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  • Foto: dpa

Internet-Hass: „Love-Storm“-Aktivisten kämpfen gegen „Shit-storms“

Lüchow –

Beleidigungen, Beschimpfungen, Lügen, Mobbing und Drohungen: Im Netz tobt der Hass. Und nur wenige wagen es, sich gegen einen „Shit-Storm“ zu stellen, um etwas gegen Hetze zu tun. Die Angst ist zu groß, der Hass könnte über einem selbst hereinbrechen. Das Projekt „Love-Storm“ im Norden stellt sich jetzt allen Hatern in den Weg und ermuntert zum Liebessturm. 

Es geschehe viel zu selten, dass die Nutzer im Netz aufstünden und klarmachen, dass die Hasskommentare keineswegs die Meinung der Mehrheit wiederspiegeln, sagte Margaretha Eich vom Projekt „Love-Storm“ in Lüchow (Niedersachsen) der Deutschen Presse-Agentur. Das wichtigste Ziel sei es, sich als Mehrheit darzustellen.

Gegen Hetze im Netz: Verein trainiert Menschen, auf Hasskommentare zu reagieren

„Love-Storm“ will jetzt etwas ändern: Der Verein trainiert Menschen, auf Hasskommentare zu reagieren. Am Donnerstag wird Eich für ihre Arbeit neben anderen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Neujahresempfang im Schloss Bellevue geehrt. 

Love-Storm ist eine Trainings- und Aktionsplattform für Zivilcourage im Internet – seit September 2018 werden Inhalte für alle zur Verfügung gestellt, die etwas gegen Hass im Netz tun wollen. Das Projekt wurde bislang vom Programm „Demokratie leben“ finanziert, außerdem von der Aktion Mensch sowie aus Spendengeldern.

Shit-Storm im Internet: So läuft das Training

Es gibt Online- und Offline-Trainingseinheiten In Teams soll dann auf die Hasskommentare reagiert werden. Dazu schlüpfen die Teilnehmer in verschiedene Rollen – vom Angreifer bis zum Zuschauer, wie Eich erklärte.

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Bislang seien etwa 500 bis 600 Menschen trainiert worden. Nötig seien allerdings viele Tausend Menschen, die sich aktiv beteiligten, betonte sie. Man könne davon ausgehen, dass etwa 60 bis 70 Prozent aller Nutzer mit Hass-Attacken in Kontakt gekommen seien.

Nur die wenigsten Internet-Angriffe landen bei der Polizei

Nur die wenigsten Fälle landen bei der Polizei. Wie zum Beispiel ein Fall aus Rinteln im Landkreis Schaumburg, in dem die Polizei lediglich wegen Beleidigung ermittelt: Ein 52-Jähriger  soll seine Nachbarin per Messenger-Dienst mit den Worten „Dein fetter Arsch benimmt sich wie ein König!“ beschimpft haben.

Beim Training gebe es unterschiedliche Schwerpunkte – etwa antisemitische oder frauenfeindliche Kommentare, erklärte Eich. Ziel sei es, den Menschen die Scheu zu nehmen, auf derartige Kommentare zu reagieren. Problematisch sei es, wenn eine Stimmung entstehe, die Menschen dazu beeinflusse, den Worten Taten folgen zu lassen, meinte sie mit Blick auf den Mordfall Lübcke.

Rechtsextreme sind im Netz  „sehr laut“ vertreten

Gerade Rechtsextreme vertreten ihre Position im Netz oft „sehr laut“, wie Eich erklärte. Wer damit in Kontakt komme, wisse oft nicht, wie er sich verhalten solle. Der Dynamik im Netz sollten die Trainingsprogramme auf die Spur kommen, wichtig sei, eine klare Position zu beziehen – aber gewaltfrei. Idealerweise solle man konstruktiv diskutieren und beim ursprünglichen Thema bleiben. (dpa/mp)

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