Direkt vor den Toren Hamburgs: Bauprojekt für 2500 Menschen – und das im Grünen
Noch nutzen Landwirte die Flächen zwischen den alten Eichen als Getreidefelder. Bereits in wenigen Jahren sollen aber hier inmitten von Norderstedt die ersten von später bis zu 2500 Menschen einziehen können. Schleswig-Holsteins viertgrößte Stadt entwickelt mit der „Grünen Heyde“ eines der aktuell größten Wohnungsbauprojekte in Schleswig-Holstein.
Rund 1200 Wohnungen sollen es werden – inmitten einer parkartigen Grünlandschaft. Für Autos werden am Rand des Geländes Parkhäuser gebaut, die Wege im Wohngebiet sollen weitgehend den Menschen vorbehalten bleiben. Eine Kita soll entstehen, mehrere Schulen sind ganz in der Nähe.
Baugebiet so groß wie Helgoland
Das 47 Hektar große Baugebiet – etwa halb so groß wie Helgolands Felseninsel – liegt in der Nähe der U-Bahn- und AKN-Strecke nach Hamburg und Kaltenkirchen. Im Norden und Süden der „Grünen Heyde“ sollen Busse halten. Im Inneren des Gebiets, das aus mehreren unterschiedlich strukturierten Wohngebieten und vielfältigen Grünflächen besteht, soll es so wenig Verkehr wie möglich geben.
Lebensmitteileinzelhandel ist innerhalb der Flächen nicht vorgesehen, denn das würde Lieferverkehr mit Lastwagen bedeuten. Mehrere Discounter und Supermärkte sind allerdings ganz in der Nähe. Kleinere Geschäfte wie ein Kiosk oder ein Bäcker seien aber denkbar.
Standorte für Leihfahrräder geplant
Geplant wird die „Grüne Heyde“ bereits seit 2012. In frühestens zwei Jahren sollen die ersten Bebauungspläne fertig sein. Dann könnte mit dem Bauen begonnen werden. Bis alles fertig ist, dürfte ein Jahrzehnt vergehen, sagt der Erste Stadtrat Christoph Magazowski. Es seien verschiedene Investoren beteiligt, die einzelnen Abschnitte sollen nach und nach entstehen.
Norderstedt im Kreis Segeberg ist eine Autofahrerstadt mit entsprechenden Verkehrsproblemen. Einen radikalen Wandel bringt auch das neue Wohngebiet nicht. Der Stellplatzschlüssel beträgt nach Magazowskis Angaben im Schnitt 1,0. Das heißt, zu jeder Wohneinheit gehört ein Auto-Stellplatz. Aber eben nicht unbedingt direkt vor der Tür, sondern überwiegend in sogenannten Mobility-Hubs. Hier seien auch Standorte für Leihfahrräder geplant.
Außergewöhnliches Projekt
Etwa die Hälfte des Entwicklungsgebiets soll aus Grünflächen bestehen. Dazu gehören nach Magazowskis Angaben Spiel- und Sportplätze. Ein Teil der Natur werde aber geschützt sein und weitgehend sich selbst überlassen bleiben. Die Energieversorgung soll von den Stadtwerken über ein Nahwärmenetz erfolgen. In der „Grünen Heyde“ könnte ein Blockheizkraftwerk mit Erdwärme- und Abwärmenutzung entstehen. Außerdem sei Photovoltaik vorgesehen.
Das könnte Sie auch interessieren: Hier schwebt ein ganz besonderes Bauwerk in Altona ein
Ein Blick in das nördlichste Bundesland zeigt, wie außergewöhnlich das Projekt ist. Es gibt in der Größenordnung wenig Vergleichbares. In Kiel nähert sich das innerstädtische Entwicklungsgebiet an der Hafenspitze Hörn dem Abschluss. Dort ist verdichtete Bebauung mit sechs und mehr Geschossen für Wohnen und Arbeiten entstanden. In der Landeshauptstadt sollen außerdem auf einer ehemaligen Militärfläche in Holtenau Ost mehr als 2200 Wohnungen entstehen, im Süden ist ein 100 Hektar großes Baugebiet mit ebenfalls rund 2200 Wohnungen geplant. (dpa/mp)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.