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Anzeigetafel an einer dänischen Tankstelle mit niedrigen Spritpreisen.
  • Rund 14 Kronen kostete der Liter Diesel am Montag an einer Tankstelle im dänischen Kruså. Das sind umgerechnet circa 1,88 Euro.
  • Foto: picture alliance/dpa/Frank Molter

Günstiger Sprit in Dänemark: Tanktourismus boomt

Für gewöhnlich sind es die dänischen Grenzlandbewohner, die ihre Einkäufe lieber in Flensburg und Umgebung erledigen. Hier kommen sie günstiger an Alkohol und Süßigkeiten als in der skandinavischen Heimat. Angesichts der bundesweit hochschnellenden Spritpreise zieht es jetzt aber die Deutschen nach Dänemark, um ihre Autos mit billigem Sprit zu betanken.

Lange Schlangen an der Tankstelle, Dutzende Autos stauen sich in der Einfahrt: Im deutsch-dänischen Grenzgebiet jagen unzählige Autofahrer erschwinglichem Kraftstoff hinterher. Einer von ihnen ist der Flensburger Guido Matt. Am Grenzübergang Kupfermühle/Kruså tankt er zufrieden mit Blick aufs Portemonnaie: „Hier ist es wesentlich günstiger.“ Sein weißer Pick-up ist bei weitem nicht das einzige Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen an der Zapfsäule.

Diesel knapp 50 Cent pro Liter günstiger

Matt bezeichnet sich selbst als „Tanktourist“. Für ihn rentiert sich die Fahrt nach Dänemark: Knapp 50 Cent pro Liter spare er hier und rechnet vor: „Mein Wagen braucht so 10,8 auf 100 Kilometer. Da lohnt sich das schon.“ 100 Liter fasst der Tank seines Geländewagens. „Bei der Menge macht das schon einen erheblichen Unterschied.“ Den richtigen Riecher hatte aber nicht er, sondern seine Ehefrau, die ihn bereits am Sonntag zum Tanken nach Dänemark geschickt hat.


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Rund 14 Kronen kostet der Liter Diesel beispielsweise am Montagmittag an den Tankstellen in der Nähe des Grenzübergangs. Das sind umgerechnet etwa 1,88 Euro. Noch vor ein paar Wochen lagen die Preise in Deutschland auf einem ähnlichen Niveau.

Infolge des Ukraine-Krieges schossen die Spritpreise binnen zwei Wochen in ungeahnte Höhen. Diesel ist seitdem um gut 64 Cent teurer geworden, Super E10 um fast 45 Cent. An einer Tankstelle im Norden Flensburgs, wenige Kilometer vom neuen Sprit-Paradies Kruså entfernt, liegt der Dieselpreis am Montagmittag bei stolzen 2,299 Euro. Kaum verwunderlich also, dass hier gähnende Leere herrscht.

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Zurück an der Tankstelle hinter der Grenze in Kruså reichen sich die Autofahrer die Zapfpistole quasi von Hand zu Hand. Die Vielzahl deutscher Kennzeichen sticht sofort ins Auge: Von Nordfriesland bis Flensburg ist alles dabei.

Ein ähnliches Bild bietet sich ein paar Kilometer weiter: Um die Mittagsstunde passieren dort fast ausschließlich Wagen mit deutschen Nummernschildern den Grenzübergang – für Pendler eine eigentlich unübliche Zeit. Auch an den Tagen zuvor spielte sich die selbe Szenerie ab.

Hohe Heizöl-Nachfrage und Steuerunterschiede

Vom billigen Sprit wollte auch Holger Sohrweide aus Flensburg etwas abhaben und ist zum Tanken über die Grenze gefahren. „Ich versuche heute mein Glück hier“, sagt er. Premiere für ihn, denn normalerweise lohne es sich nicht, über die Grenze zum Tanken zu fahren. „Aber im Moment ist das absolut Thema in Flensburg.“

Aber warum sind Benzin und Diesel in Dänemark aktuell so viel billiger als hierzulande? Experten zufolge hängt das vor allem mit Unterschieden bei der Steuer und der hohen Heizöl-Nachfrage in Deutschland zusammen.

Ob Dänemark weiterhin von deutschen Tanktouristen profitiert, bleibt angesichts der heiß gehandelten Spritpreis-Bremse abzuwarten. Für den Moment aber zahlt sich die Tankfüllung in Dänemark für norddeutsche Sparfüchse allemal aus. (dpa/jb)

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