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  • Zwei der beiden Corona Spürhunde, K'ssi (l) und Miina, mit ihrer Betreuerin. 
  • Foto: dpa

Konzerte, Gastro, Events: Test im Norden: Erschnüffeln Hunde bald Corona-Infizierte?

Hannover –

Hunde haben einen außergewöhnlichen Geruchssinn. Könnte das in der Corona-Pandemie helfen? Erschnüffeln speziell trainierte Spürhunde gar das Virus und infizierte Menschen? Eine Studie bestätigt das. Aber wo setzt man die Tiere ein?

Joe macht sich keine Sorgen wegen der Corona-Pandemie, eifrig und unbekümmert sucht er nach den Spuren, die er erschnüffeln soll. Joe ist ein einjähriger Cockerspaniel – und ein Spürhund, der das Coronavirus riechen kann. Zwar gebe das Virus keinen Geruch ab, verändere aber den Stoffwechsel befallener menschlicher Zellen, erklärte Holger Volk, der Leiter der Klinik für Kleintiere an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Die dann abgegebenen Stoffe könne der Hund riechen. Dass sich damit ungeahnte Möglichkeiten auftun, erkennt auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil: „Es ist ein hochinteressantes Mittel, Menschen nach und nach zu kontrollieren.“

Hunde sollen Corona-Infizierte erschnüffeln

Könnten auf diese Weise zumindest kleinere Veranstaltungen oder Restaurantbesuche sicherer werden – dank speziell trainierter Spürhunde? Der SPD-Politiker kann es sich vorstellen, etwa auf Flughäfen oder an Grenzübergängen. Bei Großveranstaltungen winkt er aber ab. Es gibt Menschen, die Angst vor Hunden haben. Auch wird es schwer, Treffer zuzuordnen, wenn Hunde durch eine Menschenmenge laufen. Weil informierte sich am Mittwoch an der Tierärztlichen Hochschule über Einsatzmöglichkeiten von Corona-Spürhunden.

Hunde sind tägliche Helfer im Polizeidienst 

Der fantastische Geruchssinn von Hunden wird für so gut wie alles genutzt. Sie erschnüffeln Rauschgift, Sprengstoffe oder Bargeld, helfen Polizei und Zoll. „Im Polizeidienst wird das tagtäglich genutzt, da vertrauen wir auf die Spürhunde“, sagte Hans Ebbers von der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Hunde können Krankheiten wie Krebs oder Diabetes erkennen – oder eben Corona-Infektionen.

Im Sommer 2020 hatte ein Forscherteam unter Leitung der Hochschule eine Studie veröffentlicht, für die acht Spürhunde der Bundeswehr in Ulmen in Rheinland-Pfalz auf Sars-CoV-2 trainiert worden waren. Schon nach achttägigem Training konnten die Hunde von 1012 Speichel- oder Atemwegssekret-Proben 94 Prozent korrekt identifizieren. Es sei die erste Studie überhaupt, weitere seien eingereicht, erklärte Volk. „Was wir machen, ist Neuland.“ Etwa in Helsinki und Dubai kommen Corona-Spürhunde aber schon am Flughafen zum Einsatz.

Viele Hunderassen eignen sich als Corona-Spürhunde 

Zum flächendeckenden Einsatz meint Volk: „Es gibt genügend Hunde.“ An der Tierärztlichen Hochschule Hannover trainierte das Team einige Beagle. Allerdings seien die meisten Hunderassen geeignet, die kurznasigen Rassen wie Boxer oder Mops aber nicht, erklärte Paula Jendrny, die ihre Doktorarbeit über die Corona-Spürhunde schreibt. Denn diese Rassen verfügten über weniger Riechschleimhaut.

Ist das Training erst einmal absolviert, sieht alles ganz einfach aus. Das zeigten Cockerspaniel Joe und der dreijährige belgische Schäferhund Filou, eigentlich ein Minenspürhund, an der Probenmaschine: Aus deren sieben Löchern strömen unterschiedliche Gerüche. Wenn der Hund seine Nase länger in das Loch mit der Coronavirus-Probe steckt, spendet die Maschine Futter. Weder Joe noch Filou machten Fehler, schließlich ging es um eine Belohnung.

Für Hunde ist das Ganze ein Spiel

Für die Hunde sei das ein Spiel, erklärte Jendrny. „Die machen das total gerne.“ In der Maschine stecken Probengläser mit den Speichelproben, abgeschirmt durch eine Membran. Zwischen der Hundenase und der Probe sind mindestens 20 Zentimeter Abstand, so kann der Hund sich nicht anstecken. Bislang seien nicht viele Hunde auf Corona-Infektionen trainiert – das könne man aber schnell ändern.

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Die Bundeswehr jedenfalls plane nicht, ihre rund 400 Diensthunde einzusetzen, erklärte der Sprecher der Streitkräftebasis, Ulrich Fonrobert. Zumindest nicht im Inland. (dpa/mp)

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