x
x
x
Hinter einem Bauzaun sind mehrere bunte Container und eine Sandfläche sichtbar, im Vordergrund rechts ein Laternenpfahl mit Aufkleber „Upahl – Landkreis Nordwestmecklenburg – #nichtgefragt“
  • Gestoppte Baustelle in Upahl. Wird der Bau an gleicher Stelle bald fortgesetzt?
  • Foto: (c) Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Nach Protesten: Heim für Geflüchtete in Upahl kommt doch

Nach einer monatelangen Hängepartie könnte nun doch eine Containerunterkunft in dem kleinen Ort in Mecklenburg entstehen. Die Gemeinde hatte die Entscheidung des Kreises mit allen Mitteln angefochten.

Nach einer monatelangen Hängepartie hat das Landesbauministerium den Weg für die umstrittene Flüchtlingsunterkunft im 500-Einwohner-Ort Upahl freigemacht. „In der konkreten Abwägung war die Pflichtaufgabe des Landkreises, verfolgte Menschen – oft aus Kriegsgebieten – dringend gut unterzubringen, letztlich deutlich überwiegend“, sagte der zuständige Bauminister Christian Pegel (SPD) am Mittwoch in Schwerin. Der Landkreis sei auf die Fläche angewiesen, kurzfristig seien keine anderen Möglichkeiten vorhanden.

Baustopp in Upahl bald wieder aufgehoben

Die Gemeinde hatte den bereits begonnenen Bau der Containerunterkunft auf Flächen des Kreises Nordwestmecklenburg nach wochenlangen, teils tumultartigen Protesten vieler Bürger durch eine Änderung des Bebauungsplans blockiert und eine sogenannte Veränderungssperre erwirkt. Letztere könnte nun mit dem Segen der Landesbehörde durch das Bauamt des Kreises übergangen werden. Ob das jedoch auch so geschieht, ist nicht sicher. Darüber hinaus hatte ein Gericht mit Verweis auf einen noch fehlenden Bauantrag sein vorläufiges Veto eingelegt. Wird ein Bauantrag erteilt, ist aber auch diese Blockade aus dem Weg.

Das Ministerium ging in seiner Entscheidung jedoch zumindest auf einige Kritikpunkte an den ursprünglichen Plänen ein. Besonders auf Gegenwehr der Upahler stieß die geplante Kapazität von 400 Geflüchteten, diese wurde nun auf maximal 250 begrenzt.

Das könnte Sie auch interessieren: Rassismus in der Flüchtlingsunterkunft: Warum sich Ukrainer untereinander hassen

Der Kreis Nordwestmecklenburg begrüßte die Entscheidung. Demnach gebe es endlich Klarheit bezüglich der Unterkunftsgröße. „Gerade für die über 200 Menschen in den Sporthallen in Wismar ist es ein zu spätes, aber gutes Signal“, sagte Landrat Tino Schomann (CDU). Wie nun weiter verfahren wird und wann die Bauarbeiten fortgesetzt werden, müsse aber genau geprüft werden. Für Schomann entscheidend ist, dass das Land die Kosten für die Unterkunft übernimmt.

Unterkunft für Geflüchtete dringend benötigt

Dem Landkreis Nordwestmecklenburg mangelt es an Kapazitäten für die Unterbringung von Geflüchteten. Aktuell werden bereits Turnhallen genutzt. Pegel wies am Mittwoch jedoch darauf hin: „Sporthallen sind als Notlösung stets möglichst kurzfristig abzulösen.“ Der Kreis profitiert zudem von einer temporären Ausnahmeregel bei der Aufnahme weiterer Menschen, hier springen die restlichen Kreise und kreisfreien Städte ein.

Die Proteste gegen die ursprüngliche Entscheidung des Kreistages hatten für bundesweites Medieninteresse gesorgt. Upahl wurde zum Symbol für die auch in anderen Orten teils massiven Widerstände gegen die Errichtung von Asylbewerberunterkünften. Für die Bürger vor Ort war neben der Größenordnung der Pläne vor allem die Art und Weise der Entscheidung unverständlich. Sie fühlten sich hiervon übergangen.

Demonstrationen in Upahl: Auch Rechtsextreme und Reichsbürger waren dabei

Die wochenlangen Demonstrationen wurden laut Angaben der Polizei auch durch Rechtsextreme sowie Angehörige der Fußballfan- und der Reichsbürgerszene instrumentalisiert. Die Einsatzkräfte machten diese Minderheit auch für die aufgeheizte Stimmung bei einigen Veranstaltungen verantwortlich. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp