Die historische Villa Baltic von 1910 wurde während der DDR-Zeit bis 1990 als Erholungsheim des Gewerkschaftsbundes FDGB genutzt, seitdem ist sie dem Verfall preisgegeben.
  • Die historische Villa Baltic von 1910 wurde während der DDR-Zeit bis 1990 als Erholungsheim des Gewerkschaftsbundes FDGB genutzt, seitdem ist sie dem Verfall preisgegeben.
  • Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/

Halb verfallen: Der Kampf um die prunkvolle Ostsee-Villa

In einem Punkt sind sich alle Kühlungsborner einig: Die Villa Baltic direkt am Ostseestrand ist ein wunderbares und schützenswertes Bauwerk. Doch seit Jahrzehnten ist das Gebäude von einem Zaun umgeben, der Witterung ausgesetzt und verfällt zusehends.

„Wenn nicht bald etwas passiert, ist die Villa nicht mehr zu retten“, sagt der parteilose Bürgermeister Rüdiger Kozian. Viele Gäste Kühlungsborns (Landkreis Rostock) stehen am Zaun und schütteln den Kopf über den traurigen Anblick. Kozian weiß, dass das Haus wichtig ist für die Identität der Kühlungsborner. In dem Ostseebad leben knapp 9000 Menschen, die fast ausschließlich vom Tourismus leben.

Halb verfallen: Kühlungsborner wollen prunkvolle Ostsee-Villa retten

„Die Denkmalwürdigkeit des 1910/12 für den Justizrat Wilhelm Hausmann errichteten Hauses ist unbestritten“, bestätigt Alexander Schacht vom Denkmalschutzamt des Landkreises Rostock. Er fügt hinzu: „Es handelt sich um ein überaus anspruchsvolles Denkmalobjekt mit erheblichem Sanierungsbedarf.“

Die Vorderseite der historischen Villa Baltic. Nun sollen 9000 Kühlungsborner abstimmen, was mit der Villa passieren soll. Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/
Die Vorderseite der historischen Villa Baltic. Nun sollen 9000 Kühlungsborner abstimmen, was mit der Villa passieren soll.

Vor zwei Jahren haben die Oldenburger Projektentwickler, die Brüder Jan und Berend Aschenbeck, das Haus für zwei Millionen Euro gekauft. „Dieser Entschluss ist rein emotional und nicht rational zu begründen“, sagt Jan Aschenbeck und schwärmt von den vielen Skulpturen und Reliefs, die von Hausmanns installiert wurden. Schon als Kinder hätten die Brüder in der Villa gespielt.

Kompliziert: Villa Baltic nicht als Hotel geeignet und als Einzelimmobilie zu aufwändig

Eines der Hauptprobleme ist, dass das Haus wegen seines riesigen Treppenhauses, das über eine Glaslichtkuppel mit Außenlicht versorgt wird, für eine Nutzung etwa als Hotel nicht in Frage kommt. „Das Gebäude mit denkmalrechtlichen Auflagen in Alleinlage und mit begrenztem Grundeigentum dürfte als Einzelimmobilie nicht zu erhalten sein“, sagt Denkmalschützer Schacht. Das mache eine direkte Refinanzierung der Restaurierung nicht möglich, ergänzt Aschenbeck.

Jan Aschenbeck, Projektentwickler aus Oldenburg, steht in der historischen Villa Baltic unter der großen Glaßkuppel. Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/
Jan Aschenbeck, Projektentwickler aus Oldenburg, steht in der historischen Villa Baltic unter der großen Glaßkuppel.

Sein Plan ist, die Restaurierung durch einen Anbau auf dem Boden des inzwischen abgerissenen Schwimmbads in direkter Nachbarschaft zu bezahlen. Da zur Villa nur etwa wenige Meter Fläche rund um das Haus gehören, will er das Baufeld kaufen und dort die „Baltic Arkaden“ errichten. Im öffentlich zugänglichen Erdgeschoss sollen Einzelhandel und Gastronomie angesiedelt werden. In den zwei Etagen darüber soll ein Hotel mit insgesamt 120 Zimmern entstehen. „Die Bebauung entspricht 70 Prozent des Schwimmhallengrundstücks und damit rund sechs Prozent des gesamten Parks“, betont Aschenbeck.

Abstimmung um Ostsee-Villa: 9000 Kühlungsborner können abstimmen

Am 5. Dezember sind die knapp 9000 Kühlungsborner aufgefordert, über die Zukunft des Projekts abzustimmen. Der Entscheid wurde von der Bürgerinitiative „Rettet den Baltic Park“ initiiert. „Wir befürworten die Restaurierung der Villa“, betont Sprecherin Lieselotte Klotz. Sie bezweifelt jedoch, dass dies nur mit dem Hotel-Neubau möglich sei. Zusätzlich fürchtet sie, dass der Baltic-Park nicht mehr für alle Kühlungsborner zugänglich sein wird.

Für Klotz steht ihrer Aussage nach das „Gemeinwohl“ im Vordergrund, das durch das Projekt gefährdet sei. Sie sieht in dem Bürgerentscheid die Möglichkeit, das Projekt „aus einer anderen Sicht zu beleuchten“. Sie stellt in Frage, ob die Kombination von Restaurierung und Hotelneubau die einzig mögliche Lösung ist.

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„Der Park bleibt definitiv für alle zugänglich“, betont Aschenbeck. Auch die alten Parkbäume seien nicht gefährdet. Für den Ausgang des Referendums sei er zuversichtlich. „Wir haben keine Bauchschmerzen.“ Das Konzept sei gemeinsam mit den Kühlungsbornern erarbeitet worden. Die Lösung sehe eine öffentliche Nutzung für die Villa vor. „Es soll ein lebendiger Ort sein, mit Kunst, Kultur und Gastronomie ein Ort mit Puls.“ (mp/dpa)

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