• „Meine letzte Mission ist eine Ausländerfreie Heimat“ steht in dem Hass-Brief, den Kaya erhielt.
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Corona: Mann bekommt rassistischen Brief – und muss in Quarantäne

Neu Wulmstorf –

Normalerweise ist ein Gang zum Briefkasten etwas ganz Alltägliches, doch für einen Mann aus Neu Wulmstorf hat er drastische Konsequenzen. In seinem Briefkasten fand Metin Kaya (28, Name geändert) einen Breif der übelsten Sorte: Der anonyme Verfasser behauptet, er sei mit dem Coronavirus infiziert und habe den Brief angehustet – aus Hass auf Ausländer.

Als Metin Kaya am vergangenen Sonnabend seinen Briefkasten öffnete, fand er darin ein loses, bedrucktes Blatt Papier. Er habe sich erstmal nichts Böses dabei gedacht, sagt der Angestellte eines Autohauses der MOPO. Doch als er den Inhalt sah, änderte sich alles.

„Ich habe eine Überraschung für euch, denn ich habe Corona und habe diesen Brief mehrfach angehustet und an allen Ecken abgeleckt“, steht in dem Brief, der der MOPO vorliegt. Ein widerlicher Scherz oder bitterer Ernst? Das ließ sich zunächst nicht überprüfen, der Grund der Aktion ist aber eindeutig: Ausländerhass.

Neu Wulmsdorf: Mann findet rassistischen Brief im Briefkasten 

„Ich werde nicht alleine gehen von dieser Welt, meine letzte Mission ist es meinen Kindern, meinen Enkeln eine Ausländer-freie Heimat zu überlassen“, heißt es in dem Schreiben. Der Brief schließt mit den Nazi-Parole „Deutschland den Deutschen“ und „Sieg Heil“, unterschrieben wurde das anonyme Schreiben mit  „Märtyrer 88“. Die Zahl 88 ist ein von Rechtsextremen benutzer Code für „Heil Hitler“. 

Rassismus-Eklat in Neu Wulmsdorf.

„Meine letzte Mission ist eine Ausländerfreie Heimat“ steht in dem Hass-Brief, den Kaya erhielt.

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privat/hfr

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Zahlreiche Rechtschreibfehler ließen Kaya zwar an der Ernsthaftigkeit des Schreibens zweifeln, dennoch überwog die Vorsicht. „Ich war geschockt und bin sofort zur Polizeiwache in Neu Wulmstorf gefahren und habe das abgegeben“, erzählt der Familienvater.

Coronavirus über Papier übertragbar? Das sagt das Gesundheitsamt

Für den 28-Jährigen hat dieser Brief nun Konsequenzen. Das Gesundheitsamt habe ihn kontaktiert und ihn zwar beruhigt, dass das Coronavirus normalerweise nicht über Papier übertragbar sei, allerdings wurde im geraten, sich vorsichtshalber in häusliche Quarantäne zu begeben. Und das tat er auch. „Ich habe mich krankschreiben lassen“.

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Kaya ist unsicher, was es mit dem Brief wirklich auf sich hat. Soweit er weiß ist der Einzige in seiner Straße, der das Schreiben bekommen hat. „Ich habe jetzt keine Angst mehr, was den rassistischen Hintergrund angeht. Aber meine Frau hat Angst rauszugehen, weil sie Angst hat, angegriffen zu werden“, erzählt der 28-Jährige betroffen.

Polizei bestätigt die Anzeige

Auf Nachfrage bestätigt die zuständige Polizeipressestelle Buchholz den Vorgang. „Wir haben die Ermittlungen in dem Verfahren aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft in Stade ist zuständig“, so ein Sprecher am Dienstag zur MOPO. 

Für Kaya war die Sache damit allerdings nicht vom Tisch. „Ich habe ein Foto von dem Zettel in unsere Neu Wulmstorfer Stadtteilgruppe bei Facebook gepostet. Daraufhin rief mich die Polizei an und sagte, ich solle das Foto wieder löschen“, erzählt er der MOPO. Warum er das Bild entfernen sollte, wurde ihm nicht erklärt. Um Ärger zu vermeiden, hat sich der 28-Jährige aber daran gehalten. Auf Nachfrage bestätigt der Buchholzer Polizeisprecher dies nicht.

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