Hameln

In der Jugendanstalt Hameln lernen Straftäter, wie sie Waldbrände löschen können. Foto: picture alliance / dpa/Stefan Rampfel

Darum lernen Häftlinge in diesem Knast das Feuerlöschen

Eine Ausbildung während der Haft zu absolvieren, ist nicht ungewöhnlich – etwa im Handwerk. Das Jugendgefängnis in Hameln bietet aber auch eine Ausbildung für ein Ehrenamt.

Insassen des Jugendgefängnisses Hameln tauschen ihre Häftlingskleidung gegen eine Feuerwehruniform: Für ein Pilotprojekt haben sie auf dem Gefängnisgelände in der niedersächsischen Stadt ihre neu erlernten Fähigkeiten bei der Brandbekämpfung unter Beweis gestellt. Seit Monatsbeginn wurden die verurteilten jungen Männer von Feuerwehrleuten und internationalen Fachleuten darin geschult, Brände zu löschen, wie das Gefängnis mitteilte. Ziel ist demnach, ihnen bei der Resozialisierung zu helfen.

Die zehn Männer im Alter von durchschnittlich 20 Jahren absolvierten zunächst eine Grundausbildung. Später wurde ihnen gezeigt, wie man Wald- oder Wiesenbrände bekämpft. Die Idee für das Projekt kommt von dem Straf- und Jugendrichter am Lüneburger Landgericht, Michael Herrmann. Er ist selbst Feuerwehrmann und lernte die Jugendlichen mit an. Nur die Grundausbildung ohne den Waldbrandanteil wird in Hameln bereits seit 2012 jährlich angeboten. Nach Abschluss der Ausbildung werden Termine angeboten, um Feuerwissen aufzufrischen oder Neues zu erlernen.

Ehemalige Insassen haben sich der Feuerwehr angeschlossen

Den Häftlingen sollen unter anderem Disziplin, Verantwortungsgefühl und Teamfähigkeit vermittelt werden. Beides sei unerlässlich für die effektive Bekämpfung von Bränden sowie das praktische Leben, hieß es in einer Mitteilung. 

Michael Herrmann, Richter am Landgericht Hameln und Feuerwehrmann, hatte die Idee für das Projekt. picture alliance / dpa/Stefan Rampfel
Michael Herrmann, Richter am Landgericht Hameln und Feuerwehrmann, hatte die Idee für das Projekt.

Sie sollen sich weiterentwickeln und bestenfalls nach dem Gefängnis ehrenamtliche Tätigkeiten, etwa im Bevölkerungsschutz übernehmen. Seit 2012 hätten sich mindestens acht ehemalige Insassen der Freiwilligen Feuerwehr angeschlossen, sagte ein Gerichtssprecher.

Häftlinge sollen für das Leben nach dem Gefängnis lernen

Konkrete Inhalte der Feuerwehrausbildung sind etwa der richtige Einsatz von Löschmitteln, das Verhalten bei Gefahr oder der Umgang mit Gefahrgut – sowohl theoretisch als auch praktisch. „Das wirklich Entscheidende ist aber, dass sie lernen, in der Gruppe zu arbeiten“, sagte ein Gerichtssprecher.

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Richter Herrmann sagte: „Es geht darum, den jungen Inhaftierten ihre Fähigkeiten vor Augen zu führen“. Wer Feuer löschen und sich in hochkritischen Situationen behaupten könne, schaffe das auch im richtigen Leben. Die Insassen sollen sich unterstützen, Ausdauer und Durchhaltevermögen trainieren oder lernen, mit Stresssituationen umzugehen. Auch Konfliktfähigkeit, lösungsorientiertes Handeln oder das Erlernen handwerklicher Fähigkeiten seien Teil der Ausbildung. (dpa/mp)

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