Kapitän auf der Gorch Fock

Fregattenkapitän Elmar Bornkessel auf der „Gorch Fock“ Foto: Ulrich Perrey/dpa

Neues Konzept für junge Leute: Mit der „Gorch Fock“ über den Atlantik

Kurs New York für das Segelschulschiff der Marine. An Bord der „Gorch Fock“ wird dann nicht nur die Stammcrew sein. Wie junge Menschen mit Work & Travel an Bord gehen können.

Einmal mit der „Gorch Fock“ über den großen Teich? Mit Work & Travel (Arbeiten und Reisen) wirbt das Segelschulschiff der Deutschen Marine mit einem neuen Konzept um Nachwuchs. Das Programm habe eine niedrige Einstiegsschwelle, Interessierte müssten sich nur für sechs Monate verpflichten, sagte Kommandant Elmar Bornkessel in einem Interview. „Und dann kann man nächstes Jahr bei der Amerika-Reise dabei sein.“

Gorch Fock soll Atlantik im Frühjahr 2026 überqueren

Im Frühjahr soll der 89 Meter lange Dreimaster in Richtung USA aufbrechen. Am 4. Juli wollen Crew und Schiff in New York an den Feierlichkeiten zum 250. Unabhängigkeitstag teilnehmen. Nach weiteren Stationen – unter anderem in Boston – soll Ende Juli von Halifax aus die Rückreise über Island nach Kiel starten.


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„Es gibt ein besonderes Bewerbungsverfahren“, so Bornkessel. Nach drei Monaten Grundausbildung und einem Monat in einem Heimatschutzverband warte nach der Marineschule die Bark. Es folge einer von drei gut sechswöchigen Reiseabschnitten der Amerikareise der „Gorch Fock“. Danach ende die Dienstzeit. „Oder man sagt: Ich upgrade und bleibe länger.“

100 freie Plätze pro Jahr

Neben körperlicher Fitness müssen Teilnehmende die Enterausbildung am Übungsmast der Marineschule abschließen. Spätestens am 16. Februar muss der freiwillige Wehrdienst beginnen. „Wir haben pro Reiseabschnitt 25 Plätze“, sagte Bornkessel. Das Programm wolle er nach der Amerika-Reise fortsetzen und pro Jahr 100 Plätze dafür anbieten.

Zahlen über den Stand an Bewerbern konnte die Marine nicht liefern. Ende Juli berichtete die Bundeswehr jedoch allgemein von einem Anstieg bei freiwilligen Wehrdiensten um 15 Prozent im Vorjahresvergleich auf 11.350 Soldaten (Stichtag 21. Juli).

„Die ,Gorch Fock‘ ist diesbezüglich zeitlos“

Für Bornkessel hat das Schiff nichts von seiner Faszination eingebüßt. „Die ,Gorch Fock‘ ist diesbezüglich zeitlos“, so der 49-Jährige. Das Schiff bringe Menschen die Seefahrt auf besondere Weise näher. Das zeigte sich auch an den Schlangen beim Open Ship am Kieler Sartorikai vor wenigen Tagen. 

Noch am Vormittag soll das Schiff zu einem Ausbildungstörn mit Zwischenhalt in Bremerhaven auslaufen mit 30 Jugendlichen im Rahmen der „Bundeswehr Discovery Days“ an Bord. „Leerfahrten brauche ich nicht“, sagte Bornkessel. Die Jugendlichen sollen mitanpacken. Er habe seine Hilfe bei der Nachwuchsgewinnung angeboten. „Ich bin aber kein Recruiter.“

Die „Gorch Fock“ im Hamburger Hafen. picture alliance / ABBfoto
Die Gorch Fock beim Einlauf in den Hamburger Hafen vergangenen Freitag.
Die „Gorch Fock“ im Hamburger Hafen.

In Bremerhaven soll die „Gorch Fock“ an der „Sail 2025“ teilnehmen, dann geht es weiter nach Amsterdam, wo 60 Jugendliche als Teil des Projekts „Meer. Gorch Fock. Erleben“ an Bord kommen und bis Wilhelmshaven mitsegeln. Das nächste Ziel ist Edinburgh, wo 75 Offizieranwärter des Militärfachlichen Dienstes dazustoßen. Die Rückkehr nach Kiel ist für den 16. September vorgesehen.

Es geht nicht nur um seemännische Ausbildung

Für angehende Offizierinnen und Offiziere geht es an Bord jedoch nicht nur um die seemännische Ausbildung. Für ihn ginge es im Wesentlichen um andere Dinge, sagte Bornkessel. „Kriegstüchtigkeit heißt ja nicht nur moderne Schiffe, Munition, gute Ausrüstung, sondern es ist auch das Mindset, das wir benötigen, um in den Kampf zu gehen und Gefechte zu führen.“

Marinesoldaten auf der „Gorch Fock“ Stefan Sauer/dpa
Marinesoldaten im Mast der Gorch Fock
Marinesoldaten auf der „Gorch Fock“

Grundlegende Tugenden wie Durchhaltefähigkeit, Teamfähigkeit und in gewisser Weise Tapferkeit seien wichtig, weiß Bornkessel. Das sei vielleicht etwas in den Hintergrund gerückt. „Jemand, der bei 40 Knoten in die Takelage geht, um ein Segel zu packen, der zeigt eine Form von Tapferkeit, die mit Sicherheit auch an Bord von modernen Kriegsschiffen in der Operationszentrale wieder abgerufen werden kann.“

„Der Druck ergibt sich aus der Notwendigkeit der Situation“

Jegliche Ausbildung an Bord von modernen Kriegsschiffen könne immer nur Simulation sein, so der Kommandant. An Bord des Segelschiffes herrsche ein anderer Druck. „Der Druck ergibt sich aus der Notwendigkeit der Situation, dass wir mit der ,Gorch Fock‘ auf den Weltmeeren unterwegs sind, Wind und Wetter ausgesetzt sind.“

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Auch deshalb will Bornkessel nicht nur wieder mehr Zeit mit der „Gorch Fock“ auf See verbringen, sondern wieder mehr segeln als früher. Künftig soll es wieder mehr Frühjahrs- und Herbstreisen des Schiffs geben. Die Törns im Frühjahr sollen dabei den Fokus auf Work & Travel haben. (dpa/mp)

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