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Jäger Lothar Häseker bringt ein im Hochwasser verendetes Reh zu seinem Auto.
  • Jäger Lothar Häseker bringt ein im Hochwasser verendetes Reh zu seinem Auto.
  • Foto: dpa

Von Spaziergängern aufs Eis gehetzt: Jäger finden zahlreiche verendete Rehe

Die Hochwasserlage hat sich entspannt, die Wasserstände gehen zurück. Doch was dabei zum Vorschein kommt, ist erschreckend: Überall finden sich Kadaver von Rehen und Hasen, die verendet sind. Schuld daran ist nicht allein das Wasser.

Besonders dramatisch ist die Situaation im Landkreis Verden. „Wir finden jeden Tag tote Rehe und Hasen“, sagt Antje Dahlweg, Leiterin des Hegerings Achim. Hegeringe sind Zusammenschlüsse von Jägerinnen und Jägern auf lokaler Ebene.

Normalerweise bleiben Kadaver von toten Tieren liegen. „Eiweiß ist in der Natur ein begehrtes Gut“, sagt Dahlweg. Aber die nun gefundene große Zahl verendeter Tiere sei problematisch: Zum einen könnten sich darüber Krankheitserreger ausbreiten, erklärt Dahlweg. Zum anderen liegen die Fundorte meist in beliebten Naherholungsgebieten. Verwesende, halb gefressene Kadaver können Spaziergänger verstören, insbesondere Kinder.

Spaziergänger verschlimmern die Platznot der Tiere

Jäger und Jägerinnen sammeln die verendeten Tiere daher ein. Anschließend kommen sie in die Tierkörperbeseitigungsanlage.

Viele Rehe sind verendet, da sie im Hochwasser keine sicheren Rückzugsorte finden konnten, erklärt Dahlweg. Außerdem seien die Tiere immer wieder von Spaziergängern und Hunden aufgescheucht worden. Dahlweg appelliert daran, in der Nähe von überschwemmten Felder und Wiesen auch weiterhin Hunde an der Leine zu führen. 

Jäger Lothar Häseker zieht ein im Hochwasser verendetes Reh über ein Feld. dpa
Jäger Lothar Häseker zieht ein im Hochwasser verendetes Reh über ein Feld.
Jäger Lothar Häseker zieht ein im Hochwasser verendetes Reh über ein Feld.

Lothar Häseker, Jäger in Etelsen im Landkreis Verden, fand zuletzt fünf tote Rehe auf einem Acker. „Sie hatten sich auf eine Zufahrtsstraße zurückgezogen, wo sie im Trockenen standen“, berichtet er. Etwa solche Wege neben den überschwemmten Wiesen und Feldern seien die wenigen Flächen, auf denen sich die Tiere aktuell erholen und auch trocknen können. Dann aber hätten Spaziergänger die fünf Rehe gestört – sie flohen auf den zugefrorenen Acker, brachen durch das dünne Eis und verendeten.

Ein anderes Reh habe sich im Netz eines Fußballtores verfangen, das auf einem überschwemmten Sportplatz stand, ergänzt Häseker. Das Tier sei ebenfalls verendet. Allein in seinem und in dem benachbarten Revier seien bereits 22 tote Rehe gefunden worden. Er gehe davon aus, dass die Zahl noch steigen werde, da viele überschwemmte Gebiete noch nicht abgesucht werden konnten.

Das Problem sei letztlich nicht das Hochwasser, sondern das Verhalten der Schaulustigen und Spaziergänger, die sich rücksichtslos gegenüber den Wildtieren verhalten hätten. Er sei darüber sehr wütend, sagt Häseker. 

Auch Wildtiere brauchen Rückzugsorte bei Hochwasser

Eckhard Carstens, Leiter des Hegerings Verden-Süd, sind in seiner Region auf den Feldern noch keine toten Rehe gemeldet worden. Aber auch er verweist darauf, dass viele Flächen noch nicht zugänglich seien. „Das Wasser ist noch nicht weg“, sagt er. „Belastbare Zahlen wird es erst Ende Januar geben.“

Er wisse jedoch von mehr Wildunfällen als üblich. Und auch hier ist der Grund: Rehe wurden aus ihren gewohnten Revieren vertrieben und hielten sich unbedarft in ihnen unbekannten Gebieten mit Straßen und Eisenbahnen auf.

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„Das Ausmaß des Hochwassers hat uns alle sehr unvorbereitet getroffen“, sagt Antje Dahlweg. Straßen und Wege am Rande von Überschwemmungsgebieten seien nicht schnell genug gesperrt worden, um sie als Rückzugsort für Wildtiere zu nutzen. Die Jägerschaft arbeite an einem Konzept, damit die notwendigen Maßnahmen von den zuständigen Institutionen künftig schneller umgesetzt werden könnten. 

Das Hochwasser hatte sich rund um den Jahreswechsel wochenlang über weite Teile Niedersachsens erstreckt. Erst am Montag hoben die Landkreise Verden und Heidekreis als letzte Regionen den Status „außergewöhnliches Ereignis“ auf. (dpa)

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