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Ein Fahndungsplakat des LKA Niedersachsen mit der Fahndung nach zwei ehemaligen Mitgliedern der Rote-Armee-Fraktion (RAF)
  • Seit Jahren läuft die Fahndung nach Ex-RAF-Terroristen – nur einer von vielen Fällen, in denen die Polizei vergeblich ermittelt. (Archivbild)
  • Foto: dpa | Julian Stratenschulte

Mord ohne Leiche und ein RAF-Rentner: Die ungelösten Kriminalfälle im Norden

Ein Mord ohne Leiche, ein totes Frühchen und Ex-Terroristen, von denen jede Spur zu fehlen scheint: Die Polizei sucht, fahndet und ermittelt. Doch manche Fälle bleiben vor allem eins: ein Rätsel.

Viele Kriminalfälle haben 2021 Schlagzeilen gemacht in Niedersachsen und Bremen. Meist konnten Ermittler die Täter rasch festsetzen, die Hintergründe durchleuchten. Doch es gab auch die anderen Fälle, die ungeklärten, die weiterhin Rätsel aufgeben. Vielleicht ist im Jahr 2022 ein Durchbruch bei den Ermittlungen zu erwarten.

Braunschweig: Prozess um einen Mord ohne Leiche

Ein Angeklagter aus Liebenburg im Landkreis Goslar ist gefunden, er steht wegen heimtückischen Mordes vor Gericht. Nur fehlt noch immer die Leiche. Der 50 Jahre alte Bundespolizist will sich vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Anklagebehörde geht allerdings davon aus, dass er seinen engsten Freund getötet hat, er habe ein „Hindernis dauerhaft beseitigen“ wollen, weil er eine Liebesbeziehung mit der Ehefrau des Mannes wollte.


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Am 13. April soll er sich im Garten seines Bekannten in Groß Döhren versteckt und das mutmaßliche Opfer nach draußen gelockt haben. Dort soll er den 51-Jährigen mit einer Schlag- oder Stichwaffe, möglicherweise einer Pistolenarmbrust, getötet haben. Ermittler fanden eine Blutlache auf der Terrasse, blutige Schleifspuren und die kaputte Brille des Mannes, von dem bis heute jede Spur fehlt. Der Bundespolizist sitzt in Untersuchungshaft. Er bestreitet die Tat.

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Gab es die Entführung?

Gab es diese Entführung wirklich? Wo täglich Hunderte Lkws beladen werden, im Güterverkehrszentrum Bremen, fand die Polizei im August eine Riesenmenge Drogen. Mehrere Hundert Kilogramm sollen es gewesen sein. Am Telefon meldete sich ein angeblicher Anwalt aus dem Ausland: Wegen des aufgeflogenen Schmuggels sei ein Mensch entführt worden, auch werde dessen Familie bedroht. Namen und Orte nannte er aber nicht.

Die Polizei ermittelte, aber die Hinweise auf eine Entführung ließen sich bislang weder erhärten noch entkräften. Die Ermittlungen wegen des Drogenfunds liefen immer noch, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in der Hansestadt.

Tod eines Frühchens am Klinikum Oldenburg

Nach dem Tod eines frühgeborenen Babys wegen verunreinigter Milchpulvernahrung am Klinikum Oldenburg wird gegen das Personal ermittelt. Der Verdacht: fahrlässige Tötung. Doch noch liegt kein endgültiges Ergebnis vor, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagt. Die Ermittlungen dauerten an, Zeugen würden befragt. Der Säugling war im Juni auf der Intensivstation gestorben. Untersuchungen ergaben, dass die Nahrung, die das Baby einen Tag nach seiner Geburt bekam, mit einem Keim belastet war.

Ein weiteres Frühchen, das wegen der verunreinigten Milch schwer erkrankte, hat sich erholt. Der Umweltkeim Cronobacter kann laut Klinik eine Gefahr für Babys bis zum 12. Monat bedeuten, für ältere Kinder und Erwachsene nicht. Wie der Keim in die Milchpulvernahrung kam, ist unklar.

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Anschläge auf Aufnahmebehörde

Ungeklärt sind bislang auch die mutmaßlich politisch motivierten Brandanschläge auf Aufnahmebehörden in Braunschweig und Hannover – und nicht einmal das Fernsehen konnte helfen. Zwar gab es nach der Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ eine „geringe einstellige Zahl von Hinweisen“, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Celle sagt. Doch daraus ergeben hat sich nichts.

In der Nacht zum 9. Januar sollen Linksextremisten auf dem Gelände der Behörde in Braunschweig zehn Fahrzeuge und einen Anhänger angezündet haben, verletzt wurde niemand. Kurz darauf taucht ein Bekennerschreiben im Internet auf. Auch am Gebäude der Landesaufnahmebehörde in Hannover-Langenhagen wurden Brandsätze gefunden – diese zündeten aber nicht.

Das letzte Rätsel der RAF spielt in Stuhr bei Bremen

Europaweit zur Fahndung ausgeschrieben, aber kein Treffer unter den Hinweisen – das Rätsel um drei frühere RAF-Terroristen bleibt weiter ungelöst. Trotz jahrelanger Fahndung scheinen Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette weiter im Untergrund zu leben. Sie sollen sich nach dem Ende des Terrors auf brutale Raubüberfälle mit Hunderttausenden Euro Beute verlegt haben. „Es wird immer noch gefahndet“, betont eine Sprecherin des Landeskriminalamts Niedersachsen.

Es habe aber noch keinen Hinweis gegeben, der zur Ergreifung geführt hätte; ihr Aufenthaltsort sei nicht bekannt. Die Polizei hatte mit DNA-Spuren nachgewiesen, dass die drei unter anderem im Juni 2015 in Stuhr bei Bremen versucht hatten, einen Geldtransport auszurauben. Linksterroristen der RAF hatten ab 1970 drei Jahrzehnte lang Angst und Schrecken in der Bundesrepublik verbreitet, sie ermordeten mehr als 30 Menschen. 1998 erklärte sich die RAF für aufgelöst. (dpa/mp)

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