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Rechtsextremist droht mit „Krieg“: Hassbrief gegen türkische Restaurantbesitzer

Hannover –

Ein Hassbrief mit Morddrohungen gegen türkische Restaurantbetreiber und Moscheen sorgt in Hannover für Entsetzen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung.

Mehmet Kılıç lebt seit 26 Jahren in Deutschland. Seine Töchter sind hier geboren. In Hannovers Steintorviertel betreibt er das Restaurant „Urfa Sofrasi“. Der 41-Jährige dachte sich nichts Schlimmes, als er am Sonnabend einen Brief in seiner Post fand. Doch als er den Umschlag öffnete, gefror ihm das Blut in den Adern.

Hannover: Hassbrief gegen türkische Restaurantbesitzer

In dem Schreiben wimmelt es vor Hass-Botschaften: „Ihr werdet vernichtet“, „haut endlich ab, ihr scheiß Drecks-Kanaken, wir hassen euch“ (…) „wird bald schweren Krieg geben am Steintor – verlasst euch drauf“, heißt es in dem anonymen Brief. Unterzeichnet ist der Text mit „Die Deutschen“.

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Restaurantbetreiber Mehmet Kılıç (41) mit dem Hassbrief, der in seiner Post lag.

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Mehmet Kılıç hat Anzeige erstattet. So wie eine ganze Reihe anderer Restaurantbetreiber auch, die offenbar ähnliche Briefe bekommen haben. Und auch Moscheen sind gefährdet: Der Verfasser, der von einer Verbindung zu den „Hells Angels“ spricht, kündigt an, Rocker würden die Gotteshäuser „bald anzünden“.

„Hells Angels“ distanzieren sich von dem Schreiben

Gegenüber dem NDR distanzierte sich Rocker-Boss Frank Hanebuth deutlich von dem Hassbrief. Er kenne weder den Verfasser noch den Inhalt des Schreibens, ließ er über seinen Anwalt mitteilen.

Die Staatsanwaltschaft Hannover nimmt den Brief sehr ernst und ermittelt wegen Volksverhetzung. Oberstaatsanwalt Thomas Klinge sagte dem NDR: „Wir wissen, dass solche Schreiben auch schon umgesetzt worden sind und sind darum sehr vorsichtig.“ Man tue alles, um den Verfasser des Briefes zu identifizieren.

Zahlreiche Menschen drückten Kılıç ihre Solidarität aus

Mehmet Kılıç erhält unterdessen viel Unterstützung. Zahlreiche Menschen, Organisationen und Politiker drückten  ihre Betroffenheit aus und sicherten dem Restaurantbetreiber ihre Unterstützung zu.

„Hannover ist eine internationale, offene und vielfältige Stadt“, schreibt der SPD Ortsverein Hannover-Mitte auf Facebook. Man verurteile die Bedrohungen gegen u.a. das „Urfa Sofrasi“ auf schärfste. „Hier leben Menschen aller Hautfarben, Religionen und den unterschiedlichsten Migrationsgeschichten. Wir Hannoveraner sind stolz auf diese Vielfalt und stehen im Schulterschluss mit den türkischen Restaurants und allen internationalen Unternehmen in unserer Stadt.“

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Kılıç ist gerührt: „Danke Hannover für so viel Solidarität“, schreibt er auf Facebook. Und: „Ich möchte mich an der Stelle bei meinen Mitmenschen bedanken, die sich mit uns solidarisiert haben. Das gibt uns Kraft und Mut und zeigt, dass wir mehr sind und der Zusammenhalt nötig ist, um Anfeindungen aus der rechten Ecke gegenzuwirken. Wir halten zusammen!“

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