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  • Foto: picture alliance/dpa

Fall im Norden: Pastor hetzt gegen Homosexuelle – und darf weiter predigen

Bremen –

Unglaublich: In der St.-Martini-Gemeinde in Bremen schießt ein evangelischer Pastor gegen Homosexualität, bezeichnet sie sogar als „todeswürdig“. Schwulenverbände sind schockiert; die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Volksverhetzung. Trotzdem darf er noch predigen.

Es geht um Audioaufnahmen aus dem Seminar „Biblische Fahrschule zur Ehe“ von Pastor Olaf Latzel. Wie der „Spiegel“ berichtet, hatte der 52-Jährige dort im Oktober 2019 nicht nur Ehebruch und Pornografie verteufelt, sondern auch Homosexualität – diese sei „genauso todeswürdig“ und einer der „Degenerationsformen der Gesellschaft“. Laut ihm sei die Debatte um Genderrollen ein „Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung“ und zutiefst „teuflisch und satanisch“.

Bremen: Pastor hetzt gegen Homosexuelle – und darf weiter predigen

Diese schockierenden Aussagen ließen Schwulenaktivisten nicht auf sich sitzen: Am 30. April wurde von Robert Dadanski vom Verein Christopher Street Day (CSD) Bremen ein Strafantrag gegen den Pastor eingereicht. Auch Reiner Neumann, Vorstand des Vereins „Rat&Tat“erstattete im April Anzeige.

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Trotz der vorliegenden Audioaufnahme aus seinem Seminar dementiert Latzel die Vorwürfe in einer öffentlichen Mitteilung. Als er von „Verbrechern“ sprach, meinte er laut eigenen Angaben nicht Homosexuelle, sondern „militante Aggressoren, die uns als Gemeinde in den letzten Jahren immer wieder angegriffen und gotteslästerlich diffamiert haben“. An seiner Position, dass Homosexualität eine Sünde sei, halte er aber fest – schließlich werde sie in der Bibel als solche deklariert.

Suspendierung von Latzel noch nicht möglich

Laut einem Statement der St. Martini Gemeinde Bremen gab es ein Dienstgespräch zwischen ihm und der Bremischen Evangelischen Kirche am 6. Mai, in der nächsten Sitzung könne ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet werden.

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Eine Suspendierung aus der Gemeinde sei aber „nicht rechtskonform“. Dafür müsse es notwendig sein, Dritte zu schützen oder es müsse eine schwere Straftat im Raum stehen. Beleidigungen und Diffamierungen würden rechtlich nicht ausreichen. Man müsse zunächst das Ergebnis der Behörden abwarten.

Olaf Latzel bereits in er Vergangenheit negativ aufgefallen

Dabei ist Latzel kein unbeschriebenes Blatt: 2015 zog er in einer Predigt über den Buddhismus und den Islam her, wie der „Spiegel“ berichtet. Auch von Geschlechergleichheit halte er offenbar wenig: 2008 sollte Pastorin Sabine Kurth in der St.-Martini-Kirche eine Trauerfeier halten, durfte laut ihm die Kanzel aber nicht betreten und auch keinen Talar tragen.

Auch intern werden nun Stimmen lauter, die Latzel suspendieren wollen. Ein weiteres Dienstgespräch findet am 14. Mai statt.

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