Wetterfest eingepackt schiebt diese Zwergengruppe einer Berliner Kita einen Bollerwagen.
  • Chancenungleichheit beginnt laut einer neuen Studie schon bei der Anmeldung zur Kindertagesstätte. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance / ZB | Arno Burgi

„Alarmierend”: Arme Kinder bei Kita-Betreuung im Nachteil

Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden hat ergeben: Kinder aus ärmeren und weniger gebildeten Familien werden bei der Vergabe von Kita-Plätzen nach wie vor benachteiligt. Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Touré will die soziale Ungleichheiten im Kita-System verringern.

„Bildung darf nicht von den wirtschaftlichen Verhältnissen der Eltern oder der Herkunft abhängen”, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Es kann nicht sein, dass Kinder stigmatisiert und benachteiligt werden.”

Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Touré (Grüne). picture alliance / dpa/Marcus Brandt
Touré spricht während der Landtagssitzung am Rednerpult.
Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) bezeichnet die Ergebnisse einer neuen Studie zum Kita-System als „alarmierend”.

Zudem sei der Betreuungsbedarf von Kindern, bei denen zu Hause überwiegend kein Deutsch gesprochen werde, zu einem größeren Teil ungedeckt als bei Gleichaltrigen mit Deutsch als Familiensprache. „Armut darf kein Ausschluss-, sondern muss vielmehr ein Teilhabefaktor sein”, sagte Touré. Die Ergebnisse seien alarmierend. „Die vorliegende Studie unterstreicht, was mir Betroffene vor Ort erzählen: Chancenungleichheit beginnt oft schon damit, dass Behördenprozesse und das Amtsdeutsch teils viel zu kompliziert sind.”

Ministerin Touré: „Armut muss zum Teilhabefaktor werden”

Um Eltern den Zugang zu Anmeldungen erleichtern, biete das Land seine Kita-Datenbank mehrsprachig und in Leichter Sprache an. Die Politik müsse genau im Blick haben, wie Maßnahmen angenommen würden und bei Bedarf nachschärfen. „Deshalb bin ich im Land unterwegs und komme mit den Menschen vor Ort ins Gespräch, und zwar gerade dort, wo soziale Ungleichheiten leider besonders deutlich werden”, sagte die Ministerin. 

Das könnte Sie auch interessieren: Überfordertes Personal – Gewalt gegen Kita-Kinder nimmt zu

Um Ungleichheiten zu verringern, habe das Land die Sozialermäßigung für Kita-Elternbeiträge ausgeweitet, damit mehr Familien mit kleinen und mittleren Einkommen davon profitierten. Da Sprache ein entscheidender Faktor für Teilhabe sei, gebe es mit Ablauf des Bundesprogramms ein dauerhaftes Landesprogramm Sprach-Kitas. Dieses ermögliche Kitas, eine zusätzliche Sprachfachkraft einzustellen. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp