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Balettchef Kot Angriff
  • Ballettchef Marco Goecke soll eine Journalistin mit Kot angegriffen haben. (Archivbild)
  • Foto: dpa

Ballettchef schmiert Kritikerin Kot ins Gesicht – jetzt gibt es Konsequenzen

Ekel-Attacke in der Staatsoper Hannover! Ballettdirektor Marco Goecke (50) hat eine Kritikerin der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) mit Hundekot beschmiert (MOPO berichtete). Die Staatsoper teilte am Montagnachmittag mit, welche Konsequenzen jetzt folgen. Zusätzlich ermittelt laut Medienberichten sogar die Polizei. Der Ballettchef selbst hatte sich auf seinem Instagram-Kanal zu dem Vorfall geäußert und pöbelte dort erst richtig los.

„Marco Goecke hat durch seine impulsive Reaktion gegenüber der Journalistin gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen und damit das Publikum, die Mitarbeitenden des Hauses und die allgemeine Öffentlichkeit auf das Extremste verunsichert”, teilte die Staatsoper Hannover am Montag mit. Damit habe er der Staatsoper und dem Staatsballett Hannover massiv geschadet.

Staatsoper Hannover schmeißt Ballettchef raus

Die Theaterleitung suspendiere ihn mit sofortiger Wirkung und erteile ihm bis auf Weiteres ein Hausverbot, um Ballettensemble und Staatstheater „vor weiterem Schaden zu schützen”. Das Niedersächsische Staatstheater gebe dem Ballettdirektor in den nächsten Tagen Gelegenheit, sich umfassend zu entschuldigen und der Theaterleitung gegenüber zu erklären, bevor weitere Schritte eingeleitet werden. Die Leitung entschuldigte sich bei den Premierengästen und dem gesamten Publikum.

Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung und Körperverletzung wegen des Vorfalls in der Staatsoper von Hannover. Zunächst würden Zeugen vernommen, sagte eine Polizeisprecherin am Montag dem Evangelischen Pressedienst. Auf ihrer Facebook-Seite bittet die betroffene FAZ-Tanzkritikerin Wiebke Hüster Zeugen sich bei der Polizei zu melden.

Ballettchef pöbelt auf Instagram

Auch in anderen sozialen Medien geht es hoch her: Eine Userin äußert auf Instagram Verständnis für seinen Ausraster – eine vorige Rezension der FAZ-Journalistin sei „gemein“ gewesen und habe an Mobbing gegrenzt. Dazu schreibt Goecke: „Sehr richtig! Vielen Dank! Nach 20 Jahren diese Scheisse lesen war das Maas voll“ (sic). Klingt wie ein Geständnis, dass Goecke sich mit der ekligen Schmiererei an Journalistin Wiebke Hüster rächen wollte – für kritische Berichterstattung.

Als jemand schreibt: „Gehört aber dazu“, schreibt der Ballettdirektor: „Nein! Gehört nicht dazu! Ich arbeite seit 25 Jahren und schlechte Kritiken sind mir egal. Aber es gibt Grenzen! Das würde sich niemand der ein Geschäft hat gefallen lassen!“ Auf weitere kritische Kommentare reagiert er pöbelnd, nennt User „Nazi“ oder „Looser“. Ob Goecke die Kommentare selbst verfasst hat oder jemand den Account für ihn betreut, ist unklar. Offiziell geäußert hat er sich zu dem Fall bisher nicht. Sein Management und das Theater stellten in Aussicht, dass er dies in den kommenden Tagen tun werde.

So äußerte sich der Ballettdirektor am Montag auf Instagram. Instagram/Marco Goecke
Instagram-Kanal Marco Goecke
So äußerte sich der Ballettdirektor am Montag auf Instagram.

