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Mathias Brodkorb
  • Mathias Brodkorb recherchierte heimlich als „Uschi“ auf Lesben-Treffen.
  • Foto: picture alliance / dpa/Jens Büttner

Ex-Finanzminister recherchierte heimlich als „Uschi“ auf Lesben-Treffen

Der Deutsche Presserat hat wegen eines Artikels des ehemaligen Finanzministers von Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb (SPD), eine Rüge gegen das Magazin „Cicero“ ausgesprochen. Der Politiker, der im Oktober 2019 aus dem Schweriner Landtag ausschied, um Aufsichtsratsvorsitzender der Unikliniken Rostock und Greifswald zu werden, hatte Ende Mai über eine digitale Veranstaltung eines Lesbenverbandes berichtet und sich nicht zu erkennen gegeben.

Stattdessen trat Brodkorb dem Artikel zufolge unter dem Pseudonym „Uschi“ als lesbische Frau auf. „Nach Auffassung des Ausschusses enthält die veröffentlichte Berichterstattung keine Informationen von öffentlichem Interesse, die die verdeckte Recherche rechtfertigten“, heißt es nun unter dem Artikel. Der Pressekodex stellt hierzu fest: „Verdeckte Recherche ist im Einzelfall gerechtfertigt, wenn damit Informationen von besonderem öffentlichen Interesse beschafft werden, die auf andere Weise nicht zugänglich sind.“ Dies war hier laut Presserat nicht gegeben.

Mathias Brodkorb: Heimlich als „Uschi“ auf Lesben-Treffen

Brodkorb selbst war die Brisanz der verdeckten Recherche laut eigenen Angaben bewusst: „Natürlich war mir während meiner Recherche bewusst, dass mein verdecktes Vorgehen auch kritisch gesehen werden kann“, heißt es in einer Replik, die mit der Überschrift „Mein erstes Mal“ ebenfalls unter dem Artikel veröffentlicht wurde.


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Aus Sicht des Ex-Ministers rechtfertige das Thema jedoch die Art des Vorgehens: Den Angaben zufolge wollte er unter anderem die zunehmende Spaltung der LGBTQ-Szene wahrnehmen und einordnen. Zudem berief sich Brodkorb darauf, dass die Veranstaltung de facto öffentlich und kommerziell gewesen sei. Weiter äußerte er sich am Montag auf Anfrage nicht.

Presserat rügt „Cicero“ für Brodkorbs heimliche Recherche

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Aus Sicht der Grünen Jugend hat der frühere Minister mit seinem Vorgehen mehrere rote Linien überschritten. „Das Verhalten von Herrn Brodkorb ist absolut übergriffig. In einem safe space für queere Menschen hat Herr Brodkorb, unseres Wissens nach ein nicht-lesbischer cis-Mann, nichts zu suchen“, urteilte Karla Hartmann, frauen- und genderpolitische Sprecherin des Jugendverbandes, in einer Mitteilung am Montag. Sie warf ihm zudem fehlende Ernsthaftigkeit bei seiner Herangehensweise an das Thema vor. (mp/dpa)

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