MV Werften
  • Die MV-Werften-Gruppe hat am Montag Insolvenz angemeldet.
  • Foto: picture alliance/dpa/Bernd Wüstneck

Corona zwingt MV Werften zur Insolvenz – Tausende Jobs in Gefahr

Bund und Land auf der einen, MV Werften und Genting Hongkong auf der anderen Seite – seit Tagen verhandelten die Verhandlungspartner um ein Rettungspaket für die angeschlagene MV-Werften-Gruppe. Jetzt zieht die Unternehmensgruppe die Reißleine und meldet Insolvenz an. Die Frage ist: Was passiert mit den rund 1900 Mitarbeitern?

Das lange Ringen um die MV-Werften-Gruppe hat eine neue Phase erreicht: Noch bis zum Sonntagabend zeichnete sich keine Lösung ab, die gemeinsam von Bund und Land sowie von MV Werften und Eigner Genting Hongkong getragen werden könnte.

MV Werften melden Insolvenz an

Am Montag hat die MV-Werften-Gruppe nun Insolvenz angemeldet, wie ein Sprecher vorab bekannt gab. Demnach bestätigte das Amtsgericht Schwerin den Eingang des Antrags.

Wie der Sprecher der Deutschen Presse-Agentur erklärte, seien die Mitarbeiter am Montag über diesen Schritt informiert worden. MV Werften zogen damit die Konsequenzen aus der anhaltenden Finanzkrise, die seit Beginn der Corona-Pandemie das Unternehmen in eine Schieflage gebracht hat. Zunächst hatte der NDR berichtet.

Dem Schritt waren bisher erfolglose Verhandlungen von Bund und Land mit dem Eigentümer Genting Hongkong um die Rettung der angeschlagenen MV Werften mit mehr als 1900 Arbeitsplätzen vorausgegangen. Die Beteiligten hatten sich gegenseitig für die stockenden Gespräche verantwortlich gemacht.


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Noch am Sonntag hatten der Präsident von Eigner Genting Hongkong, Colin Au, und Werften-Geschäftsführer Carsten Haake Bund und Land aufgefordert, ihre ablehnende Haltung gegenüber der Baufinanzierung des riesigen Kreuzfahrtschiffes „Global Dream“ zu überdenken. Das rund 1,5 Milliarden Euro teure Schiff sei zu 75 Prozent fertiggestellt, die Auslieferung an den Mutterkonzern für September dieses Jahres geplant, sagte Au. Er verwies auf die rund zwei Milliarden Euro, die sein Unternehmen seit 2016 an den drei Standorten Wismar, Warnemünde und Rostock in Produktionsstätten und Schiffe investiert habe.

Auch die Angestellten seien von der Entscheidung des Bundes betroffen: „Es geht um Tausende Familien“, sagte Au am Sonntag mit Blick auf die rund 1900 verbliebenen Werft-Mitarbeiter sowie Tausende Mitarbeiter von Zulieferern in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Deutschland und ganz Europa. Insgesamt sind in Deutschland rund 91.500 Menschen im Schiffsbau tätig, mehr als zwei Drittel davon sind Zulieferbetrieben angestellt.

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Bund und Land hatten zwar ihre Bereitschaft betont, der Werftengruppe zu helfen, forderten jedoch gleichzeitig eine höhere Eigenbeteiligung von MV Werften. Rund 600 Millionen Euro sollten aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes bereitgestellt werden. Im Gegenzug verlangte der Bund nach dpa-Informationen einen Eigenbeitrag des Eigentümers von 60 Millionen Euro.

Als Sicherheit für die Finanzspritze des Bundes sollte das Schiff „Global Dream“ verwendet werden. Auch die Landesregierung war zu einer weiteren Finanzspritze bereit. Doch bis zuletzt blieben die Forderungen der Politik unerfüllt. Es fehle ein klares Bekenntnis der Eigentümer zu ihrer Werft, hieß es zuletzt von der Bundesregierung.

Die Werften hatten Freitag vergangener Woche die fälligen Löhne und Gehälter in Höhe von rund acht Millionen Euro nicht überwiesen. Geschäftsführer Carsten Haake versicherte aber, dass in dieser Woche gezahlt werde.

Genting Hongkong hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit der Krise der Branche infolge der Corona-Pandemie geriet der Mutterkonzern in Schwierigkeiten, die bis heute anhalten.

MV Werften will 78 Millionen Euro vor dem Landgericht Schwerin einfordern

Am Montagnachmittag ist gegen 16 Uhr eine Sondersitzung des Landtags-Finanzausschusses zur Werften-Beihilfe geplant. Gleichzeitig hat die IG Metall Küste die Werftarbeiter zu einer Online-Mitgliederversammlung eingeladen.

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Am Dienstag treffen sich Land und Werften dann vor dem Landgericht Schwerin. MV Werften fordern die Auszahlung von 78 Millionen Euro. Dies sei 2021 vereinbart worden, sollte Genting eine gewisse Liquiditätsschwelle erreichen. Das Landgericht Schwerin war aber nach eigenen Angaben davon ausgegangen, dass das Geld nicht das aktuelle Liquiditätsproblem des Konzerns lösen könne. Daraufhin sei dem Land Vollstreckungsschutz gewährt worden, erklärte das Gericht. Ob der für Dienstag angesetzte Gerichtstermin noch Bestand haben wird, war zunächst nicht zu klären. (dpa/mp)

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