Weshalb ein Schweizer Paar sein Glück an der Nordseeküste sucht
Eigentlich wollte das Schweizer Auswandererehepaar Caboussat schon längst den Cuxhavener Wasserturm zu neuem Leben erweckt haben. Doch immer neue Hürden verzögerten die Sanierung. Inzwischen ist die Eröffnung in greifbare Nähe gerückt.
Vom Emmental nach Cuxhaven: Vor fünf Jahren hat die vierköpfige Schweizer Familie Caboussat ihr Haus im Kanton Bern verkauft und ist an die deutsche Nordseeküste gezogen. Die Eltern Mirabelle und Alain hatten sich in den 48 Meter hohen Wasserturm verliebt. Das historische Bauwerk von 1897 wollten sie sanieren und zu einem Café sowie drei Ferienwohnungen ausbauen.
Längst sollte die Eröffnung gewesen sein. Doch immer wieder musste sie verschoben werden. Gründe dafür gibt es viele, etwa Denkmal- und Brandschutzauflagen, die Pandemie, Kostenexplosionen, Energiepreise, Handwerkermangel oder Lieferschwierigkeiten.
Schweizer Paar durch Wasserturm im Fernsehen bekannt
Das Leben der Caboussats und die vielen Stolpersteine beim Wasserturm-Projekt bewegt in ihrer alten Heimat viele Menschen. Denn das Schweizer Fernsehen SRF begleitet das Ehepaar und seine beiden Söhne für die Auswandererserie „Auf und davon“. „Wenn wir in der Schweiz sind, werden wir immer erkannt“, sagt Mirabelle Caboussat (55).
Fans kommen sogar eigens nach Cuxhaven, um vor Ort nachzuschauen, wie das Bauvorhaben vorankommt. An manchen Tagen seien es Dutzende. „Es gibt so viele Leute, die mit uns mitfiebern“, sagt Alain Caboussat (52).
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Daher ist es nicht überraschend, dass an diesem Tag der Schweizer Philipp Fürer mit seiner Frau und einem Freund am Zaun steht und seinen Kopf in den Nacken legt, um den Wasserturm zu betrachten. „Wir sind drei Wochen mit dem Motorrad in Deutschland unterwegs“, erzählt er. Ohne die Caboussats, die er aus dem Fernsehen kennt, wäre Cuxhaven kein Ziel für sie gewesen. Jetzt sind sie zu viert für ein paar Tage da.
Dass er das Ehepaar Caboussat tatsächlich antrifft, begeistert ihn sichtlich – so wie auch der Turm: „Er ist schon eindrucksvoll.“ Tatsächlich ist die Zahl der Gäste aus der Schweiz in Cuxhaven gestiegen: 2019 reisten noch gut 3000 Gäste an, im vorigen Jahr waren es nach Angaben der Stadt mehr als 3350.
Wasserturm wird Feriendomizil mit Café
Ende August wollen die Caboussats endlich am Ziel sein. Das Café und die Ferienwohnungen, von denen Besucher bis zum Hafen blicken können, nehmen Gestalt an. Am Wochenende werden Kaffee und Kuchen schon im Außenbereich auf den frisch verlegten Pflastersteinen serviert.
2004 war das Bauwerk stillgelegt worden. Unter dem Dach zeugt von der ursprünglichen Nutzung noch ein riesiger Tank, der knapp eine Million Wasser fassen kann. Der Wasserturm hatte „über viele Jahre eine wichtige Funktion und Bedeutung für die Stadt“, sagt Sprecherin Cora Strate. „Über die Jahre hinweg hat sich das beeindrucke Bauwerk auch zu einem Wahrzeichen Cuxhavens entwickelt.“
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Jetzt ist der Wassertank unter dem Dach des Turms leer. Der ganze obere Gebäudeteil müsste eigentlich auch saniert werden, sagt Alain Caboussat. Wegen der enormen Kosten hat das Ehepaar das erst einmal hintangestellt. Sobald es möglich ist, wollen die beiden aber Führungen im Herzstück des Wasserturms anbieten.
Viele Menschen, mit denen sie sprechen, nähmen an, dass sie Fördermittel von der Stadt oder vom Land für die Sanierung bekämen. Das sei aber nicht der Fall. „Die fehlende Unterstützung hat uns überrascht“, sagt Mirabelle Caboussat. Sie seien bis an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen. „Wir haben unsere ganze Existenz in den Turm gesteckt – und weit darüber hinaus“, sagt die 55-Jährige.
Alte Türme mit neuem Leben – Wasserturm und Leuchtturm werden renoviert
Mit ihrer Liebe für ausrangierte Türme sind die Caboussats nicht alleine. Katrin und Wilhelm Mormann kauften in diesem Jahr den 23 Meter hohen „Hamburger Leuchtturm“ an der Alten Liebe in Cuxhaven. Auch dort soll ein Feriendomizil entstehen. Der Leuchtturm wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Auftrag der Stadt Hamburg errichtet und war bis 2001 in Betrieb.
Cuxhaven erreichte im Jahr 2022 mit mehr als vier Millionen Übernachtungen ein neues Hoch. Als Gründe nennt die Stadtsprecherin unter anderem die gestiegene Nachfrage beim Urlaub in Deutschland, aber auch die „Vielseitigkeit des Standortes Cuxhaven“. Die beiden Turm-Projekte könnten künftig zur Attraktivität beitragen.
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Damit das für ihr Projekt gelingt, hoffen die Caboussats auf mehr Fördererinnen und Förderer als bisher. Sie bieten dafür die Möglichkeit, sich mit dem eigenen Namen auf einem Pflasterstein im Außenbereich oder einer Plakette im Inneren des Turms zu verewigen.
„Wir wollten nicht aufgeben“, betont Mirabelle Caboussat. „Wir haben es bis hier geschafft, dann schaffen wir den Rest auch noch“, zeigt sich Alain Caboussat optimistisch. „Der Wasserturm verdient es, erhalten zu bleiben. Er ist wunderschön und bietet so viel.“