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Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, hat die Walther-Lehmkuhl-Schule in Neumünster besucht, auf die die zwei im Zug getöteten Jugendlichen gingen.
  • Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, hat die Walther-Lehmkuhl-Schule in Neumünster besucht, auf die die zwei im Zug getöteten Jugendlichen gingen.
  • Foto: dpa / Daniel Bockwoldt

„Gefühl der Angst“: Ministerin spricht mit Schülern über Messerattacke im Zug

Eine schreckliche Tat wie die Messerattacke im Regionalzug von Kiel nach Hamburg hinterlässt bei vielen Menschen tiefe Spuren. Landesbildungsministerin Karin Prien sucht das Gespräch mit Lehrern und Mitschülern der beiden getöteten Jugendlichen.

„Ein allgemeines Gefühl der Angst und der Verunsicherung“ – das sieht Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien nach der Messerattacke von Brokstedt. Die CDU-Politikerin sprach am Freitagmorgen in der Gewerblichen Schule der Stadt Neumünster, die die beiden Opfer besucht hatten, mit Lehrern und Schülern. „Ich bin heute hergekommen, um in erster Linie zum Ausdruck zu bringen, dass wir mit den Schülerinnen und Schülern, mit den Lehrkräften, den Sozialarbeitern, den Schulpsychologen gemeinsam trauern. Das ganze Land trauert“, sagte die CDU-Politikerin im Anschluss an die Gespräche.

Karin Prien: „Das ganze Land trauert“

Sie habe sich davon überzeugen können, dass es an der Schule ein sehr gutes Kriseninterventionsteam gebe. Die gesamte Schulgemeinschaft, das gesamte Kollegium arbeitet nach Priens Angaben das Verbrechen gemeinsam mit der Klasse, in die die getötete Schülerin ging, und der Klasse des getöteten Jungen auf. „Auch die anderen Schülerinnen und Schüler sind natürlich betroffen davon, dass auf einer Bahnstrecke, die sie täglich benutzen, ein solches Verbrechen geschehen konnte.“ Da sei viel zu tun.

„Aber ich habe hier heute eine Schulgemeinschaft erlebt, die zusammensteht und die gemeinsam versucht, mit einem solchen unfassbaren Ereignis fertig zu werden“, sagte Prien. Später im Landtag ergänzte sie: „Es gibt ein allgemeines Gefühl der Angst und der Verunsicherung, und damit werden wir, glaube ich, auch weit über diese einzelne Schule hinaus in den nächsten Wochen und Monaten noch zu tun haben.“

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Die 17-Jährige und der 19-Jährige, die am Mittwoch bei dem Angriff in einem Zug von Kiel nach Hamburg getötet wurden, kannten sich. Für den Nachmittag wurde in der Kirche der Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Brokstedt eine Andacht für die Opfer vorbereitet, wie der Kirchenkreis Altholstein mitteilte. Besucherinnen und Besucher könnten dann Kerzen entzünden. Es soll zudem den Rettungskräften gedankt werden.

Der erstochene 19-Jährige arbeitete als Auszubildender in der Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn in Neumünster, wie der Geschäftsstellenleiter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft Nord sagte. In einem Post auf ihrer Facebook-Seite trauerte die Gewerkschaft um ihr Mitglied.

Brokstedt: Mann tötet zwei Jugendliche im Zug

Bei der Messerattacke wurden fünf weitere Reisende teils schwer verletzt. Auf dem Bahnhof von Brokstedt wurde der Angreifer von der Polizei festgenommen, nachdem andere Fahrgästen ihn überwältigt hatten. Der 33-jährige Tatverdächtige Ibrahim A. war erst vor wenigen Tagen auf Beschluss des Landgerichts Hamburg aus der Justizvollzugsanstalt Billwerder entlassen worden, wo er wegen eines Gewaltdelikts in Untersuchungshaft saß.

Nach der Tat gibt es weiter offene Fragen zum Umgang der Behörden mit dem zuvor straffällig gewordenen Verdächtigen, der nun in Untersuchungshaft sitzt. Die Frage sei, ob die Bluttat, die der 33 Jahre alte staatenlose Palästinenser begangen hat, hätte verhindert werden können, hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Donnerstagabend in Brokstedt gesagt.

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Seit seiner Einreise nach Deutschland 2014 war der Mann nach Angaben der Behörden mehrfach mit Gewaltdelikten auffällig geworden. Ein subsidiärer Schutzstatus verhinderte seine Abschiebung.

„Wie konnte das passieren, dass er trotz so vieler Vorstrafen nicht länger in einer Justizvollzugsanstalt war?“, fragte Faeser, die mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach Brokstedt gekommen war. Nun müsse geklärt werden, wie es passieren konnte, „dass er so früh aus der Untersuchungshaft wieder entlassen wurde“, sagte Faeser, und „warum Menschen, die so gewalttätig sind, noch hier in Deutschland sind“.

Faeser beklagt Freilassung: „Wie konnte das passieren?“

Auf einen terroristischen Hintergrund der Tat gibt es laut Staatsanwaltschaft Itzehoe keine Hinweise. Nach Angaben von Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) erbrachte die Vernehmung des Mannes bisher auch noch keine Ergebnisse, so dass über dessen Motive nichts gesagt werden könne. Sie warnte deshalb vor zu schnellen politischen Forderungen.

Die Fraktionen von SPD und in Landtag von Nordrhein-Westfalen beantragten eine Sondersitzung des Rechtsausschusses. Sie betonen darin, dass der Verdächtige „ein justizbekannter Mehrfachstraftäter“ sein soll, der in der Vergangenheit „insbesondere auch in Nordrhein-Westfalen bereits in erheblichem Maße auffällig geworden sein soll“. (dpa/mp)

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