Der Fahrer von damals steht am Donnerstag vor Gericht (Archivbild).
  • Der Amok-Fahrer von damals stand am Donnerstag vor Gericht (Archivbild).
  • Foto: Marius Roeer

Wütender Puff-Besucher rast in Menschengruppe – späte Gerechtigkeit für Opfer?

Es war eine Amokfahrt im Alkohol- und Drogenrausch: 2017 raste ein wütender Bordell-Gast vor dem Billigpuff „Flat99“ in eine Menschengruppe. Ein Mann wurde schwer, ein anderer leicht verletzt. Jetzt steht der 32-jährige mutmaßliche Täter vor Gericht.

Die Videoaufnahmen einer Überwachungskamera machen sprachlos: Ein Autofahrer rast rückwärts mit einem Golf in eine Gruppe von vier Männern, die vor dem Billigpuff „Flat99“ in Tonndorf stehen. Nur mit viel Glück können sie sich in den Eingangsbereich retten. Doch einer von ihnen erleidet eine schwere Beinverletzung.

Mit seinem Auto rammte der Mann den Eingangsbereich (Kreis) und verletzte einen der Männer schwer. Marius Roeer
Flat99 Tonndorf Eingangsbereich
Mit seinem Auto rammte der Mann den Eingangsbereich (Kreis) und verletzte einen Mann schwer.

Es ist die Nacht zum 6. November 2017, als es in dem Bordell am Albert-Schweitzer-Ring Ärger gibt mit einem Besucher. Der damals 27-Jährige ist betrunken, pöbelt rum, legt sich mit einem Gast an. Ein Sicherheitsmitarbeiter und ein weiterer Mann gehen dazwischen, fordern ihn zum Gehen auf. Als ihm der Gast, mit dem er sich zuvor gestritten hatte, gegen 0.30 Uhr nach draußen folgt, gehen auch die anderen Männer hinterher, darunter Gäste und Angestellte des Puffs.

Mann rast nach Zoff im Puff in Männergruppe

Während die Männer vor der Tür stehenbleiben, steigt der Angeklagte in einen VW Golf und rast mit Vollgas gegen eines ihrer dort geparkten Fahrzeuge. Schaden laut Anklage: 2000 Euro. Dann setzt er zurück und rast in die Männergruppe, die vor dem Puff steht. Während zwei von ihnen Glück haben, werden die anderen beiden bei der Amokfahrt verletzt. Einer leicht, der andere schwer.

Security-Mitarbeiter Mamer G. erleidet drei Schienbeinbrüche und einen Fußgelenkbruch. Auch das Gewebe und die Gefäße seines rechten Beins werden verletzt. Die MOPO besucht den damals 26-Jährigen im Krankenhaus, wo er mehrere Operationen über sich ergehen lassen musste. „Ich habe ganz normal meinen Job gemacht und ihn rausgeschmissen“, erinnert er sich an die verhängnisvolle Nacht. „Danach bin ich runtergegangen und habe nachgeschaut, ob er das Gelände auch wirklich verlassen hat“. Zwei Sekunden später sei es dann zur Katastrophe gekommen. „Danach hat mein Kollege meine Hand genommen und mich reingezogen.“

Rambo-Fahrer nach Wut-Crash vor Gericht

Der Fahrer flüchtet zunächst mit dem Golf, lässt den völlig demolierten und nicht mehr fahrtauglichen Wagen dann an der Kuehnstraße zurück und flieht weiter zu Fuß. Rund 200 Meter weiter wird er von einer Polizeistreife gefasst.

Laut Anklage soll er nicht über eine Fahrerlaubnis verfügt und unter dem Einfluss von Alkohol und Betäubungsmitteln gestanden haben.

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Eigentlich sollte der Prozess gegen den 32-Jährigen bereits im vergangenen Jahr stattfinden, die Hauptverhandlung wurde jedoch zwei Mal verschoben. Am Donnerstag beginnt der Prozess nun vor dem Amtsgericht Wandsbek. Dann muss er sich wegen Eingriffs in den Straßenverkehr, Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Trunkenheit im Verkehr, gefährlicher Körperverletzung und unerlaubten Entfernens vom Unfallort verantworten.

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