Nordsee-Insel hat jetzt ganz besondere Strandkörbe
Grün-weiß statt blau-weiß. Auf Spiekeroog finden sich neue Farben in der Strandkorb-Fregatte. Dahinter steckt ein Nachhaltigkeitsprojekt der Insel. Fast alles an den Körben ist aus nachhaltigen Materialien hergestellt – doch ein Problem gibt es noch.
Die ostfriesische Insel Spiekeroog testet in dieser Saison erstmals Strandkörbe, die aus nachhaltigen Materialien hergestellt sind. „Die gibt es bisher nur bei uns“, sagt Nadine Weber, Projektkoordinatorin Nachhaltigkeit und Umweltschutz der Nordseebad Spiekeroog GmbH.
Fußbänke aus heimischen Hölzern
Die Kurverwaltung hat den Angaben nach die neuen Strandkörbe zusammen mit einem Hersteller aus Polen entwickelt und dafür lange an der Materialauswahl getüftelt. Seit Anfang April testet die Insel nun, wie die neuen Körbe bei Wind und Wetter am Nordseestrand bestehen – und wie sie die Gäste-Nutzung aushalten.

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Von den rund 700 weißen Strandkörben am Inselstrand sind die sechs Modelle aus umweltfreundlichen Materialien äußerlich nur an der Farbe der Sitzpolster zu erkennen. Statt weiß-blau haben die neuen Körbe ein grün-weißes Polster.
Kleine Schilder an den Körben erklären die Herstellungsweise: Für die Holzelemente wie die Fußbänke wurden laut Kurverwaltung heimische Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet. Behandelt sind sie mit einer biozidfreien Lasur, die ohne chemischen Holzschutz auskommt. Das Korbgeflecht wird aus Kunststoffgranulat produziert, das komplett aus industriellen Plastikabfällen aus dem Medizinbereich stammt.

Die Insel, die schon wegen ihrer vielen Bäume mitunter „grüne Insel“ genannt wird, hat sich zum Ziel gesetzt, in vielen Bereichen noch etwas grüner zu werden. Mit den „grünen Strandkörben“, wie die Kurverwaltung sie nennt, will die Insel einen weiteren Schritt zu mehr Nachhaltigkeit unternehmen.
Prototyp wurde schon in der ersten Nacht vom Wind zerlegt
Bei der Entwicklung der neuartigen Strandkörbe, die die Insel schon seit 2022 verfolgt, habe es einige Rückschläge gegeben, berichtet Weber. Zuerst seien Anfragen an größere Strandkorbhersteller, Körbe aus nachhaltigen Materialien zu produzieren, ins Leere gelaufen. „Die haben mir alle eine Absage erteilt.“
Auch der Versuch einer Tischlerei, einen Strandkorb allein aus regional geschlagenen und nachwachsenden Hölzern zu bauen, scheiterte. Ein Prototyp sei vom Wind schon in der ersten Nacht zerlegt worden. „Der ist umgefallen und war kaputt“, sagt Weber. „Das war frustrierend.“
Daraus zog die Insel die Erkenntnis, dass es ganz ohne flexiblen Kunststoff wohl nicht geht. „Die Körbe müssen echt was aushalten in der täglichen Anwendung“, sagt die Projektkoordinatorin. „Hier werden die Körbe von einem Sandhügel in den nächsten geschoben und gezogen.“
Dieses Teil ist noch nicht nachhaltig produzierbar
Ein Strandkorbhersteller aus Polen ging schließlich das Vorhaben an und setzte dafür auf das recycelte Plastik. Herausfordernd sei die Entwicklung des Korbgeflechts gewesen, sagt Weber. Einerseits sollte der Kunststoff möglichst flechtbar sein, andererseits sollte es auch die klassische weiße Strandkorbfarbe geben.
Auch das Holz müsse bearbeitet werden, damit es das Nordseeklima aushalte. „Es hilft ja nichts, wenn wir eine Farbe haben, die nach drei Monaten in der Sonne nicht mehr da ist, weil sie so verblasst ist“, sagt Weber.
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Bereits im vergangenen Jahr lieferte der Hersteller zwei Prototypen auf die Insel, die als Basis für die aktuellen Modelle dienten und im vergangenen Winter noch verbessert wurden. Ganz zu Ende sei die Entwicklung nicht, sagt Weber und weist auf die Schaumstoffpolster hin. Der wasserabweisende Bezug sei bislang nicht auf nachhaltige Weise produzierbar. „Das ist eine größere Baustelle“, sagt Weber. „Aber wir arbeiten daran.“
Weber: „Mehr Nachfrage als wir bedienen können“
Im besten Fall sollen die grünen Strandkörbe mit einer Lebensdauer von sechs bis zehn Jahren eine vergleichbare Haltbarkeit wie ihre konventionell hergestellten Pendants haben. Auch die Stückkosten für die nachhaltigen Modelle seien in etwa vergleichbar, sagt Weber.
Die Projektkoordinatorin ist zuversichtlich, dass die Körbe den Praxistest meistern werden. Die ersten Rückmeldungen von Strandmitarbeitern und Urlaubsgästen seien positiv. „Es gibt mehr Nachfrage als wir bedienen können. Ganz viele Gäste wünschen sich explizit in einem grünen Strandkorb zu sitzen“, sagt Weber. Noch sei eine gezielte Auswahl bei der Buchung nicht möglich.
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Wenn der Test erfolgreich verläuft, überlegt die Insel weitere „grüne Strandkörbe“ anzuschaffen. Nach und nach könnten dann ältere Modelle ersetzt werden. Und auch andere Inseln und Tourismusorte könnten dann nachziehen, sagt Weber. „Das ist das Ziel: von Spiekeroog in die Welt.“ (dpa/mp)
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