Ausflugstipps fürs Wochenende: Diese zehn Orte sollte jeder Hamburg-Nerd kennen
Sie kennen jeden Fleck an der Elbe? Wirklich jeden Grashalm im Stadtpark? Lieben Hamburg, entdecken gerne ihre Stadt neu? Wir haben zehn Tipps für echte Nerds, die abseits der gewohnten Pfade Stadthistorie entdecken wollen. Darunter: die älteste Brücke der Stadt, das schönste Straßenschild und ein kaiserliches Tor.
Entdecken Sie Hamburg mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang für nur 99 Cent testen!
Sie kennen jeden Fleck an der Elbe? Wirklich jeden Grashalm im Stadtpark? Lieben Hamburg, entdecken gerne ihre Stadt neu? Wir haben zehn Tipps für echte Nerds, die abseits der gewohnten Pfade Stadthistorie entdecken wollen.
1. Der Bismarckstein
Der Bismarckstein liegt neben dem Blankeneser Treppenviertel. Von dort hat man einen traumhaften Blick auf die Elbe. Der „Lili Marleen“-Dichter Hans Leip (1893-1983) hat ihn in mehreren Gedichten erwähnt. Ursprünglich sollte hier ein Bismarckdenkmal errichtet werden. Deswegen erwarb Julius Richter, der Mitbegründer der Holstenbrauerei, 1890 das Areal. Das Denkmal wurde aber nicht realisiert, da die Planer des Bismarck-Denkmals am Millerntor schneller waren. Stattdessen stellte die Nazi-Marinekameradschaft 1935 einen Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf. Diese Bronzeplatte mit Darstellung der Skagerrakschlacht wurde 1949 entfernt und durch eine neutrale Inschrift ersetzt.

2. Das „Kaisertor“
Den Jenischpark in Othmarschen bei Teufelsbrück kennen Sie vermutlich. Aber kennen Sie auch die Geschichte seines „Kaisertors“? Das im Stil des Neobarock gebaute Tor befindet sich an der Ecke Elbchaussee/Holztwiete. Der Vorbesitzer des heutigen Parks, Caspar Voght (1752-1839), hatte sich noch mit einer schlichten Pforte begnügt. Doch als die Jenischs das Areal übernahmen, reichte das nicht mehr. 1906 ließ der kaiserliche Gesandte und frühere Generalkonsul in Kairo, Martin Rücker Jenisch (1861-1924), das „Kaisertor“ errichten. Und zwar,v weil Kaiser Wilhelm II. zu Besuch kam und ihn als „Freiherr“ in den Adelsstand erhob.

3. Die „Villa Reemtsma“ in Othmarschen
Die „Villa Reemtsma“ in einem Park zwischen Holztwiete und Parkstraße (Othmarschen) war bei ihrer Fertigstellung Anfang der 30er Jahre das größte Privathaus Deutschlands. Bauherr war der Tabak-Fabrikant Philipp Fürchtegott Reemtsma (1893-1959). Die Villa der Superlative hatte eine Wohnfläche von 2000 Quadratmetern. Der von Martin Elsaesser (1884-1957) entworfene Bau war umgeben von einem 65.000 Quadratmeter großen Areal. Auf dem Grundstück gab es u. a. einen Badeteich mit Sprungturm, ein Kino, einen Tennisplatz, einen Reitstall sowie einen Hühnerhof. Nach dem Krieg wurde die Villa Verwaltungssitz der Firma Reemtsma. Heute befindet sie sich in Privatbesitz, steht unter Denkmalschutz und wurde 2007 restauriert.

4. Tankstelle Hudtwalckerstraße
Die erste Tankstelle nach US-Vorbild in Deutschland wurde am 11. August 1927 an der Hudtwalckerstraße (Winterhude) eröffnet. Zwar gab es bereits seit 1922 eine Tankstelle in Hannover. Hier erfolgte aber die Betankung umständlich mit Kanistern. An der Hudtwalckerstraße gab es erstmals zwei Zapfsäulen, wie es die Amerikaner schon 1907 landesweit eingeführt hatten. Die „Großtankstelle“ genannte Hamburger Einrichtung hatte schon ein Kassenhäuschen und ein schützendes Vordach. Der Tankwart verkaufte erstmals Öl, putzte Scheiben oder prüfte den Reifendruck. Bevor Tankstellen gebaut wurden, mussten deutsche „Automobilisten“ ihren Treibstoff in der Apotheke kaufen.
5. Husaren-Denkmal in Marienthal
Bis 1919 hatte Hamburg seine eigene Kavallerieeinheit – die Wandsbeker Husaren. Oder militärisch korrekt: das Husaren-Regiment 15 „Königin Wilhelmina der Niederlande“. 1871 ist die preußische Einheit nach Wandsbek verlegt worden. An der Straße Am Husarendenkmal (Marienthal) erinnert heute ein Reiterstandbild an das Regiment. 1938 wurde das vom Berliner Künstler Johann Jaenichen (1873-1945) geschaffene Denkmal eingeweiht. Gestiftet hatte es der „Husarenbund“ ehemaliger Angehöriger leichter preußischer Kavallerieeinheiten. Zurzeit ist der Bronze-Reiter eingezäunt. Der „Meldereiter“ ist nicht mehr standsicher und muss restauriert werden.
6. Friedrich-Ebert-Hof in Ottensen
Der Friedrich-Ebert-Hof an der Friedensallee 249 (Ottensen) ist ein um 1928 entstandener Großwohnblock. Die 738 Wohnungen verfügten über einen damals nicht selbstverständlichen Standard: Badezimmer und Loggien. Die schlichten Klinkerbauten, die von Friedrich Ostermeyer entworfen wurden, sind um einen Innenhof gruppiert. In der Mitte des Hofs steht eine Bronzebüste des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871-1925). Die preiswerten Wohnungen für die Arbeiterschaft waren durchaus auch als politische Botschaft gedacht. So schrieb die SPD-Zeitung „Hamburger Echo“ 1929: „… so strömt auch diesem gewaltigen Bauwerk der Geist eines unbeugsamen, seiner Mission bewussten Proletariats aus“.

