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  • Der Satiriker und Abgeordnete Nico Semsrott tritt aus der „Partei“ aus. Grund seien die rassistischen Tweets des Partei-Gründers.
  • Foto: picture alliance/dpa

Zoff um rassistische Tweets: Abgeordneter aus Hamburg tritt aus „Die Partei“ aus

In typischer Satire-Manier verkündete der Hamburger Europaabgeordnete der „Partei“ Nico Semsrott (34) seinen Austritt aus eben dieser. Der Grund ist Parteigründer Martin Sonneborn – dessen Tweets empfindet Semsrott als unangebracht.

Schon oft stand Martin Sonneborn wegen seiner Posts auf der Plattform Twitter in der Kritik. Diese nahm er allerdings bislang nicht an – Rassismus-Vorwürfe und Co. schmettert der einstiege Chefredakteur des Satire-Magazins „Titanic“ locker ab.

Austritt aus der Partei: Abgeordneter kritisiert Gründer

In der vergangenen Woche hatte Sonneborn ein Foto veröffentlicht, auf dem er ein T-Shirt mit der Aufschrift „AU WIEDELSEHERN, AMLERIKA! abem Sie Guter FrLug runtel! Printed in China für Die PARTEI“ trug.

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Nachdem seine Follower ihn daraufhin kritisierten, repostete der Politiker einen Tweet über ein anstößiges Cover des „Titanic“-Magazins von 2002, auf dem „So sehen Asiaten die WM!“ sowie nur ein schmales Bild des Fußball-Spielens abgedruckt sind. Er kommentierte diesen mit: „Gut, ich ziehe ein Jackett drüber… Smiley!“.

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Martin Sonneborn: Satiriker, Mitglied des Europäischen Parlamentes und Bundesvorsitzende der Partei „Die Partei“.

Foto:

picture alliance / Gregor Fische

Semsrott beschreibt den Gründer der „Partei“ als „deutschen, weißen über 50-Jährigen, der zu den oberen 10 Prozent“ gehört: „Als Europaabgeordneter genießt er darüber hinaus unzählige Extra-Privilegien: Jackpot“, schreibt Semsrott in seiner Austrittserklärung auf seiner eigenen Webseite

Scharfe Kritik: Sonneborn soll Privilegien nicht ausnutzen

Wenn man über diese Privilegien verfüge, so Semsrott, solle man wenigstens symbolisch versuchen, eine Veränderung der Verhältnisse zu schaffen.  

Schon vor einem Jahr habe Semsrott mit dem Gründer der Partei über Tweets und Äußerungen rassistischer Natur gesprochen „und ihn vor einigen Tagen gebeten, über sein Posting nachzudenken und sich zu entschuldigen“. Sonneborn befolgte diesen Rat nicht. „Das ist also kein Versehen, er will das eindeutig so“, empört sich Semsrott.

„Partei-Loser“ bleibt vorerst Europaabgeordneter

Aus diesem Grund wolle der Satiriker die Partei nun verlassen und nicht weiter „sein Gesicht hergeben“ für das Projekt von Martin Sonneborn. 

Das „schreckliche Mandat im EU-Parlament“ wolle er aber als „Partei-Loser“ bis zum Ende ausführen. Die Dienstbezüge (vor Steuern und Abgaben) eines EU-Abgeordneten betragen 8.932,86 EUR im Monat.

Sonneborn rudert zurück: „Es tut mir leid“

In einem Facebook-Beitrag äußerte sich der Parteigründer zu den Rassismus-Vorwürfen und über Semsrotts Austritts-Erklärung. Er erläutert den Hintergrund des Skandal-Tweets: Dieser sei in Anspielung auf die Bezeichnung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump für das Coronavirus entstanden. Trump hatte dieses nämlich nachdrücklich das „China-Virus“ genannt.

Sonneborn hätte sich deshalb bei der Gestaltung des Shirts „sprachlicher Stereotype bedient und ein billiges Klischee aufgenommen“. Er habe jedoch die Wirkung des T-Shirts unterschätzt, es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass sich jemand davon rassistisch diskriminiert fühlen könne.

Nach weiteren Erklärungen entschuldigt sich der Parteigründer dann schließlich doch: „Es tut mir leid, dass Menschen durch die Reproduktion dieser Stereotype verletzt wurden“, schreibt er.

Sonneborn bedankt sich für „deprimierende Zusammenarbeit“

Für seinen Kollegen Semsrott hat er weniger demütige Worte übrig: Er bedankt sich für die „deprimierende Zusammenarbeit“. Der folgende Wunsch für eine erfolgreiche Zukunft klingt dann doch eher sarkastisch.

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