Zu dem Eklat kam es am Samstagabend bei der Premiere des Ballettabends „Glaube – Liebe – Hoffnung“. In der Pause soll sich Ballettdirektor Marco Goecke im Foyer der nichts ahnenden FAZ-Tanzkritikerin Wiebke Hüster in den Weg gestellt haben, heißt es einem FAZ-Bericht am Montag. Persönlich waren sie einander bislang nicht bekannt. Was sie bei der Premiere zu suchen habe, habe er gefragt. Dann drohte er mit Hausverbot und warf ihr vor, immer so schlimme persönliche Kritiken zu schreiben. Und dass sie für die Kündigungen von Theater-Abos verantwortlich sei.

Hannover: Ballettdirektor war sauer wegen Kritik

Warum die Wut? Die FAZ mutmaßt, dass er sich durch ihre Rezension seines Ballettabends „In the Dutch Mountains“ provoziert gefühlt habe, die einen Tag zuvor erschienen war. Hier schrieb Wiebke Hüster unter anderem: „Man wird beim Zuschauen abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht.“

Blick in den Saal der Staatsoper Hannover. (Archivfoto) dpa
Oper Eklat
Blick in den Saal der Staatsoper Hannover. (Archivfoto)

Goecke wurde immer wütender – bis er schließlich vor den Premierengästen handgreiflich wurde. „Er zog eine Papiertüte mit Tierkot hervor und traktierte das Gesicht unserer Tanzkritikerin mit dem Inhalt“, schreibt die FAZ. Dann verschwand er im Getümmel des Foyers. Der Ballett-Chef hatte im Foyer seinen Dackel dabei, vermutlich stammt der Ekel-Inhalt der Papiertüte von ihm.

FAZ-Kritikerin weinte nach dem Angriff

„Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien“, so die FAZ-Kritikerin nach der Attacke. Sie habe unter Schock gestanden und geweint. Die Pressesprecherin des Theaters half ihr, sich im Waschraum der Intendanz zu säubern. Dann sei sie zur Polizeistation Hannover-Mitte gefahren und habe Anzeige erstattet. Wiebke Hüster behauptet, dass die Attacke geplant gewesen sei: „Das war Vorsatz.“

Das Staatstheater Hannover bestätigte in einer Mitteilung den Vorfall und entschuldigte sich. Arbeitsrechtliche Schritte gegen Goecke würden nun geprüft, hieß es weiter. Der vielfach prämierte Marco Goecke ist seit der Spielzeit 2019/2020 Ballettdirektor der Staatsoper Hannover. Mit seinem eigenwilligen Stil gilt er als eine der unverwechselbarsten choreographischen Stimmen der Gegenwart, heißt es über ihn.

„Gestörtes Verhältnis zur Kritik“

„Goeckes Grenzüberschreitung offenbart das gestörte Verhältnis eines Kunstschaffenden zur Kritik“, heißt es bei der FAZ. Für die Zeitung ist die Attacke mehr als nur ein Angriff auf ihre Mitarbeiterin. „Der Vorfall löst auf erschreckend tatsächliche Weise ein, was in Kunstkreisen inzwischen offenbar häufig über Kritik und Kritiker gedacht und gesagt wird.“

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Erwähnt wird in diesem Zusammenhang auch Karin Beier, Intendantin des Schauspielhauses in Hamburg. Im Oktober 2021 sagte sie demnach gegenüber dem Deutschlandradio, was sie von Kritiken und Rezensionen halte: Sie seien „Scheiße am Ärmel der Kunst“.

Frank Rieger, Landesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) in Niedersachsen, sprach von einer Attacke auf die Pressefreiheit. „Ein Künstler muss – ebenso wie wir Journalisten – Kritik ertragen, auch wenn sie überzogen erscheinen mag“, so Rieger. „Wer auf Kritik mit Gewalt reagiert, der ist nicht tragbar.“

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Es war übrigens nicht die erste Attacke eines Kulturschaffenden auf einen Mitarbeiter der FAZ. Im Jahr 2006 hatte der erboste Schauspieler Thomas Lawinky von den Städtischen Bühnen Frankfurt einem FAZ-Theaterkritiker den Notizblock weggerissen. Der Darsteller wurde gefeuert.

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