Quallen, wie hier die Ohrenquallen, brauchen einen Temperaturschock, um sich gut zu vermehren.
  • Quallen, wie hier die Ohrenquallen, brauchen einen Temperaturschock, um sich gut zu vermehren.
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Glibber-Alarm: Groß und giftig: Quallen-Invasion in der Ostsee

Die Plagegeister der Ostsee sind wieder da: Quallen. Es sind nicht nur viele, sie sind auch viel größer als sonst. Leider sind es nicht nur harmlose Ohrenquallen, es sind auch vereinzelt Feuerquallen darunter. Warum sie gerade jetzt so häufig auftreten, erklärt eine Expertin.

„Vor drei Wochen haben wir speziell in der Eckernförder Bucht ein sehr dichtes Aufkommen an Ohrenquallen, vereinzelten Feuerquallen und Rippenquallen beobachten“, sagte die biologische Ozeanographin Cornelia Jaspers.

Ostsee: Viel mehr Quallen als üblich gesichtet

Ohren- und Rippenquallen sind harmlos. Aber um Feuerquallen sollten Badende einen großen Bogen machen, das Nesselgift ihrer teils mehrere Meter langen Tentakel brennt höllisch.

Feuerquallen bereiten Schmerzen.

Viel unangenehmer als Ohrenquallen: Feuerquallen wurden vereinzelt auch in der Ostsee gefunden. Der Kontakt mit nackter Haut bereitet erhebliche Schmerzen.

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Die für Menschen harmlosen Rippenquallen tauchten schon im Mai auf. Normalerweise lassen sie sich erst im Spätsommer blicken. Der Grund sei ein hoher Salzgehalt im Wasser, wie Forscherin Jaspers erklärte: „Im Winter ist sehr viel salzreiches Wasser aus der Nordsee und dem Kattegat in die südwestliche Ostsee geströmt“.

Ohrenquallen in der Ostsee: ungefährlich und ungeliebt

Das würde beispielsweise bei der Rippenqualle  „Meerwalnuss“ die Fortpflanzung stark ankurbeln. Da sie nicht giftig ist, sei sie für Menschen ungefährlich. Dafür haben aber heimische Fische ein Problem mit ihr. Denn sie frisst ihnen die Nahrung weg.

Ohrenquallen in der Ostsee sind ungefährlich.

Eigentlich sehen sie richtig schön aus: Ohrenquallen. Nur beim Schwimmen sind sie lästig. Aber ungefährlich.

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Auch der warme Winter habe den Bestand der Rippen- und auch der heimischen Ohrenquallen gefördert, sagte Jaspers. Statt zwei bis drei Grad, wie sonst in den vergangenen 40 Jahren, sei das Wasser diesmal um die fünf Grad warm gewesen. Weil Quallen auch im Meer treibende Organismen (Zooplankton) fressen, können sie zudem zu Sauerstoffschwund beitragen.

Eckernförder Bucht: Besonders viele Quallen

Und was macht eigentlich die Qualle namens Blackfordia virginica, die 2014 erstmals im Nord-Ostsee-Kanal gesichtet wurde? „Wir haben sie dort wieder zahlreich und auch früher als sonst beobachtet“, berichtete Jaspers.

Die Brackwasser liebende Quallenart könne auch gut mit einem niedrigen Salzgehalt leben und folglich ein zusätzlicher Nahrungskonkurrent für Fische in der Ostsee werden, wenn sie sich dort etablieren sollte, und damit zu einem echten Problem. „Bisher haben wir die Blackfordia nur sporadisch in der Kieler Bucht entdeckt“, schilderte Jaspers.

Quallen sind Millionen Jahre alt

Quallen gibt es schon seit 550 Millionen Jahren. Einige Quallenarten sind giftig und gefährlich für den Menschen. Das schreckt viele Urlauber ab. Aber in ihrem eigenen Ökosystem sind sie wichtig. Zum Beispiel fresse der vom Aussterben bedrohte Europäische Aal im Sargassomeer Quallen.

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Welche genaue Schlüsselrolle Quallen insgesamt im Ökosystem haben, sei aber noch weitgehend ungelöst, wie Jespers erläutert. Im September soll eine Expedition über das aktuelle Verbreitungsgebiet der Glibbertiere aufklären. (dpa/san/mk)

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