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Arbeiter gießen flüssiges Eisen mit einer Temperatur von 1.400 Grad in der Eisengießerei Torgelow in vorbereitete Formen.
  • Die Staatsanwaltschaft setzt in der Eisengießerei in Torgelow einen Gutachter ein, um die Unfallursache zu klären.
  • Foto: dpa-Zentralbild | Jens Büttner

Zwei Tote in Gießerei: „Schockiert und fassungslos“ – Betrieb stellt Arbeit ein

Nach einem schweren Arbeitsunfall mit zwei Toten und einem Verletzten in einer Gießerei am Dienstag in Torgelow hat der Betrieb die Arbeit vorerst eingestellt. Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen.

Wie eine Firmensprecherin bestätigte, ereignete sich der Unfall während der Spätschicht am Dienstagabend: Eine Sandgussform zerbrach, als sie am Kran hing. Ihre 50 Tonnen schwere Ladung begrub drei Arbeiter unter sich, die gerade dabei waren, den Sandkern zu justieren. Ein 53-jähriger Arbeiter wurde derart getroffen, dass ihn ein Arzt sofort für tot erklärte. Ein 51-Jähriger wurde verschüttet und konnte erst Stunden später tot geborgen werden. Ein 35-Jähriger erlitt eine Beinverletzung und kam schwer verletzt in eine Klinik nach Greifswald.

Mecklenburg-Vorpommern: Arbeiter unter 50 Tonnen Sand begraben

„Wir sind schockiert und fassungslos, dass es zu diesem Unfall gekommen ist“, sagte Torsten Tiefel, Geschäftsführer der Silbitz Group GmbH mit Sitz in Thüringen, am Mittwoch in Torgelow. Das gelte für die gesamte Gießerei-Gruppe, zu der das Traditionsunternehmen aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald gehört. Wie lange die Produktion in Torgelow ruht, stehe noch nicht fest. „Wir geben den Mitarbeitern alle Zeit, die sie brauchen“, sagte eine Sprecherin der Firma.

Die Kriminalpolizei beschlagnahmte die Halle vorerst als Tatort. Nur Experten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Mecklenburg-Vorpommern und ein Gutachter im Auftrag der Staatsanwaltschaft bekamen Zugang. „Wir ermitteln jetzt gegen Unbekannt wegen einer möglichen fahrlässigen Tötung“, sagte Tim Wischmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Bisher gebe es aber keine Hinweise, dass ein strafrechtliches Verhalten vorliege. Das Lagus soll unter anderem herausfinden, ob das vorgeschriebene Material verwendet und Abstände zu Lasten eingehalten wurden. Der Experte der Staatsanwaltschaft soll diese Erkenntnisse bewerten, die Ursache des Unglücks herausfinden und damit klären, ob es strafrechtliche Ermittlungen geben muss.

Mögliche fahrlässige Tötung: Staatsanwaltschaft untersucht Unfallursache

In der Gießerei werden seit Jahren sehr große und tonnenschwere Teile für Windkraftanlagen hergestellt, darunter Rotornaben und Getriebegehäuse. Die Firma mit mehr als 300 Beschäftigten gilt als wichtiger industrieller Arbeitgeber in Vorpommern, war auch infolge der Corona-Pandemie 2020 in Turbulenzen geraten und Anfang 2022 von der Thüringer Silbitz Group GmbH übernommen worden.

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„Unsere Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der beiden tödlich Verunglückten“, erklärte Tiefel, der in Torgelow war. Man hoffe, dass der verletzte Kollege möglichst bald wieder vollständig genesen werde. Es werde alles getan, um schnellstmöglich die Umstände des Unglücks aufzuklären. Das sei auch für die anderen Gießereien wichtig. Für Torgelow sei eine Notfallseelsorge organisiert worden. Silbitz ist nach eigenen Angaben eine der führenden Gießereigruppen Europas mit rund 1000 Mitarbeitern, unter anderem in Silbitz, Zeitz, Staßfurt in Sachsen-Anhalt und im slowakischen Košice. (mp/dpa)

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