Nicht behandelt! Junge stirbt nach Fahrradunfall – Arzt muss 100.000 Euro zahlen
Ein 14 Jahre alter Jugendlicher starb nach einem Fahrradunfall, nachdem ein Arzt den Jungen nicht behandelt hatte. Gegen eine Zahlung von 100.000 Euro hat das Landgericht Verden das Verfahren gegen den Mediziner nun eingestellt. Die Frage, ob eine Computertomografie das Leben des Schüler hätte retten können, bleibt damit ungeklärt.
Der 53-Jährige muss 40.000 Euro an die Familie und 60.000 Euro Verfahrenskosten an die Landeskasse zahlen, wie eine Gerichtssprecherin am Dienstag sagte. Der Arzt stand seit Anfang Juni vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft warf dem Mann vor, 2018 als „Chefarzt im Hintergrunddienst“ in einer Rotenburger Klinik die notwendige Behandlung nach einem Fahrradsturz nicht angeordnet zu haben. Der Junge starb einen Tag nach dem Unfall an einer Hirnblutung.
Verden: Junge stirbt nach Fahrradunfall – Arzt muss 100.000 Euro zahlen
Der behandelnde Arzt hatte eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Tatsächlich hatte der Jugendliche einen Schädelbasisbruch erlitten. Mit dem Fall waren drei Ärzte betraut gewesen, der Chefarzt hatte Rufbereitschaft und wurde telefonisch über das Vorgehen informiert. Eine Ärztin in der Notaufnahme soll die Computertomografie zunächst angeordnet haben. Nach Rücksprache mit dem Angeklagten, der schon Feierabend hatte, aber telefonisch erreichbar war, sei die Anordnung aber zurückgenommen worden.
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Die Staatsanwaltschaft hatte alle drei Mediziner wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Gegen einen Arzt wurde das Verfahren gegen Zahlung von 12.000 Euro eingestellt, ein anderer starb. Für die Einstellung des Verfahrens gegen den ehemaligen Chefarzt hatte die Staatsanwaltschaft zunächst 25.000 Euro gefordert. Es kam zu keiner Einigung und damit zur Eröffnung des Prozesses. Während des Prozesses wurde das Vermögen des Chefarztes ermittelt –und die Staatsanwaltschaft forderte daraufhin 100.000 Euro für eine Verfahrenseinstellung. Der Angeklagte willigte ein. (dpa/mp)