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Ein Produktionsgebäude der Porzellanmanufaktur Fürstenberg steht hinter einem Wegweiser.
  • Die Porzellanmanufaktur Fürstenberg macht seit Jahren Verluste.
  • Foto: picture alliance/dpa/Moritz Frankenberg

Streit um 275 Jahre alte Firma: Soll sie gerettet werden?

In einem direkt an der Weser gelegenen mittelalterlichen Schloss sitzt eines der ältesten Unternehmen Niedersachsens. Das Schloss Fürstenberg im Landkreis Holzminden beherbergt den Firmensitz der Porzellanmanufaktur Fürstenberg, die in diesem Jahr ihr 275-jähriges Bestehen feiert.

Das Unternehmen ist dem Bundesland Niedersachsen so wichtig, dass es inzwischen die Mehrheit an der traditionsreichen Manufaktur hält. Weil das Unternehmen aber seit Jahren Verluste macht, gibt es Kritik.

Für das Land Niedersachsen ist die Stützung der Manufaktur eine Investition in Kultur und Tourismus. „Wir sind der Auffassung, dass wir solche kulturhistorisch wertvollen Institutionen erhalten sollten“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bereits im vergangenen Jahr.

Ein Verkauf sei deshalb weiterhin kein Thema, wie die Staatskanzlei mitteilte. Über eine Investitionsgesellschaft ist das Land mit 98 Prozent an dem Traditionsunternehmen beteiligt, 2 Prozent hält der Landkreis Holzminden.

Porzellanmanufaktur Fürstenberg: Seit 1747 produziert die Firma Porzellan

Seit der Gründung im Jahr 1747 produziert die Manufaktur hochwertiges Porzellan in der Gemeinde Fürstenberg. Zu den aktuellen Produkten zählen nach Angaben des Unternehmens die beliebten Geschirrkollektionen Auréole und Carlo, die jeweils von einem koreanischen und italienischen Designer entworfen wurden.

Politische Gäste erhalten in der Regel ein Porzellan-Pferd. picture alliance/dpa | Swen Pförtner
Ein weißes Niedersachsen-Ross aus Porzellan steht in der Porzellan-Manufaktur Fürstenberg auf einem Tisch.
Offizielle Gäste erhalten regelmäßig ein Niedersachsenross aus Porzellan.

Auch politisch ist Porzellan aus Fürstenberg in Niedersachsen wichtig: Offizielle Gäste des Bundeslandes erhalten regelmäßig ein in Fürstenberg gefertigtes Niedersachsenross aus Porzellan als Geschenk. Neben der Firma Meissen aus Sachsen ist die Fürstenberger Manufaktur die zweitälteste Porzellanmanufaktur der Bundesrepublik.

Nach verlustreichen Jahren arbeiten derzeit noch 85 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für das Unternehmen. Im 2016 waren es noch 105. Laut dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Finanzbericht betrug das Minus im Jahr 2019 etwa 1,5 Millionen Euro und im Jahr 2020 rund 1,2 Millionen Euro. Im Jahr 2017 lag der Verlust gar bei 4,2 Millionen Euro.


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Steuerzahlerbund übt Kritik

„Wir gehen davon aus, dass die Porzellanmanufaktur auch im Jahr 2021 Verluste in ähnlicher Größenordnung realisiert hat“, sagte der Haushaltreferent des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Niedersachsen und Bremen, Jan Vermöhlen. Es fehle schlicht die Nachfrage.

Den Fehlbetrag gleicht die Investitionsgesellschaft des Landes Niedersachsen aus. Da die Landesgesellschaft auch an der gewinnbringenden Totto Lotto Niedersachsen beteiligt ist, könnte die Gewinn- und Verlustrechnung für das Bundesland allerdings vorteilhaft sein, sagte Vermöhlen.

Der BdSt fordert dennoch eine dauerhafte Überprüfung der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Porzellanmanufaktur Fürstenberg. „Allein aus Gründen der „Liebhaberei“ sollte eine so hohe finanzielle Belastung jedenfalls nicht dauerhaft eingegangen werden“, sagte Vermöhlen. Die Erfolge der Investitionen seien schwer zu überprüfen.

Unternehmens-Jubiläums wird ordentlich gefeiert

Am Samstag findet ein Bürgerfest anlässlich des Unternehmens-Jubiläums statt. Der Verein Freundeskreis Fürstenberger Porzellan (FFP) ist gemeinsam mit der Gemeinde Fürstenberg der Ausrichter. „Die ersten Gebäude der Porzellanherstellung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts waren Keimzelle des Ortes und liegen heute im Zentrum Fürstenbergs“, sagte der FFP-Vorsitzende Thomas Engelke.

Unter anderem befinden sich auf dem Gelände ein altes Brennhaus und eine erst im Jahr 2006 wiederentdeckte Ofenanlage. „Das Ensemble ist ein technikgeschichtliches Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung.“ In Europa gebe es keine vergleichbaren Anlagen aus der Frühzeit der Porzellanherstellung, sagte Engelke.

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Die Manufaktur selbst plant auch Veranstaltungen zu ihrem Jubiläum. Unter anderem sind am 28. August ein Tag der offenen Tür und ein Sommerfest auf dem Werksgelände am Schloss Fürstenberg geplant, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilte. Im Firmen-Museum gibt es über das Jahr verteilte Sonderausstellungen. (dpa)

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