Michael Braungart, Professor der Leuphana-Universität, gestikuliert mit beiden Händen vor dem Oberkörper

Professor Michael Braungart schlägt neue, klimafreundliche Konsum-Konzepte vor Foto: dpa | Philipp Schulze

Lüneburger Professor: Darum hilft es der Umwelt, Dinge zu mieten

Einen Lüneburger Professor für Öko-Design treibt die große Belastung mit Feinstaub um. Und so stellt Michael Braungart von der Leuphana-Universität neue Ideen zu klimafreundlichen Konsum-Konzepten vor.

„Durch Feinstaub verlieren wir mehrere Lebensjahre, die Einwohner von Kalkutta sogar noch mehr“, sagt Michael Braungart. Dass Autoreifen heutzutage doppelt so lange halten wie vor 30 Jahren, sei wegen des starken Abriebs für die Umwelt alles andere als gut. 54 Prozent des Mikroplastiks in der Elbe komme von dem Reifenabrieb. Reifen bestünden nicht mehr nur aus Gummi, sondern auch aus zum Teil hochgiftigen Chemikalien.

Ein Vorschlag: Möbel mieten statt kaufen

In Innenräumen sei die Belastung sogar noch größer. In den Niederlanden würden derzeit Teppichböden entwickelt, die Feinstaub an sich binden. Seine Idee dazu: Es solle in Zukunft eine Fußbodenverpackungsversicherung geben, die garantiert, dass der Hersteller den Teppich zurücknimmt. So könnte es auch Fenster, Waschmaschinen oder Bürostühle geben, die der Nutzer nur mietet.

Prinzip soll neue Technik schneller in Umlauf bringen

„So kommt neue Technik schneller auf den Markt, als wenn wir die Dinge ewig nutzen“, sagt Braungart. Eine Waschmaschine, die 30 Jahre halte, sei für das Klima eine Katastrophe. Anstatt eine umweltunfreundliche Waschmaschine lange zu nutzen, könne diese so schneller durch ein mit klimafreundlicheren Technologien und Bestandteilen versehenes Modell ausgetauscht werden. Seine Idee: Nach etwa 3000 Waschdurchgängen soll sie ausgetauscht werden.

Bei einem vermieteten Bürostuhl würde der Fabrikant allein schon in seinem eigenen Interesse dann das beste Plastik nehmen und nicht das billigste, führt der Erfinder des „Cradle-to-Cradle-Prinzips“ (Von der Wiege zur Wiege) aus. Zusammen mit dem Amerikaner William McDonough entwickelte der Chemiker das Konzept für nachhaltiges Produktdesign.

Zu viele verschiedene Plastiksorten

In einem Supermarkt hätten seine Lüneburger Studenten kürzlich 52 verschiedene Plastiksorten ausgemacht. Damit sei das System des Grünen Punkts überfordert: „Seit der Einführung hat sich die Verpackungsmenge mehr als verdoppelt“, sagt der Verfahrenstechniker. So viele verschiedene und minderwertige Plastiksorten sowie PVC könne man nicht recyceln. Sein Vorschlag: PET als Standard für alle Verpackungen, das sei dann gut wiederverwertbar.

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Gemeinsam mit Studenten entwickelte Braungart abbaubare Zigarettenfilter, nachhaltige Container für die Schifffahrt und Kabinen für Kreuzfahrtschiffe. Die flammen- und lärmgeschützten Schlafeinheiten sollten wie kleine mobile Wohnungen konzipiert werden und nicht nur auf See verwendet werden. Nach einer begrenzten Zeit könnten sie an Land Wiederverwendung finden, als „Tiny Häuser“ zum Beispiel. (dpa)

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