Medikamente werden in Hamburg knapp – wen es betrifft, was dahintersteckt
Ob Schmerzmittel, Fiebersäfte oder Erkältungsprodukte – derzeit heißt es in vielen Hamburger Apotheken: „Leider nicht mehr lieferbar“. Und eine Besserung sei so schnell nicht in Sicht, warnt der Präsident der Hamburger Apothekerkammer. Wen es betrifft, was dahintersteckt: Lesen Sie mehr mit MOPO+ – vier Wochen lang für nur 99 Cent testen!
Ob Schmerzmittel, Fiebersäfte oder Erkältungsprodukte – derzeit heißt es in vielen Hamburger Apotheken: „Leider nicht mehr lieferbar“. Schuld ist nicht nur ein Rohstoffmangel durch den Ukrainekrieg, sondern auch die Abhängigkeit der Hersteller von China. Und eine Besserung sei so schnell nicht in Sicht, warnt der Präsident der Hamburger Apothekerkammer.
„Derzeit sind 261 Fertigarzneimittel offiziell nicht lieferbar“, sagt Kai-Peter Siemsen (60), Präsident der Hamburger Apothekerkammer, zur MOPO. „Dieser Mangel ist bundesweit und betrifft alle Bereiche der Arzneimittelversorgung, angefangen bei Schmerz- und Fiebersäften für Kinder bis zu Antikrebsmitteln.“ Vor allem bei dem Wunsch nach Medikamenten mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol werden momentan viele Kunden enttäuscht.
„261 Fertigarzneimittel sind derzeit nicht lieferbar“
Als Hauptgrund für den Mangel nennt Kai-Peter Siemsen die Abhängigkeit der Pharma-Hersteller von Ländern wie China oder Indien: „Der wirtschaftliche Druck treibt die Hersteller dazu, die Produktion immer mehr in diese Länder zu verlagern. Vor allem die Lohn- und Umweltschutzkosten sind dort viel günstiger.“
Regionale Störungen im Produktionsland oder auf dem Lieferweg können deshalb natürlich extreme Engpässe zur Folge haben. „So haben zum Beispiel einzelne Chargen Qualitätsmängel und können nicht zur Auslieferung freigegeben werden. Die Produktionsstätte hat technische Probleme. Der Verladehafen ist gesperrt wegen Corona. Und so weiter“, erklärt Siemsen.

Auch der Ukrainekrieg führe „zu einem erhöhten Bedarf von Schmerzmitteln, aber gleichzeitig auch zu einer Verknappung von Energie und Rohstoffen. So fehlen in der Pharmaindustrie teilweise Zulieferteile von Vorlieferanten wie Glasflaschen, Spritz- oder Sprühaufsätze.“
Der Experte rät trotzdem, Medikamente nicht zu hamstern
Und eine Besserung sei nicht in Sicht: „Solange die Politiker in Europa nach der Geiz-ist-geil-Methode im Gesundheitswesen agieren und die Großkrisen – Pandemie, Krieg und Wirtschaftskrise – nicht in den Griff bekommen, habe ich keine Hoffnung, dass die Situation sich verbessern wird“, sagt Kai-Peter Siemsen.
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Trotzdem rät er dazu, Medikamente nicht zu hamstern: „Ich empfehle den Patienten, die regelmäßig ihre Medikamente brauchen, sich rechtzeitig die nächste benötigte Packung verschreiben zu lassen und diese in der Apotheke auch umgehend zu holen. Rechtzeitig soll hier bedeuten, dass ich bei Arzneimitteln, die ich regelmäßig einnehmen soll, noch für mindestens zehn Tage bevorratet bin. So verbleibt der Apotheke noch ein zeitlicher Spielraum, wenn die Lieferprobleme wieder zugeschlagen haben.“