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Die Fahnen vor dem Kieler Rathaus hängen auf Halbmast.
  • Die Fahnen vor dem Kieler Rathaus hängen auf Halbmast: Im August 2020 ist eine 23-jährige Auszubildende an ihrem ersten Ausbildungstag von einem abgebrochenen Fahnenmast erschlagen worden. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa | Wolfgang Schmidt

Fahnenmast erschlägt junge Frau – Lkw-Fahrer verurteilt

Knapp 21 Monate nach dem Tod einer Auszubildenden durch einen umstürzenden Fahnenmast hat das Amtsgericht Kiel einen Lastwagenfahrer aus Bayern wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

Das Gericht verhängte gegen den 62-Jährigen am Mittwoch eine Geldstrafe in Höhe von 5400 Euro. Der Mann hatte den Mast mit seinem Fahrzeug angefahren. Mit dem Urteil folgte der Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Das Verfahren gegen den 75 Jahre alten Beifahrer wurde gegen Geldauflage von 1200 Euro vorläufig eingestellt.

Fahrlässige Tötung: Geldstrafe für Lkw-Fahrer

Richter Sebastian Schwarz sprach von einer Verkettung unglücklicher Umstände wie beispielsweise einem Materialfehler des Masts und dem Bestehen einer Baustelle, die den Fahrer zum Rückwärtsfahren zwang. „Zuvorderst haben wir aber einen Fahrfehler.“ Der Angeklagte war die letzten Meter mit seinem Lkw rückwärts ohne Einweisung seines Beifahrers gefahren. Der Richter sprach von erheblicher Fahrlässigkeit. Unter den Folgen leide die gesamte Familie der getöteten 23 Jahre alten Auszubildenden.


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Die beiden Männer aus der Nähe von Bamberg in Franken hatten am 3. August 2020 Baumaterial für eine Sanierung der Rathausfassade geliefert. Der 62-Jährige fuhr rückwärts gegen den 14 Meter hohen Mast, wodurch dieser brach und die junge Frau erschlug. Sie erlag noch am Unfallort ihren Verletzungen. Die 23-Jährige und 50 andere neue Azubis der Stadt Kiel versammelten sich zum Zeitpunkt des Vorfalls gerade für ein gemeinsames Foto auf dem Rathausplatz. Das Unglück spielte sich innerhalb von ein bis zwei Sekunden ab, wie die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer schilderte. „Ein Zeitfenster, das der Frau keine Chance gegeben hat.“

Die angeklagten Lkw-Fahrer mit ihrem Anwalt am Montag im Gericht. picture alliance/dpa
Die angeklagten Lkw-Fahrer mit ihrem Anwalt am Montag im Gericht.
Die angeklagten Lkw-Fahrer mit ihrem Anwalt am Montag im Gericht.

„Ich kann mich nur noch entschuldigen“: LKW-Fahrer richtet Worte an Familie von Azubine

Die Mutter des Opfers verfolgte den Prozess als Nebenklägerin. „Der Tag fing schön an, unsere Tochter war glücklich und sollte endlich durchstarten in ihrem Leben“, schilderte sie unter Tränen. Jetzt gebe es für ihre Familie nur Probleme. „Ich denke jeden Tag an meine Tochter.“

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Sie habe in der Folge einen stillen Herzinfarkt erlitten. Die Entschuldigung des Fahrers vom Vortag könne sie nicht annehmen, weil diese zu spät erfolgt sei. In seinem letzten Wort hatte der Mann noch einmal beteuert: „Ich kann mich nur noch entschuldigen.“ (mp/dpa)

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