Proteste im Norden: Bauern blockieren Lidl- und Rewe-Lager mit Traktoren
Cloppenburg/Kiel –
Aus Protest gegen aus ihrer Sicht existenzgefährdende Niedrigpreise im Lebensmittelhandel haben Hunderte Landwirte am Montag in Niedersachsen Lager des Discounters Lidl blockiert. Auch in Kiel kam es am Abend zu einem Protestaktion vor dem Rewe-Logistikzentrum.
Betroffen waren zunächst Lager in Cloppenburg und Emstek, sagte eine Polizeisprecherin. In Cloppenburg blockierten ihren Angaben zufolge 120 Traktoren die Zufahrt des Zentrallagers, in Emstek 30 Traktoren. In Cloppenburg versammelten sich Hunderte Landwirte vor dem Lager an der Bundesstraße 72, umfuhren mit ihren Traktoren Polizeiabsperrungen und stellten sich in die Ein- und Ausfahrt.
Protest in Niedersachsen: Bauern wütend über Dumpingpreise
„Die Landwirte sagen, wir fahren nicht eher weg, bis der Chef von Lidl mit uns redet“, sagte ein Sprecher der Bauern-Initiative „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen. Die Landwirte hätten sich den Tag über bei der Blockade abgelöst. Auch weitere Lidl-Lager wie das in Schwanewede wollten seinen Angaben zufolge Landwirte mit Traktoren blockieren.
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Dem Sprecher zufolge sind die Landwirte wütend über einen Brief der großen deutschen Handelsketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Darin hatten sich die Topmanager der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) über Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner beschwert. Die CDU-Politikerin hatte vorvergangene Woche einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck der Handelsriesen geschützt werden sollen und von teils unfairen Bedingungen gesprochen. Klöckner habe ein Zerrbild der Handelsunternehmen gezeichnet, klagten die Supermarkt-Ketten.
Bauern-Proteste in Niedersachsen: Das sagt Lidl
Ein Sprecher Lidl von Lidl teilte am Abend mit, weiterhin zu Gesprächen mit den Landwirten bereit zu sein. „Um dem Anliegen der gesamten Landwirtschaft am ehesten gerecht zu werden, brauchen wir einen sektorweiten Dialog, der mit allen Verhandlungspartnern entlang der Lieferkette geführt wird“, hieß es. Die protestierenden Bauern müssten für Gespräche Vertreter benennen. Lidl sehe sich als starker Partner der deutschen Landwirtschaft und exportiere deutsche Produkte in mehr als 30 Länder. Um den derzeitigen Überhang bei Schweinefleisch zu regulieren, solle es Sondervermarktungen geben. „Für diese Tiere sollen die Landwirte einen finanziellen Ausgleich und damit den marktüblichen Preis erhalten.“
Dutzende Traktoren am Rewe-Logistikzentrum Kiel
Doch damit nicht genug: In Kiel stehen seit Montagabend dutzende Landwirte mit ihren Traktoren vor dem Rewe-Logistikzentrum in Kiel. Es seien etwa 50 Trecker, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei. Nach einem Bericht des NDR handelt es sich um eine weitere Protestaktion von Bauern gegen die Preisgestaltung der großen Supermarktketten. Wegen der aus ihrer Sicht existenzgefährdenden Niedrigpreise im Lebensmittelhandel hatten am Montag Hunderte Landwirte in Niedersachsen seit dem frühen Morgen Lager des Discounters Lidl blockiert. Ein Sprecher von Lidl teilte am Abend mit, weiterhin zu Gesprächen mit den Landwirten bereit zu sein.
Ein Sprecher der Bauern-Initiative „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen hatte im Zusammenhang mit der Aktion bei Lidl angekündigt, dass die Proteste Schleswig-Holstein bei Rewe und am Donnerstag in Hamburg bei Edeka fortgesetzt werden sollen. (dpa/mp)