Die Feuerwehr bei dem Brand in der Flensburger Neustadt.
  • Die Feuerwehr bei dem Brand in der Flensburger Neustadt.
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Feuer in Flensburg: Oma (70) und Enkel (4) sterben bei Großbrand

Zwei Tote – darunter ein vierjähriges Kind – und neun Verletzte: Das ist die erschreckende Bilanz eines Großbrandes in in einem Flensburger Mehrfamilienhaus am Donnerstagabend. Die Identität der beiden Toten ist nun bekannt, die Brandursache hingegen weiterhin ungeklärt. Am Freitagmorgen hat sich Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) vor Ort ein Bild von der Lage gemacht.

Bei dem Feuer ist neben einem vierjährigen Jungen auch dessen 70 Jahre alte Oma ums Leben gekommen. Die Oma sei in dem Haus zu Besuch gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Freitag.

Neun weitere Menschen erlitten Verletzungen. Es handele sich überwiegend um Verletzungen, die sich die Bewohner des Hauses zugezogen hätten, als sie auf der Flucht vor dem Feuer aus den Fenstern sprangen. Von den neun Verletzten befinden sich sieben noch im Krankenhaus. Lebensgefährlich verletzt wurde bei dem Feuer am Donnerstag niemand.

Das Haus am Tag nach dem Brand. Der Dachstuhl ist völlig zerstört. dpa
Das Haus am Tag nach dem Brand. Der Dachstuhl ist völlig zerstört.
Das Haus am Tag nach dem Brand. Der Dachstuhl ist völlig zerstört.

Brand in Flensburg: Anwohner retten vom Feuer eingeschlossene Menschen

Anwohner der Harrisleer Straße hatten laut Polizei bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte bei der Rettung der Hausbewohner geholfen, indem sie Matratzen und einen Container vor das Haus trugen. Die vom Feuer eingeschlossenen Menschen hätten darauf springen können.

Die Ursache des Brandes ist bislang unklar. „Es liegen keine Hinweise auf Fremdverschulden oder ein fremdenfeindliches Motiv vor“, sagte die Polizei am Freitagmorgen. Nach Angaben der Stadt gibt es in der Harrisleer Straße, in der sich das Haus befindet, einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. 

Großbrand in Flensburg: Zwei Tote, neun Verletzte

Am späten Donnerstagabend gegen 23.25 Uhr bargen Einsatzkräfte den Leichnam der toten Erwachsenen aus dem Gebäude, wie ein Sprecher der Regionalleitstelle am Freitagmorgen sagte. Dies war zunächst nicht möglich gewesen, weil Einsturzgefahr bestand. Das Gebäude wurde für die Bergung abgestützt.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will sich am Freitag vor Ort ein Bild von der Lage machen. dpa
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will sich am Freitag vor Ort ein Bild von der Lage machen.
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will sich am Freitag vor Ort ein Bild von der Lage machen.

Oberbürgermeister Fabian Geyer (parteilos) zeigte sich am Donnerstagabend in der Nähe des Brandorts erschüttert und sprach den Opfern und Angehörigen sein tiefstes Beileid aus.

Innenministerin Sütterlin-Waack am Brandort in Flensburg

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) besuchte am Freitagmorgen den Ort des tragischen Geschehens. Sie sprach von einer furchtbaren Tragödie: „Es ist ein verheerender Anblick, dieses völlig ausgebrannte Haus zu sehen und sich vorzustellen, wie die Menschen gelitten haben in dem Haus – vom Feuer eingefangen.“ Sie habe auch den Raum gesehen, in dem das Feuer am Donnerstag kurz vor 17 Uhr möglicherweise ausbrach.

Es gebe noch keine Erkenntnisse, was das Feuer verursacht habe, sagte Sütterlin-Waack. Bislang könne noch niemand in das einsturzgefährdete Haus hinein. „Das wird wahrscheinlich erst Anfang nächster Woche passieren.“ Auch nach Angaben der Flensburger wird das frühestens kommende Woche möglich sein.

Flensburg: Sütterlin-Waack dankt Helfern, verurteilt Gaffer

Sütterlin-Waack äußerte sich auch zu Vorkommnissen während des mehrstündigen Feuerwehreinsatzes. „Hier haben ganz viele Menschen Matratzen vor die Fenster gelegt, damit die Menschen, die aus den Fenstern raus gesprungen sind, etwas weicher fallen.“ Neben sehr viel Hilfsbereitschaft hätten einige aber möglicherweise auch die Rettungskräfte etwas behindert.

„Es waren auch Gaffer dabei, die Videos gedreht haben und ins Netz gestellt haben. Das ist einfach nur furchtbar“, sagte Sütterlin-Waack. Gegen diese Menschen würden Ermittlungen aufgenommen, weil Persönlichkeitsrechte verletzt würden.

„Man muss sich mal vorstellen: Da sind Menschen gestorben in dem Haus, da sind viele Schwerverletzte. Und andere Leute machen davon Videos und ergötzen sich daran“, sagte Innenministerin. „Das ist hochgradig verachtenswert und wird auch strafrechtlich verfolgt.“

Flensburg: Gaffer posten Videos vom Brand mit zwei Todesopfern

Zu Beginn des Großeinsatzes sei die Lage relativ unübersichtlich gewesen, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Marco Litzkow. Das habe vor allem daran gelegen, dass auf den Straßen sowohl Anwohner als auch Schaulustige standen.

Anwohner der Harrisleer Straße haben bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte bei der Rettung der Hausbewohner geholfen, indem sie Matratzen als Sprungkissen vor das Haus trugen. dpa
Anwohner der Harrisleer Straße haben bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte bei der Rettung der Hausbewohner geholfen, indem sie Matratzen als Sprungkissen vor das Haus trugen.
Anwohner der Harrisleer Straße haben bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte bei der Rettung der Hausbewohner geholfen, indem sie Matratzen als Sprungkissen vor das Haus trugen.

Die Polizei appellierte an die Bevölkerung, keine Videos des Feuers in sozialen Medien zu teilen. „Es sind Menschen betroffen, die natürlich trauern“, sagte eine Polizeisprecherin. Ersten Erkenntnissen zufolge hätten Gaffer von dem brennenden Haus Videos gefertigt und im Internet geteilt.

Wohnhaus in Flensburg brennt: Kind und Erwachsene sterben

Erschwert wurde die Arbeit der Feuerwehr zudem durch ein einstürzendes Treppenhaus. „Die Trupps, die zur Menschenrettung beziehungsweise Brandbekämpfung vorgegangen sind, mussten nach kurzer Zeit den Innenangriff einstellen, weil der Treppenraum eingestürzt beziehungsweise nicht mehr begehbar war“, sagte Litzkow dem Schleswig-Holstein-Magazin des NDR. Zudem drohte nach Angaben der Stadt das Dachgeschoss des Gebäudes einzustürzen. Der Kampf gegen das Feuer sei deshalb nur noch über Leitern und Drehleitern möglich gewesen. Zwischenzeitlich seien 13 Rettungswagen am Einsatzort gewesen.

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Laut Feuerwehr ist das Haus nach dem Feuer nicht mehr bewohnbar. Die Anwohner wurden am Abend betreut und es wurden Notunterkünfte für sie gesucht. Auch mehrere Notfallseelsorger waren am Brandort. (dpa/mp)

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