„Bridgerton“-Boom bei Netflix: Aus diesem Ort im Norden stammte Queen Charlotte
Das Städtchen Mirow an der Mecklenburgischen Seenplatte hat eine englische Königin hervorgebracht: Queen Charlotte (1744-1818). Was bisher nur wenige Interessierte wussten, wird jetzt einem breiten und auch jungen Publikum durch die Netflix-Serie „Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte“ bekannt.
In Mirow, wo die Prinzessin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz geboren wurde und die ersten 17 Jahre ihres Lebens bis zu ihrer Hochzeit mit dem englischen König George III. (1738-1820) verbrachte, freut man sich über die Publicity und hofft auf zusätzliche Besucher. Obwohl der eine oder andere im Ort ein bisschen verschnupft ist ob der Tatsache, dass die Jugendjahre der Königin nicht am Originalschauplatz in Mecklenburg gedreht wurden, sondern in englischen Herrenhäusern.
Sonderführung im Original-Schloss geplant
Die Leiterin von Schloss Mirow, Susanne Bocher, hat sich die Serie angeschaut und umgehend eine Sonderführung zu Kindheit und Jugend der späteren Queen Charlotte aufgelegt. „Wir stellen ihre Jugend und ihre Reise nach England vor“, sagt Bocher. Sie rechnet mit Nachfrage vor allem von Individualtouristen. „Unsere Busreisegruppen, die vornehmlich aus Senioren bestehen, schauen nicht Netflix“, sagt sie. An ihnen gehe der Hype vorbei.
„Bridgerton“ zum Teil historisch inkorrekt
„Die Besucher können ihre Fragen stellen und wir gehen darauf ein“, sagt Bocher. Fragen gebe es viele, denn die Serie halte sich nicht sonderlich an die historischen Fakten. Bocher sieht darin kein Problem. „Es ist ein Historiendrama und keine Doku“, sagt sie. „Insofern sehen wir das ganz entspannt.“ Bocher zählt auf, was historisch nicht korrekt ist: King George werde in der Serie bereits zum Zeitpunkt der Hochzeit 1761 als geisteskrank dargestellt. „Das stimmt nicht“, stellt sie klar. „Erst 27 Jahre später haben sich die Symptome seiner Krankheit gezeigt.“
Der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zufolge war George erstmals 1788/89 kurze Zeit geisteskrank und dann erneut ab 1810. Die letzten neun Jahre seiner Herrschaft war er demnach regierungsunfähig und der Prince of Wales – der spätere König George IV. – führte die Regentschaft.
„Am Anfang waren sie nach allem, was wir wissen, sehr glücklich miteinander“, sagt Bocher über George III. und Charlotte. „Er hat sie liebevoll „meinen Schatz aus Strelitz“ genannt. Sie hatten 15 Kinder zusammen.“ Im Film hingegen verläuft der Ehestart eher frustrierend und die beiden kommen ihren ehelichen Verpflichtungen nur wohl oder übel nach.
Queen Charlotte war höchstwahrscheinlich nicht „zickig“
In der Verfilmung ist Charlotte etwas zickig dargestellt – was sich Bocher zufolge historisch ebenfalls nicht belegen lässt. „Ihre Kindheit war geprägt von einer Erziehung, die sie auf eine spätere Aufgabe als Ehefrau eines Regenten vorbereitete. Ihr wurde vermittelt, dass sie Thronfolger zur Welt zu bringen und zu erziehen haben würde.“ Das sei ihr klar gewesen und das habe sie nie in Frage gestellt. Wäre es anders gewesen, wäre sie wohl nicht als Heiratskandidatin für den englischen König in Frage gekommen, meint Bocher. „Sie war George als Königin treu ergeben.“
Queen Charlotte die schwarze Königin?
Und dann steht natürlich die Frage im Raum: War Queen Charlotte schwarz oder hatte sie schwarze Wurzeln? Die Darstellerin der jungen Königin bei Netflix, India Amarteifio, und auch jene der älteren Charlotte, Golda Rosheuvel, sind schwarz.
Netflix selbst erklärt dazu auf seiner Seite netflixwoche.de: „Gerüchte, dass die Ehefrau von König George III. tatsächlich afrikanische Vorfahr*innen hatte, lassen sich nicht bestätigen.“ Zu den Verfechtern der These gehört demnach der Historiker Mario de Valdes y Cocom. „Er argumentiert, dass Charlotte eine weit entfernte Nachkommin der portugiesischen Adelsfamilie sei, der nachgesagt wird, unter anderem maurische Wurzeln zu haben.“
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Bocher äußert sich zurückhaltend:„Aus Mirow können wir zu der Frage nichts sagen. Es gibt verschiedene Theorien. Wenn man es klären wollte, müsste man eine DNA-Untersuchung vornehmen.“ Klar sei lediglich, dass Sophie Charlotte nicht dem gängigen Schönheitsideal ihrer Zeit entsprochen habe. (dpa)