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Annette Engelhardt und André Engelhardt stehen auf ihrer „Ballermann-Ranch, die ein Gnadenhof für Pferde, Ponys und Esel ist.
  • Annette Engelhardt und André Engelhardt stehen auf ihrer „Ballermann-Ranch, die ein Gnadenhof für Pferde, Ponys und Esel ist.
  • Foto: dpa | Sina Schuldt

Ihm gehört der „Ballermann“: Mallorca machte ihn reich – jetzt tut er Gutes

Ein kluger Einfall kann manchmal ein ganzes Leben verändern: André Engelhardt verdient seit fast dreißig Jahren Geld mit einem Wort. Bis heute profitiert er von „Ballermann-Partys“, Ballermann-Radio und vielem mehr. Ein großer Teil davon fließt in einen guten Zweck.

„Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr“, steht auf der selbstgebauten Kapelle, die gesegnet und eingetragen ist und in der sogar Trauungen durchgeführt werden. Sie steht auf der „Ballermann-Ranch“ von André und Anette Engelhardt in Scholen im Landkreis Diepholz.

„Ballermann“-Besitzer rettet Tiere: „Der liebe Gott war gut zu uns“

Wenige Meter entfernt von der Kapelle befindet sich das sogenannte Eseldorf. Dort kommen zahlreiche Esel, die in Not waren, unter und führen ein anscheinend sorgenfreies Leben. Aber was hat diese Ranch mit dem „Ballermann“ zu tun?

„Der liebe Gott war gut zu uns“, sagt André Engelhardt mit Blick auf das Glück, das er und seine Frau in ihrem Leben hatten. 1994 war er auf Mallorca und genoss Partyleben und Gemeinschaft am schon damals zumindest vor Ort sogenannten „Ballermann“. „Damals kannte den Begriff Ballermann in Verbindung mit Party, Spaß und gute Laune kaum ein Mensch in Deutschland“, erinnert sich Engelhardt.

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Der damalige Jura-Student schrieb eine Hausarbeit über das Markengesetz. Er wusste, dass ab 1995 Privatpersonen Inhaber eines Warenzeichens, einer Marke, werden konnten. Daher sicherte er sich für damals 500 Mark die Rechte am Begriff „Ballermann“.

André Engelhardt verdient seit 1995 Geld mit dem Wort „Ballermann“ – und rettet damit Tiere. dpa | Sina Schuldt
Annette und André Engelhardt stehen mit einem Esel vor ihrer „Ballermann-Ranch“.
André Engelhardt verdient seit 1995 Geld mit dem Wort „Ballermann“ – und rettet damit Tiere.

In Deutschland versuchte er auf verschiedene Weise, den Namen zu vermarkten. Eine Journalistin wurde auf seine Idee aufmerksam und berichtete darüber. „Das war dann der Startschuss“, erzählt der 59-Jährige. „Jeder wollte plötzlich die Schnäpse haben, dann kam die Musik dazu. Dann gab es die erste Ballermann-Mallorca-Party in Essen mit 20.000 Leuten.“

André Engelhardt verteidigt „Ballermann“ in 500 Prozessen

Zwar veranstaltet Engelhardt diese Ballermann-Partys, die es bis heute gibt, nicht selbst, verdient aber an jeder Feier nach wie vor kräftig mit. Ebenso am Ballermann-Radio, das mit seinen Mallorca-Hits laut Engelhardt monatlich vier Millionen Hörer erreicht. Bis heute spülen auch viele weitere Ballermann-Produkte Geld in die Kassen. Ein Highlight sei 1997 die erfolgreiche deutsche Kinokomödie „Ballermann 6“ gewesen.

Die goldene Idee aus den 90ern musste Engelhardt in knapp 500 Prozessen verteidigen. Im Jahr 2000 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ihm die Marke gehört. Neben all der Prozesse trug Engelhardt jedoch dazu bei, den Ballermann-Hype in Deutschland zu verbreiten: Er trat in Talkshows auf und kam in Reportagen auf der Insel vor, auf der er teils mehrere Monate am Stück verbrachte. „Damals war ich eigentlich nie weg.“

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Heute ist das anders, der 59-Jährige war schon seit Jahren nicht mehr auf „Malle“. Stattdessen führt er gemeinsam mit seiner Frau die Ranch. Eine solche zu haben sei schon immer ein Traum des großen Western-Fans gewesen, der ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kommt.

2011 erfüllte er sich den Traum von der Ranch durch das Geld, das er mit dem Wort „Ballermann“ verdient hat. Er zog mit seiner Frau, die er 1996 natürlich auf Mallorca kennengelernt hat, nach Niedersachsen.

„Ballermann-Ranch“: Tiere haben traurige Schicksale hinter sich

Nach einigen Jahren mit mehreren eigenen Pferden stießen die Engelhardts auf „Gut Aiderbichl“, eine europaweite Kette von Tier-Gnadenhöfen, die seit 2001 verwahrloste, verwaiste oder vor der Schlachtung stehende Tiere aufkauft. Sie schenkten ihre Ranch 2018 der Organisation und nehmen seitdem immer wieder Tiere in Not auf und bewahren diese beispielsweise vor dem Schlachthof. „Ein Tier, das einmal auf einem Hof von Gut Aiderbichl untergekommen ist, bleibt für immer dort und wird nicht noch mal verkauft“, erklärt Engelhardt.

Hilmi Sözer (l.) und Tom Gerhardt (m.) verhalfen der Partymeile auf Mallorca mit ihrem Film „Ballermann 6“. zu viel Ruhm. (Archivbild) dpa | Markus Beck
Hilmi Sözer (l.) und Tom Gerhardt (m.) während der Dreharbeiten zum Film „Ballermann 6“. (Archivbild)
Hilmi Sözer (l.) und Tom Gerhardt (m.) verhalfen der Partymeile auf Mallorca mit ihrem Film „Ballermann 6“. zu viel Ruhm. (Archivbild)

Nun pflegen er, seine Frau und zehn Mitarbeitende insgesamt 29 Pferde, 13 Ponys und 15 Esel. Die meisten haben laut Engelhardt traurige Schicksale hinter sich. Viele seien krank, weil sie bei ihrem vorherigen Besitzer nicht richtig versorgt wurden. „Bei uns leben die Tiere wie in einem Paradies. Es fehlt ihnen an nichts“, sagt der Ranch-Betreiber. Sie leben in großen Boxen, verbringen fast den ganzen Tag auf einer weitläufigen Weide.

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Auch die Tierrechtsorganisation Peta halte solche „Auffangstationen und Lebenshöfe für in Not geratene Tiere für enorm wichtig und leider noch immer notwendig“, sagt Peta-Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz. Wichtig sei jedoch, dass das Wohlergehen des Tieres im Vordergrund steht und sie nicht als Nutztiere gehalten werden. Das ist laut Engelhardt auf seiner Ranch der Fall: Die Pferde, Ponys und Esel seien von allen Pflichten befreit.

Als eine Eselfamilie ihr Zuhause verlor und keine neuen Besitzer finden konnte, verkaufte Engelhardt seine Oldtimer-Sammlung und baute die Garage in ein Eseldorf um. „Wichtig ist nur, dass die Tiere glücklich sind, das ist es, was uns antreibt.“ Daher fließen 60 Prozent der Erlöse aus der „Ballermann“-Marke in die gemeinsamen Projekte mit Gut Aiderbichl und den Ausbau der Ranch. Das bedeutet laut Engelhardt auch: „Wenn heute jemand auf eine Ballermann-Party geht, und sich ein paar hinter die Binde gießt, tut er indirekt auch etwas für den Tierschutz“.

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