Einer lag tot neben dem Kaktus – Seniorin „pflegt“ Igel krank
Es ist wirklich traurig, wenn Menschen ihren Lebenssinn darin sehen, Tiere zu retten und sie stattdessen krank pflegen. In einer Wildtierstation wurden jetzt 18 Igel aufgenommen, die durch Vernachlässigung in einer Pflegestelle krank wurden. Bilder von schlimmem Elend enthüllten sich den Helfern bei der Beschlagnahme der Tiere: „Ein Igel hockte tot neben einem Kaktus auf der Fensterbank.“ Was passiert nun mit den kranken Tieren? Und wieso schreiten die Behörden nicht früher ein?
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Es ist wirklich traurig, wenn Menschen ihren Lebenssinn darin sehen, Tiere zu retten und sie stattdessen krank pflegen. In einer Wildtierstation wurden jetzt 18 Igel aufgenommen, die durch Vernachlässigung in einer Pflegestelle krank wurden. Bilder von schlimmem Elend enthüllten sich den Helfern bei der Beschlagnahme der Tiere: „Ein Igel hockte tot neben einem Kaktus auf der Fensterbank.“ Was passiert nun mit den kranken Tieren? Und wieso schreiten die Behörden nicht früher ein?
Eigentlich hatten sich die Tierpfleger im Wildtier- und Artenschutzzentrum Klein Offenseth-Sparrieshoop (Kreis Pinneberg) vorgenommen, über die Feiertage mal etwas weniger zu arbeiten und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Doch als die Behörden darum baten, bei einer Beschlagnahmung von Igeln zu helfen, da war klar, dass daraus nichts wird. 18 kleine Stacheltiere konnten vorerst gerettet werden. Ob sie alle überleben, das steht noch nicht fest.
Für ein Tier kam jede Hilfe zu spät, der Igel lag bereits tot auf der Fensterbank neben einer Kaktuspflanze. Die Igel wurden aus der Wohnung einer betagten Frau (86) in Halstenbek vom Veterinäramt weggeholt. Und das war nicht das erste Mal, im Herbst 2023 wurden mit Hilfe der Behörden bereits 38 Igel dort gerettet. In den Jahren zuvor etliche weitere. Die Frau hat bereits ein Haltungsverbot vom Ordnungsamt und seit Jahren rückt das Veterinäramt immer wieder bei ihr an und holt kranke, falsch gehaltene Igel aus der Wohnung.
Igel aus Halstenbek waren schlecht versorgt
„Im Haus standen etliche völlig verkotete Kartons, in denen Igel lebten“, erzählt Christian Erdmann vom Wildtier- und Artenschutzzentrum. Die Kartons stapelten sich übereinander, die Tiere lebten in ihren üblen Ausdünstungen. Erdmann: „Es gab dort keine Hygiene, kein Wunder, dass viele Igel krank sind.“ Ohne die nötigen Schutzmaßnahmen verbreiten sich Krankheiten in Windeseile von einem Tier aufs Nächste. So dass viele von ihnen Pilze, Parasiten und Durchfall haben. Teils sind ihnen die Stachel bereits ausgefallen.
In der Wildtierstation mussten die Tiere über die Feiertage aufwändig gepflegt werden, mit Wurmkuren, Medikamenten und Spritzen. Einige, denen es bereits besser geht, wurden bereits freigelassen, die anderen Patienten bleiben noch länger.
Wildtierstation nahm im Herbst 2023 rund 40 Igel von dort
Bereits im Herbst hatte die Wildtierstation 38 beschlagnahmte Igel aus dieser privaten Haltung aufgenommen. Da hatte Christian Erdmann von den zuständigen Behörden extra ein Zelt bekommen, weil er sonst gar nicht gewusst hätte, wohin mit den ganzen Stacheltieren. „In vielen dieser Päppelstationen gibt es einfach gar keine Sachkenntnis“, ärgert sich der Leiter der Wildtierstation. „Und beratungsresistent sind viele zudem noch.“ Im Fall der alten Frau aus Halstenbek möge es sein, dass sie bei ihrer langen Arbeit für Igel vor Jahren einmal Gutes getan habe, das sei aber lange nicht mehr der Fall.
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Tatsächlich gibt es in und um Hamburg noch weitere Päppelstationen, in denen seit Jahrzehnten Igel aufgenommen werden. Auch in Hamburg wurde bei einer alten Dame bereits vor Jahren ein Haltungsverbot verhängt. Aus den gleichen Gründen, wie in diesem Fall. Oftmals ist es so, dass sie durch Mund- zu Mund-Propaganda immer noch Igel vor die Tür gestellt bekommen haben und dann trotz Überforderung nicht nein sagen mögen.
Laut Erdmann gehört ohnehin etwa die Hälfte der Igel aus solchen privaten Pflegestellen gar nicht in menschliche Obhut. Auch wenn es noch genügend für sie zu fressen gebe, würden Unwissende sie einsammeln, um vermeintlich Gutes zu tun. „Und dann werden sie in solchen Päppelstationen krank gepflegt.“