7. Hamburgs schönstes Straßenschild
Hamburgs schönstes Straßenschild steht am Harvestehuder Weg, Ecke Alte Rabenstraße. Geschaffen wurde die schmiedeeiserne Konstruktion von Oberbauingenieur Andreas Meyer (1837-1901). Der Rabe soll an die legendäre Ausflugsgaststätte „Rabe“ erinnern, die es hier an der Alster seit dem 18. Jahrhundert gab. Die Küche soll ausgezeichnet gewesen sein. Die direkte Lage am Alsteranleger sorgte zusätzlich für Publikum. Betuchte Hamburger ließen sich von St. Georg aus in „Alster-Archen“ zum „Raben“ schippern. Das waren kleine Boote, die mit einem Segeltuch-Dach überspannt waren. Übrigens: Warum der Rabe auf dem Straßenschild eine Brille trägt, ist nicht überliefert – sie wird jedenfalls regelmäßig entwendet.

8. Die Trostbrücke
Die Trostbrücke mit den beiden markanten Statuen des Heiligen Ansgar und des grimmigen Grafen Adolf III. zu Schauenburg ist die wohl geschichtsträchtigste Brücke der Stadt. Sie überspannt das Nikolaifleet zwischen Neuer Burg und Neß (Altstadt). Sie verband ursprünglich die bischöfliche Altstadt rund um Dom und Petrikirche und das weltliche Zentrum, die gräfliche Neustadt, mit dem Hafen. Die erste Brücke stand vermutlich schon um 1200. Der Name dürfte auf den Grundbesitzer Trost zurückgehen. 1599 wurde die Brücke durch die erste steinerne Bogenbrücke in Hamburg ersetzt. Die stürzte 1731 ein. Der Neubau wurde 1842 beim Großen Hamburger Brand beschädigt. Das aktuelle Bauwerk entstand 1882.

9. Der Tod des Aktivisten Hartmut Gründler
Hartmut Gründler (1930-1977) war ein Umweltaktivist, der sich am 16. November 1977 hinter der Petri-Kirche an der Mö mit Benzin überschüttet und verbrannt hat. Jetzt weist an der Kirche eine Gedenktafel mit dem Bild des Lehrers auf die Verzweiflungstat hin. Der Atomkraft-Gegner hatte sich bis zur Erschöpfung gegen die „mörderischen Atomkraftwerke“ engagiert. Allein 500 Flugblätter entwarf und verteilte Gründler. Er wurde zunehmend verbittert, begann einen Hungerstreik, um so die Politik zum Umdenken zu bewegen. Kurz vor seinem Freitod schrieb Gründler: „Selbstverbrennung eines Lebensschützers! Appell gegen atomare Lüge!“ Gründler wurde in seiner Heimatstadt Tübingen beigesetzt.

10. Hamburgs älteste Brücke
Die Zollenbrücke an der Einmündung Domstraße/Willy-Brandt-Straße (Altstadt) ist die älteste erhaltene Brücke der Stadt. 1355 wurde hier ein Vorgängerbau erstmals erwähnt. Der Name bezieht sich auf ein Zollhaus der Schauenburger Grafen. Die heutige Brücke stammt aus dem Jahr 1633 und steht seit 1954 unter Denkmalschutz. Sie führt über den kümmerlichen Rest des Gröningerstraßen-Fleets.

Das Fleet zweigte ursprünglich vom Nikolai-fleet ab und wurde in den 50er Jahren beim Bau der Ost-West-Straße zugeschüttet. Die 25 Meter lange Brücke besteht aus Sandsteinquadern. Geländer und Laternen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Seit 1953 ist die Zollenbrücke nur noch eine Fußgängerbrücke. (sd)