges-Willers vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein auf der Grabungsstelle in Süderbrarup.
  • Jan Fischer und Tina Heintges-Willers vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein auf der Grabungsstelle in Süderbrarup.
  • Foto: Frank Molter/dpa

Archäologen graben Germanen-Siedlungen in Süderbrarup aus

Nur wenige Kilometer von einander entfernt graben Experten des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein in Süderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg) zwei viele Jahrhunderte alte Siedlungen aus. Doch trotz der räumlichen Nähe stammen sie wohl aus verschiedenen Zeiten. Etwas Besonderes sind beide.

Bereits im vergangenen Jahr hat das Landesamt bei einer Voruntersuchung in Brebel, einem Ortsteil der Gemeinde Süderbrarup, Spuren einer Siedlung aus den Jahrhunderten um Christi Geburt entdeckt – dort wo ein Gewerbegebiet entstehen soll. Nun werden hier im Vorfeld der Erschließung des Gewerbegebietes zahlreiche archäologische Befunde ausgegraben und dokumentiert. „Wir haben hier Relikte aus der späten römischen Kaiserzeit gefunden“, sagte Grabungsleiter Rolf Schulze am Dienstag.

Funde in Süderbrarup stammen aus der Römerzeit

Die hier lebenden Menschen, Germanen, waren im kulturellen Austausch mit den Römern. Daher spreche man – auch wenn die Römer hier oben nicht waren – von der römischen Kaiserzeit (etwa 300-500 n. Chr.). Es sei eine ländliche Siedlung gefunden worden, bislang vier Langhäuser. „Von denen haben wir drei schon ausgegraben, vom vierten wissen wir, wo es liegt.“ Vermutlich würden aber noch mehr gefunden.


Der Newswecker der MOPO MOPO
Der Newswecker der MOPO

Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Anhand von Pfostenverfärbungen im Erdreich wurden die Grundrisse von Langhäusern aufgedeckt. Auch Teile von einfacher Haushaltskeramiken und ein Webstuhlgewicht wurden gefunden. „Aber wir haben auch einige besondere Stücke“, sagte Schulze. Etwa schwarz glänzende Edelkeramiken, die man aus repräsentativen Gründen gehabt habe.

Das könnte Sie auch interessieren: „Sehr besonders“: 5000 Jahre altes Grab im Norden entdeckt

Solche Siedlungen aus der Zeit sind zwar keine unüblichen Funde. Das interessante hier sei die besondere Lage, sagte Schulze. „Wir haben hier das Thorsberger Opfermoor.“ Dieses sei weithin bekannt, weil man hier immer über Jahrhunderte hinweg zu bestimmten Anlässen große Mengen an materiellen Dingen, hauptsächlich Waffen und Heeresausrüstung, geopfert habe.

„Die Opfergaben waren Kriegsbeute von einer besiegten Armee, von einem besiegten Heer.“ Die jetzigen Siedlungsbefunde sind in die zweite Phase des Opfermoores zu datieren. „Es kann also sein, dass hier Menschen gelebt haben, die das Thorsberger Moor genutzt haben und dort ihren Göttern geopfert haben“, sagte Schulze.

Norderbrarup: Experten graben Wikingerzeit-Siedlung aus

Nur wenige Kilometer entfernt in Norderbrarup soll im Ortskern ein Neubaugebiet entstehen. Noch graben hier die Archäologen nahe der mehr als 800 Jahre alten Kirche eine wikingerzeitliche Siedlung aus. „Die Kirche ist etwa um 1200 erbaut worden. Das ist gar nicht so weit weg von den Funden, die wir hier haben“, sagte Grabungsleiter Andreas Selent. Diese stammen voraussichtlich etwa aus dem 10./11. Jahrhundert.

Der neue wikingerzeitliche Fundplatz in Norderbrarup liegt im Ortskern in exponierter Lage nahe der über 800 Jahre alten Kirche. Frank Molter/dpa
Der neue wikingerzeitliche Fundplatz in Norderbrarup liegt im Ortskern in exponierter Lage nahe der über 800 Jahre alten Kirche.
Der neue wikingerzeitliche Fundplatz in Norderbrarup liegt im Ortskern in exponierter Lage nahe der über 800 Jahre alten Kirche.

Die bisherigen Untersuchungen zeigen eine kleine Siedlung mit mindestens acht Grubenhäusern, die sich locker gestreut über den Fundplatz verteilen. Damit zählt die wikingerzeitliche Ansiedlung in Norderbrarup nach derzeitigen Kenntnissen zu den bedeutenderen bisher bekannten Siedlungen in Angeln. Grubenhäuser sind in den Boden eingetiefte Häuser, in denen vor allem Handwerk betrieben wurde, insbesondere zur Textilherstellung durch Weberei. Dies sei durch verschiedene Funde nachzuweisen.

Das könnte Sie auch interessieren: Dieser ganz besondere Fund gibt Archäologen Rätsel auf

So wurden Reste von Webstühlen in Form von Webgewichten wie auch Spinnwirtel als Teil von Spindeln in Norderbrarup gefunden. Zudem konnten aus den Grubenhäusern ungewöhnlich viele Funde aus Metall und anderen Materialien geborgen werden. Ein Kugelzonengewicht gibt zudem Hinweis auf Handel. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp