Autos am Strand

Mit dem Auto direkt an den Strand: Dafür ist St. Peter Ording bekannt – inzwischen kostet das 15 Euro Parkgebühr. Foto: dpa / Daniel Bockwoldt

Die Wut der SPO-Urlauber: „Muss alles so großkotzig sein wie auf Sylt?“

Die Abrechnung des Nordseefans hatte es in sich: „So schaufelt sich SPO sein eigenes Grab“, schrieb Arnold Ziehmer an die MOPO – und hat damit einen Nerv getroffen: Zu Dutzenden meldeten sich Gäste des Nordseebades und stimmten dem wütenden Brandbrief zu: Das einst so bodenständige St. Peter-Ording sei zu teuer geworden, Hotels und Restaurants inzwischen unerschwinglich, gar von „Syltisierung“ ist die Rede. Im Zentrum des Nordsee-Wut-Sturms: die Parkgebühren am berühmten, weiten Autostrand.

15 Euro kostet es, wenn man mit dem Auto in Ording an den Strand fahren will, plus vier Euro Kurtaxe pro Erwachsenen – das sorgt bei vielen Gästen für Empörung: Schon die zwölf Euro Parkgebühr, die bis 2023 fällig wurden, fanden viele zu happig. Dazu die angezogenen Preise in der Gastronomie und bei den Übernachtungen, da platzt vielen, teilweise treuen Stammgästen die Schnur am Sommerhut: „Wir kamen seit Sommer 1977 ziemlich regelmäßig nach St. Peter-Ording, gelegentlich sogar mehrmals im Jahr. Jetzt verzichten wir auf das teure Vergnügen. Eigentlich schade!“, schreibt eine Leserin an die MOPO.

„Fahren nicht mehr hin“

„Wir sind immer wieder gerne seit 40 Jahren Tagestouristen gewesen“, so eine Besucherin: „Aber durch die völlig überhöhte Kurtaxe, viel zu teure Preise und Parkplatznot fahren wir jetzt auch nicht mehr hin.“ Sie ist nicht die Einzige: „Bin auch ein begeisterter SPO-Urlauber,  war letztes Jahr mit meinem Enkeln dort“, so eine weitere Stimme: „Wenn sich nicht bald etwas ändert in Punkto Preisen, werde ich schweren Herzens nicht mehr kommen. Habe übrigens über 30 Jahre jedes Jahr hier Urlaub mit der Familie gemacht.“


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„Mir scheint, SPO hat ein Defizit im Haushalt und versucht, das über höhere Einnahmen auszugleichen“, mutmaßt ein anderer Urlauber: „So vergrault man Gäste.“ Auch Neuzugänge zeigen sich entsetzt von den Preisen: „Ich war das erste Mal in SPO und wahrscheinlich auch das letzte Mal“, schreibt ein Leser: „360 Euro für zwei Übernachtungen im wahrlich nicht tollem Zimmer. Nein, danke. Frühstück 22 Euro pro Person und neun Euro Parkgebühr am Hotel, pro Tag natürlich. Das geht besser.“ Eine Familie stimmt zu: „Wir fahren auch nicht mehr hin. Alles überteuert. Wir fahren nach Frankreich, völlig entspannt, keine Strandgebühr, keine Parkplatzgebühr.“

Auch Einheimische sind genervt

Nicht nur die Touristen, auch Einheimische zeigen sich genervt: „Investoren haben längst erkannt, dass sich ihr Geld hier bestens vermehrt. Hohe Renditen der Hotels, glänzende Bilanzen – und statt uns mit ins Boot zu holen, werden wir Einwohner mit Gebühren belastet“, heißt es in einer Lesermail: „Während Touristen über vier Euro am Tag reden, sind wir die eigentlichen Dauerzahler.“ Auch in Wohngebieten gebe es keine gebührenfreien Parkplätze mehr, von bezahlbaren Wohnungen und ausreichenden Arztpraxen für die Bewohner des Kurortes ganz zu schweigen.

„Hilfe, wir versylten!“

„Hilfe, wir versylten!“, klagt ein anderer Einheimischer und nimmt die Lokalpolitiker in die Pflicht: „Wie auf Sylt kommen Investoren und Gemeindevertreter machen sich zu deren willigen Handlangern, genehmigen Fällungen von Bäumen unseres einzigartigen Küstenwaldes, um das 27. Hotel zu bauen.“ Sylt ist das Schreckensbild für viele: „Muss alles so großkotzig sein wie Sylt?“, fragt ein Gast: „Hamburger mit Pommes 26 Euro!  Früher hat ’ne Currywurst für acht Euro genügt. Da haben sich Kinder noch ’ne Portion Pommes geteilt. Das ging noch.“

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Es gibt aber auch Verständnis für die teuren Preise: „Kurtaxe ist dafür da, Strände und Laufstege instand zu halten“, schreibt ein Gast: „Und das Personal soll ja ordentlich bezahlt werden, oder? Wer will denn von unterbezahlten, frustrierten Menschen bedient werden? Es ist für die Saisongastronomie ja ohnehin schwer, geeignetes Personal zu finden.“ Ein anderer verweist auf die Hamburger Preise: Wo könne man dort für 15 Euro einen ganzen Tag parken? Außerdem seien Kinder bis 18 Jahre von der Kurtaxe befreit, während es für sie viele Gratis-Angebote gebe: „Wenn eine vierköpfige Familie in Kaltenkirchen in ein voll überfülltes Spaßbad geht, kostet es 69 Euro.“

Zusammen mit den Parkgebühren am Strand stiegen zum Sommer 2023 auch die Tagesmieten für Strandkörbe in St. Peter-Ording von neun auf zwölf Euro.

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