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Der Angeklagte Ibrahim A. (3. v. l.) wird in den Gerichtssaal in Itzehoe gebracht. Neben ihm steht sein Anwalt Björn Seelbach (r). (Archivbild)
  • Der Angeklagte Ibrahim A. (3. v. l.) wird in den Gerichtssaal in Itzehoe gebracht. Neben ihm steht sein Anwalt Björn Seelbach (r). (Archivbild)
  • Foto: dpa-Pool | Christian Charisius

„Messer, Messer, alle raus!“: Brokstedt-Zeuge schildert unfassbare Szenen

Langsam zeichnet sich vor dem Landgericht Itzehoe ein umfassendes Bild des schrecklichen Geschehens im Regionalzug in Brokstedt ab. Fahrgäste, die den tödlichen Messerangriff im Januar miterlebten, schildern den Täter übereinstimmend als emotionslos.

Am Freitag berichtete ein 20 Jahre alter Student vor dem Landgericht Itzehoe, wie er sah, dass ein Mann auf eine junge Frau einstach. Er sei nach hinten in den nächsten Wagen gelaufen und habe gerufen: „Messer, Messer, alle raus!“ Anschließend habe er die 110 gewählt und mit Hilfe von anderen Fahrgästen Fragen der Leitstelle beantwortet.

Itzehoe: Zeug:innen erinnern sich an Brokstedt-Attentat

Er habe zwei Bilder im Kopf, sagte der Zeuge. Einmal, wie die junge Frau noch nicht ganz am Boden lag und der Angreifer auf sie einstach. Und dann, wie sie bereits am Boden lag und der Täter mit dem Messer von oben weiter auf sein Opfer einstach. Der Täter habe nichts gesagt, „keine Mimik, emotionslos, leerer Blick“. Er habe keine Gefühle gezeigt. Die Messerstiche habe er nicht schnell, sondern ruhig nacheinander ausgeführt.

Eine weitere Zeugin aus dem Zug sprach von Stichen mit hoher Frequenz und großer Gewalt, die sie gesehen habe. Sie beschrieb den Täter als „ein Stück weit wahnsinnig, ein Stück weit irre“ Er sei völlig verausgabt gewesen als er von Sanitätern weggebracht wurde und habe sich immer wieder auf den Boden gesetzt, sagte die Frau. Er habe ausgesehen, wie ein Mensch, der gerade eine wahnsinnige Tat begangen hat.

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Der 20-jährige Zeuge sagte, er habe die Bilder der Tat tagelang nicht aus dem Kopf bekommen. Inzwischen sei das besser geworden. Er verhalte sich heute aber wesentlich vorsichtiger in Zügen, blicke sich zum Beispiel häufig um und höre Musik mit Kopfhörern nur noch so laut, dass er dennoch alles um sich herum im Zug mitbekomme. Im Gegensatz zu anderen Zeugen sagte der Student über den Angeklagten, „wenn ich ihn jetzt sehe, könnte ich ihn nicht zweifelsfrei identifizieren“. Vom Typ her passe das, er sei aber im Zug viel blasser gewesen.

Dem angeklagten 34 Jahre alten Palästinenser Ibrahim A. wird Mord in zwei Fällen und versuchter Mord in vier Fällen vorgeworfen. Er soll am 25. Januar im Regionalzug von Kiel nach Hamburg in der Nähe des Bahnhofs von Brokstedt eine 17-Jährige und ihren zwei Jahre älteren Freund erstochen haben. Zwei weitere Frauen und zwei Männer erlitten schwere Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft hält Ibrahim A. für voll schuldfähig, dessen Verteidiger geht dagegen von einer schwerwiegenden psychischen Beeinträchtigung zum Tatzeitpunkt aus. Der Angeklagte selbst hat die Taten und eine psychische Erkrankung in der Verhandlung bestritten.

Zeug:innen beschreiben Ibrahim A. als emotionslos

Die Beschreibung des Täters als emotionslos oder gleichgültig zog sich bereits durch die Aussagen mehreer Fahrgäste und Polizisten. So berichteten Beamte, die zuerst am Bahnhof eingetroffen waren, dass der Mann nach der Tat mit erhobenen und blutverschmierten Armen auf dem Bahnsteig gekniet habe. Er habe zu Boden gesehen, nicht gesprochen und sei nur auf sich selbst bezogen gewesen. Im Zug hatte er sich vor der Tat auffällig verhalten und Dehnübungen gemacht, hatten Fahrgäste berichtet.

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