Magdeburg: Mutter des getöteten Neunjährigen mit emotionalem Abschied
Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat auch die Menschen in Niedersachsen und Bremen fassungslos gemacht. Viele trauern. Unter den Opfern ist ein Junge, der in Niedersachsen wohnte. Seine Mutter hat auf Facebook herzzerreißende Worte veröffentlicht.
Unter den fünf Todesopfern des verheerenden Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist ein Neunjähriger, der seit Kurzem in Niedersachsen wohnte (MOPO berichtete). Die niedersächsische Jugendfeuerwehr teilte auf ihrer Homepage mit, dass der Junge Mitglied der Kinderfeuerwehr Warle im Landkreis Wolfenbüttel war.
Durch „diese sinnlose Tat“ sei das Kind aus dem Leben gerissen worden, hieß es dort. Gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Niedersachsen bat die Jugendfeuerwehr um Spenden, um die Familie des Jungen finanziell zu unterstützen.
Hunderttausende trauern mit Mutter auf Facebook
Die Mutter des Jungen trauert derweil auf Facebook. „Lasst meinen kleinen Teddybär nochmal um die Welt fliegen … André hatte keinem was getan … Er war doch erst neun Jahre bei uns auf der Erde … Wieso du … Wieso nur. Ich verstehe es nicht …“, schrieb sie in einem am Sonntag hochgeladenen Post. „Du wirst immer in unserem Herzen weiterleben“ heißt es abschließend. Der Beitrag wurde bereits 200.000 mal geteilt und hat mehr als 170.000 Reaktionen erhalten.
Der Neunjährige war vor wenigen Monaten mit seiner Mutter von Bayern nach Niedersachsen gezogen. Er lebte vorher im oberpfälzischen Markt Floß südöstlich von Bayreuth, wie der katholische Pfarrer Max Früchtl sagte, der den Jungen persönlich kannte. Die Menschen in dem Ort in Bayern mit rund 3500 Einwohnern seien tief betroffen. In Gottesdiensten wurde am Samstag und Sonntag an den Jungen erinnert. Dessen Vater und einige Geschwister leben dem Pfarrer zufolge weiter in Floß. Über die Herkunft des getöteten Kindes hatten zunächst mehrere Medien berichtet.
Fünf Tote, 200 Verletzte – die Bilanz der Todesfahrt von Taleb A.
Am Freitagabend raste Taleb A. mit einem Auto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Nach Behördenangaben wurden vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren sowie der neunjährige Junge getötet. Die Frauen kommen demnach aus dem Großraum Magdeburg. Bei dem Anschlag wurden zudem mehr als 200 Menschen verletzt, viele von ihnen schwer. Taleb A. ist ein als Islam-Kritiker bekannter Arzt aus Bernburg in Sachsen-Anhalt, der aus Saudi-Arabien stammt und seit 2006 in Deutschland lebt.
Der Anschlag sorgte bundesweit für Trauer und Entsetzen. Auch in Niedersachsen und Bremen wurde der Opfer gedacht – etwa bei Gedenk- und Schweigeminuten auf Weihnachtsmärkten und in Kirchen. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker drückten ihr Mitgefühl aus. „Dieses Leid und das Elend, was da verursacht wurde, das ist einfach unbeschreiblich und trifft uns alle zutiefst“, sagte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte bei einer Gedenkfeier der Schausteller auf dem Bremer Weihnachtsmarkt.
Stellvertretende Ministerpräsidentin Niedersachsens ist „fassungslos“
„Ich bin tief betroffen von der schrecklichen Tat in Magdeburg, wo ein Attentäter die Menschen auf dem Weihnachtsmarkt, die die Adventszeit in Frieden und Gemeinschaft verbringen wollten, verletzte und aus dem Leben riss“, sagte Niedersachsens stellvertretende Ministerpräsidentin und Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) laut Mitteilung. „Dass das Kind am Tag des Beginns der Weihnachtsferien auf diese brutale Art sein Leben verloren hat, macht mich fassungslos.“
In vielen Kirchen wurde der Opfer gedacht, etwa im Braunschweiger Dom. Magdeburg ist Braunschweigs Partnerstadt. Einheiten der Braunschweiger Feuerwehr fuhren in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, um die dortigen Einsatzkräfte bei der Nachsorge zu unterstützen. Auf dem Weihnachtsmarkt in Braunschweig wurden Spendendosen aufgestellt, die nach Abschluss des Marktes nach Magdeburg gebracht werden sollen.
Zahl der Sicherheitskräfte auf vielen Weihnachtsmärkten erhöht
Im Landkreis Helmstedt reagierten Landrat Gerhard Radeck und Bürgermeister Wittich Schobert (beide CDU) mit großer Bestürzung auf den Anschlag in Magdeburg. „Aus der Landeshauptstadt in unserem Nachbarland kommen viele unserer Mitarbeitenden in den Verwaltungen, sie sind direkt und indirekt von der schrecklichen Tat betroffen“, schrieben beide Kommunalpolitiker in einer Stellungnahme.
Die Innenressortchefs in Niedersachsen und Bremen, Daniela Behrens und Ulrich Mäurer (beide SPD) kündigten an, die Sicherheitskräfte auf den Weihnachtsmärkten in beiden Bundesländern zu erhöhen. Mit der vergrößerten Zahl der Einsatzkräfte sollen die Besucherinnen und Besucher mehr Ansprechpartner auf den Märkten haben. Auch Hamburg hat die Polizeipräsenz infolge der Amokfahrt erhöht.
Niedersachsen ordnet Trauerbeflaggung an
Der Anschlag in Magdeburg sei grauenhaft und schrecklich, so Behrens. „Mit meinen Gedanken bin ich bei den Opfern und ihren Angehörigen“, sagte die Innenministerin. Auch Mäurer sprach sein Mitgefühl den Angehörigen und den Verletzten aus.
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Die Präsidentin des niedersächsischen Landtags, Hanna Naber, äußerte ihre Trauer über die Opfer in Magdeburg. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und bei den Verletzten an Leib und Seele. Unseren Nachbarn in Sachsen-Anhalt fühlen wir uns in diesen schweren Stunden eng verbunden“, hieß es in einer Mitteilung. Die niedersächsische Landesregierung ordnete für Samstag und Sonntag die landesweite Trauerbeflaggung aller öffentlichen Gebäude an. (dpa/mp)